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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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verrostete Metall dunkel verfärbte, als die Flüssigkeit eindrang und nach unten lief. Er konnte die alkoholischen Dämpfe riechen, als das Spray ihm ins Gesicht wehte.
    Er hatte das Tor repariert. Trotzdem konnte er noch immer sein Knarren hören. Es war, als würde er einen Teil seines Lebens abermals durchleben – nicht von dem Augenblick an, als die Polizei ins Haus kam und ihn an seinem letzten Tag in Freiheit verhaftete, sondern von einem früheren Zeitpunkt an. Ihm schien, als sei er, kurz bevor alles angefangen hatte, schiefzugehen, wieder in sein eigenes Leben getreten.
    Nach ein paar Minuten richtete Quinn sich auf. Es war nicht dasselbe Haus und nicht dasselbe Tor. Seine Erinnerungen hatten ihn in die Irre darüber geführt, was in die Vergangenheit und was in die unmittelbare Gegenwart gehörte.
    Von einer Erinnerung wusste er jedoch, dass sie real war, und zwar von derjenigen, die ihm in den vergangenen vierzehn Jahren nie aus dem Kopf gegangen war. Bei ihr handelte es sich nicht um ein trügerisches Déjà-vu-Erlebnis, sondern um die Erinnerung an Blut – an Blut, das sich sammelte und durch ein goldfarbenes Feld strömte.
    Es hatte zu regnen begonnen. Er hatte nicht bemerkt, dass die Wolken dichter geworden waren, hatte nicht einmal daran gedacht, einen Blick in den Himmel zu werfen. Er zog seine Jacke an und stülpte die Kapuze über. Doch sein Gesicht war bereits nass, und von den Bäumen tropfte noch mehr Wasser auf ihn herab.
    Quinn hatte zwei Jahre zuvor begonnen, Pläne zu schmieden, und zwar an dem Tag, als er erfuhr, dass er ein letztes Mal verlegt werden würde. Es war an einem Morgen Anfang April gewesen, an einem Tag, als die Birken, die vom Hof des Gartree-Gefängnisses zu sehen waren, bereits ihre Form und Farbe
veränderten und die ersten Anzeichen des Frühlings ihre Äste verschwimmen ließen.
    »Sie werden in den offenen Strafvollzug verlegt«, hatte ihm der Gefängnisdirektor mitgeteilt. »Her Majesty’s Prison Sudbury. Das ist in Derbyshire. Damit sind Sie Ihrem Zuhause viel näher, Quinn. Ihre Familie kann Sie dann leichter besuchen.«
    Quinn hatte den Mann angestarrt, als spräche er eine Fremdsprache. Und das hätte auch durchaus sein können, so wenig Sinn ergab das, was er sagte. Quinn wartete auf die Übersetzung, doch es kam keine. Der Gefängnisdirektor warf einen Blick auf die Akte, die auf seinem Tisch lag, sah allerdings nicht, dass Quinn im Gartree-Gefängnis keine Besuche von Familienangehörigen bekommen hatte, nicht einen einzigen in acht Jahren.
    »Freut Sie das denn nicht, Quinn?«
    »Oh. Doch, Sir.«
    »Sie können froh sein, hier rauszukommen. Ich weiß, dass es nicht immer leicht für Sie war. Sie haben eine ziemlich harte Zeit hinter sich, nicht wahr?« Der Gefängnisdirektor blätterte eine Seite der Akte vor ihm um. Er versuchte nicht, sie zu lesen. Er tat nicht einmal so. Er blätterte sie nur mit seinen langen, weißen Fingern um, als könne er Quinns Erinnerungen der Vergangenheit übergeben, indem er eine Seite umblätterte, eine Akte schloss und sie in die Schublade eines Büroschranks legte. War denn alles dort auf dieser Seite seiner Akte, zusammengefasst in ein paar Absätzen, die eine Gefängnissekretärin getippt hatte?
    »Eine ziemlich harte Zeit. Ja, Sir.«
    Der Gefängnisdirektor sah Quinn unsicher an, entspannte sich aber, als er sah, wie ruhig sein Häftling war.
    »Sie werden feststellen, dass das Leben im Sudbury-Gefängnis um Welten einfacher ist. Und es ist natürlich ein weiterer Schritt in Richtung Ihrer Entlassung.«
    Er lächelte hoffnungsvoll. Doch irgendetwas ging in Quinn
vor sich. Sein Körper schien sich mit einer Wolke giftigen Gases zu füllen, die von irgendwo tief in seinem Bauch aufstieg und sich durch seine Gedärme schlängelte, seine Lunge flutete und in sein Gehirn sickerte. Er wartete irritiert, dass die Wolke sich verflüchtigte, ehe er sprechen konnte.
    »Vielen Dank, Sir.«
    Ein weiteres Lächeln, diesmal allerdings ein anderes. Ein ironisches Lächeln. »Vorausgesetzt, Sie zeigen sich von Ihrer besten Seite, Quinn. Sie möchten doch nicht wieder hier landen, oder?«
    Der Gefängnisdirektor wartete ein paar Sekunden auf eine Antwort, dann wurde ihm unbehaglich. Er schloss die Akte mit einem leichten Rascheln und einem Klicken. »Vielleicht wird es eine Weile dauern, bis Sie es begriffen haben. Das verstehe ich schon, Quinn. Falls Sie mit irgendjemandem darüber sprechen möchten, geben Sie einfach Mr. Jeavons

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