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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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momentan für die Tierwelt interessierte.
    »Ja, ich glaub schon«, entgegnete Cooper und hielt besorgt nach Entenküken Ausschau, die einen selbstmörderischen Sturzflug planten.
    Im Eingangsbereich der Höhle befanden sich mehrere breite, aus dem Fels gehauene Terrassen. Seiler-Familien hatten hier vor Jahrhunderten ihre Werkstätten errichtet, indem sie ihre Häuser in den Boden bauten und mit winzigen Türen und Fenstern versahen, sodass die Seilerbahnen, auf denen sie arbeiteten, gleichzeitig die Dächer ihrer Häuser waren. Der Ruß ihrer Feuer hatte die Felswände schwarz verfärbt.
    Auf der obersten Terrasse sah eine kleine Gruppe von Touristen einem Führer dabei zu, wie er Hanfschnüre von Haspeln zu Rollenpfosten spannte und sie mit Hilfe eines Schlittens und einer Winde mit rotierenden Haken zu einem Seil flocht.

    Amy und Josie liefen den unbefestigten Hang zu einer Rekonstruktion eines Seiler-Hauses hinunter. Das Dach war aufgeklappt, damit die Höhlenbesucher in den Wohnraum sehen konnten, weil es sonst zu dunkel gewesen wäre, um überhaupt etwas erkennen zu können. Im Inneren des Hauses war gerade genug Platz für einen Kamin, zwei Stühle und ein paar Betten, die mit Stroh bedeckt und wie ein Regal in die Wand eingelassen waren. Plötzlich lachten die Mädchen nervös.
    »Wer ist denn er ?«
    »Ein Seiler, nehme ich an«, sagte Cooper.
    Auf einem der Stühle am Kamin saß eine ausgestopfte Figur. Sie war schwarz gekleidet und hatte ein blasses, formloses Gesicht mit klobigen Augen, die ausdruckslos in eine düstere Ecke starrten.
    »Er ist ein bisschen unheimlich«, sagte Amy.
    »Er ist nur so was wie eine Guy-Fawkes-Puppe.«
    »Dann sollte man ihn verbrennen.«
    Cooper blinzelte, als er beobachtete, wie Amy zurückging, um sich der Gruppe bei der Vorführung anzuschließen. Josie blieb bei ihm und starrte in das Haus. Sie war die Nachdenklichere der beiden Mädchen, und er vermutete, dass sie versuchte, sich vorzustellen, wie das Leben für die Seiler-Familien gewesen sein mochte. Oder er hoffte zumindest, dass sie das versuchte. Woher sollte er wissen, ob sie nicht in irgendeiner Phantasie über Flammen und Opferungen schwelgte. Er verstand Kinder nicht besonders gut.
    Cooper schnüffelte und atmete den Geruch des Hanfs ein, der durch die Hände des Führers glitt. Er roch nach nassem Pferdehaar.
    Dabei kam ihm der Gedanke, dass Besucher in damaligen Zeiten die Höhle vermutlich schon lange, bevor sie sie sehen konnten, gerochen hatten. Die Seiler hatten hier Tiere gehalten: Packpferde, Rinder, Ziegen und sogar Schweine wegen ihres Talgs. Ihre Ausscheidungen waren vermutlich zusammen
mit menschlichen Exkrementen in den Bach entsorgt worden, der aus der Höhle floss. Für die vornehmen Besucher des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts muss das ein ziemlicher Kulturschock gewesen sein.
    »Willkommen im Devil’s Arse«, sagte Alistair Page, als er auf die Terrasse kam und sich neben ihn stellte. »Der Rundgang durch die Schauhöhle beginnt jeden Moment. Wir mussten warten, bis die Gruppe davor wieder rauskommt. Also vielen Dank für Ihre Geduld.«
    Page sprach mit einer Manieriertheit, die Ben Cooper bereits bei der unterirdischen Rettungsübung aufgefallen war. Bei manchen Wörtern, die auf »t« endeten, betonte er den letzten Buchstaben, indem er die Zunge gegen die Zähne schnalzen ließ. Dies war bei »Moment« und bei »rauskommt« zu hören. Cooper fand das ziemlich irritierend und hörte genauer hin, um herauszufinden, ob er ein bestimmtes Schema entdecken konnte. Er stellte bald fest, dass es nur dann zu hören war, wenn das Wort am Satzende stand. Das sorgte für eine übertriebene Betonung, die einem gesprochenen Punkt glich. Jedes Mal, wenn er es hörte, stellte er sich vor, dass Page ein Ausrufezeichen ausspuckte wie einen Apfelkern, den er sich zwischen die Zähne gebissen hatte.
    Cooper rief die Mädchen zu sich, und sie folgten zusammen dem Pfad, der oberhalb der Terrassen an der Wand entlangführte. Der Übergang von der warmen Luft im Freien zum kühleren Klima der Höhle war deutlich zu spüren, als sie auf breiten Stufen in eine Kammer hinunterstiegen, die Bell House genannt wurde. Dort unten herrschten beständige neun Grad Celsius. In der Kammer hing Nebel, und von den Lampen stieg Dampf auf, wo aus Ritzen an der Decke Wasser tropfte.
    Dann betraten sie den Lumbago Walk, einen niedrigen, aus dem Fels gesprengten Tunnel. Alistair Page erklärte, dass er zum Anlass eines

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