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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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sie einen Schuh verloren hatte. Sie hatte ihre Flip-Flops getragen, was auf dem feuchten Boden ein Fehler war, da ihre Sohlen glatt und rutschig waren.
    Rebecca begann automatisch, den Kopf zu heben, um nach dem Schuh Ausschau zu halten. Sie schrie und hörte nicht auf
zu schreien, als der Schmerz in ihrem Gehirn einschlug, von der Schädeldecke abprallte und ihren ganzen Körper durchflutete, wobei er jeden Muskel und jeden Nerv zu durchtrennen schien. Ihr Kopf fiel auf den Boden zurück, und der Kreislauf der Qualen begann aufs Neue. Ihre Finger krümmten sich, scharrten an den Fliesen und hinterließen willkürliche Muster auf der feuchten Oberfläche. Ihr Magen krampfte sich zusammen und beförderte schubweise Gallenflüssigkeit in ihren Mund. Tränen sammelten sich in ihren Augen und liefen ihr an den Wangen hinunter.
    Rebecca stellte fest, dass ihre Atmung abgehackt und keuchend war, und versuchte, sie zu beruhigen. Irgendwie musste sie eine Lösung finden. Ihr war klar, dass sie schwer verletzt und allein im Haus war. Sie konnte um Hilfe rufen, aber nicht lauter, als sie bereits vor Schmerzen geschrien hatte. Ihr Schreien hallte ihr noch immer in den Ohren wider.
    Das Haus war annähernd luftdicht und gut isoliert. Niemand würde sie hören, es sei denn, jemand stand unmittelbar vor einem der doppelt verglasten Fenster. Und ihre nächsten Nachbarn wohnten fast dreihundert Meter entfernt. Rebecca lauschte, ob auf der Straße ein Auto vorbeifuhr, doch alles, was sie hörte, waren der Wind und der Regen.
    Sie wusste, ihre einzige Chance war, sich zum Telefon zu schleppen. Doch allein der Gedanke daran ließ sie vor Schmerzen zusammenzucken. Es bestand keinerlei Hoffnung, dass sie das nächste Zimmer erreichen würde, ohne vor Schmerzen ohnmächtig zu werden und sich vielleicht noch mehr Schaden zuzufügen. Hätte sie doch nur ihr Mobiltelefon in der Tasche gehabt. Aber sie wusste, dass es noch dort war, wo sie es zuvor hingeräumt hatte – in ihrer Handtasche auf dem Esszimmertisch.
    Jeder Gedanke bereitete ihr Kopfschmerzen. Ihre Tränen flossen schneller, als ihr klar wurde, dass sie vermutlich warten musste, bis jemand zum Haus kam und sie fand. Doch sie
rechnete damit, die ganze Nacht und den ganzen morgigen Tag allein zu sein.
    Langsam wurde Rebecca bewusst, dass noch irgendetwas nicht stimmte. Sie dachte an ihre Hündin Milly, die in der Waschküche geschlafen hatte. Sie hätte aufwachen oder in irgendeiner Weise auf ihr Schreien reagieren müssen. Wenn sie Milly doch nur hätte berühren können, ihre Nähe hätte spüren können. Die Gegenwart eines anderen Lebewesens hätte ihr bestimmt ein klein wenig Sicherheit gegeben.
    Doch im Haus herrschte eine Stille, die nicht normal war. Trotz ihrer Schmerzen hatte Rebecca den Eindruck, dass diese Stille sie auf irgendein Detail hinwies, das durch den Sturz aus ihrem Gedächtnis verdrängt worden war – irgendetwas, das sie nicht ganz begreifen konnte, weil sie nicht mehr imstande war, sich richtig zu konzentrieren.
    Dann fiel ihr das Geräusch ein, das sie gehört hatte, kurz bevor sie stürzte. Es war das weiche, schmatzende Geräusch gewesen, mit dem sich die Hintertür öffnete.

6
    In Parson’s Croft brannte kein Licht, als Dawn Cottrill auf das Haus zufuhr – nicht einmal die Sicherheitsbeleuchtung ging an, als sie mit ihrem Wagen in die Einfahrt einbog und die Bewegungsmelder sie hätten wahrnehmen müssen. Das genügte bereits, um sie davon zu überzeugen, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Seit Andrea, die bereits in Panik war und sich das Schlimmste ausmalte, sie vor einer Stunde aus London angerufen hatte, hatte Dawn unentwegt versucht, ihre Schwester zu erreichen. Rebecca war weder an ihr Festnetztelefon noch an ihr Handy gegangen. Andrea hatte natürlich sofort die Polizei verständigen wollen, aber Dawn war es gelungen, sie davon abzubringen. Und das bereute sie jetzt. Hier oben in Aston, wo es keine Straßenbeleuchtung gab und alle Häuser durch Bäume voneinander abgeschirmt wurden, war es einfach ein bisschen zu dunkel. Rebecca vergaß nie, abends die Außenbeleuchtung einzuschalten.
    Dawn war jedoch gut gerüstet. Sie tastete im Handschuhfach nach ihrer Taschenlampe, die sie immer dabeihatte, falls sie einmal eine Panne haben sollte. Schade, dass Jeff an diesem Abend auf einer Konferenz in Birmingham war, denn sie hätte ihn jetzt gerne bei sich gehabt. Manche Dinge musste sie aber auch allein schaffen, und nach ihrer Schwester zu sehen war

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