Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
zuckte mit den Schultern. »Ich wollte es nicht wissen. Ich bin inzwischen wieder verheiratet und hab eine neue Familie. Für mich ist das, was passiert ist, Vergangenheit. Und Quinn würde doch sowieso nicht hierher zurückkommen, oder?«
»Wir sind der Meinung, dass er durchaus eine Bedrohung für Sie darstellen könnte, Sir«, sagte Fry.
»Was?«
»Mansell Quinn wurde am Montagmorgen aus dem Gefängnis entlassen, wird aber seitdem vermisst.Wir haben Grund zu der Annahme, dass er sich womöglich hier in der Gegend aufhält.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Außerdem vermuten wir, dass er bereits eine Person angegriffen hat. Wir kennen zwar seine Absichten nicht, aber wir sind äußerst besorgt.«
»Eine Person angegriffen? Wen?«
»Tja, es wird bald in den Nachrichten sein. Seine Exfrau wurde gestern Abend ermordet.«
Proctor starrte sie mit beinahe glasigem Blick an. »Rebecca? Und was hat das mit mir zu tun? Warum sind Sie hier, anstatt nach Quinn zu suchen?«
»Falls er weitere Gewalttaten plant, hat er möglicherweise Sie als potentielles Opfer im Sinn, Sir.«
»Was für ein Haufen Blödsinn«, sagte Proctor. »Hier reagiert doch irgendjemand über, finden Sie nicht? Wie, sagten Sie, ist Ihr Name?«
»Fry. Detective Sergeant Fry.«
»Ist das alles auf Ihrem Mist gewachsen?«
Fry wurde langsam sauer. Er schien andeuten zu wollen, dass sie eine Neurotikerin war, die sich wegen Nichtigkeiten aufregte.
»Nein, Sir. Auch auf höherer Ebene gibt es Bedenken. Wir sind hier, um Ihnen anzuraten...«
»Ich meine, Mansell Quinn... na ja, die Sache wurde doch schon vor vierzehn Jahren zu den Akten gelegt. Was sollte Quinn von mir wollen? Ich hab doch niemandem was getan. Ich war doch derjenige, dem etwas angetan wurde. Wenn Quinn herkommt, dann um sich zu entschuldigen.«
Fry holte tief Luft. »Wir raten Ihnen, alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, Mr. Proctor. Halten Sie Türen und Fenster geschlossen, machen Sie niemandem auf, den Sie nicht identifizieren können, sorgen Sie dafür, dass immer jemand weiß, wo Sie sind, und bleiben Sie in Kontakt mit uns.«
»Ich glaub nicht, dass das nötig ist.«
»Wir hoffen nicht, Sir. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wir können Ihnen eine Telefonnummer geben, die Sie anrufen können, wenn Sie Bedenken haben. Natürlich wäre es noch besser, wenn Sie die Gegend für eine Weile verlassen würden. Vielleicht könnten Sie mit Ihrer Familie in den Urlaub fahren oder bei Freunden unterkommen?«
»Sie machen Witze, oder?«, sagte Proctor. »Haben Sie sich hier mal umgeschaut? Wer, glauben Sie, kümmert sich um den Campingplatz? Wir haben zurzeit absolute Hochsaison. Wenn ich zwei Stunden weg bin, kommt hier alles zum Erliegen.«
»Und was ist mit Ihrer Familie? Die könnte doch irgendwohin fahren.«
»Connie und ihre Kinder? Schön wär’s.«
»Nur bis die Situation unter Kontrolle ist.«
»Bis Sie Mansell Quinn geschnappt haben, meinen Sie? Tja, darauf kann ich lange warten.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Tut mir leid, Sergeant, aber ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass Sie ihn schnappen werden. Ich kenn euch doch – ihr könnt gerade mal frische Luft schnappen. Wenn Quinn sich aus dem Staub gemacht hat, wird er erst dann geschnappt
werden, wenn er es selbst will. Das ist meine Meinung.«
Fry zögerte, weil sie noch immer Bedenken hatte, dass Raymond Proctor den Ernst der Lage und die unmittelbare Gefahr, in der er sich befand, nicht begriffen haben könnte.
»Welche Sicherheitsvorrichtungen haben Sie hier, Sir?«
Proctor lachte ihr ins Gesicht. »Denken Sie da an so was wie Stacheldraht und Suchscheinwerfer? Meinen Sie, ich sollte mir einen Hund anschaffen? Vielleicht zwei Rottweiler, die im Garten patrouillieren? Oder ein paar Fußangeln und Überwachungskameras?« Er sah zum Fenster hinaus, und Fry glaubte, zum ersten Mal eine Spur von Unsicherheit in seinem Blick zu erkennen. »Nichts davon würde Quinn aufhalten.«
»Wir können Ihnen leider keinen Schutz bieten, Sir«, sagte sie.
»Das erwarte ich auch nicht. Glauben Sie mir, ganz bestimmt nicht. Dass so ein Trottel von Polizist an meinem Tor rumhängt? Das würde gar nichts bringen, sondern nur meine Kunden verscheuchen.«
»Wir könnten veranlassen, dass in regelmäßigen Abständen eine Streife vorbeikommt.«
»Oh, wenn es Ihnen Spaß macht. Sind Sie jetzt endlich fertig?«
Proctor setzte eine gleichgültige Miene auf. Es war die Art von Gesichtsausdruck, den
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