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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Teenager an den Tag legen, wenn sie cool wirken wollen. Raymond Proctor hatte ihn im Lauf der Jahre offenbar vervollkommnet und sogar um ein leichtes Kräuseln der Lippen ergänzt, das Verachtung andeutete. Fry rechnete damit, dass er gleich mit den Schultern zucken und sagen würde: »Ja, ja, mir doch egal.«
    Da verlor sie die Geduld. Bevor sie sich zum Gehen wandte, beugte sie sich zu Proctor vor und deutete ihm mit dem Finger ins Gesicht.
    »Vergessen Sie nicht«, sagte sie, »dass zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand hierherkommen könnte, um Sie zu töten.«

    Will Thorpe zündete sich noch eine Zigarette an. Er hatte sich aus der Mulde zwischen die Bäume zurückgezogen, von wo aus er über die Dächer der Häuser am südlichen Rand von Castleton sehen konnte.
    »Du hast nicht zufällig Kippen dabei, oder?«, fragte er.
    »Nein.«
    Mansell Quinn wollte sich weder setzen noch entspannen. Er blieb zwischen den Bäumen stehen, starrte hinunter in die Gärten der Häuser, ließ den Blick über die rückwärtigen Fenster schweifen und beobachtete jeden, der in seinem Blickfeld erschien.
    »Du hast im Knast doch bestimmt geraucht«, sagte Thorpe.
    Quinn gab ihm keine Antwort.
    »Dann mach doch, was du willst.«
    »Mein Haus ist nur ein Stück die Straße rauf«, sagte Quinn.
    »In der Pindale Road? Das war dein Haus.«
    Quinn drehte sich abrupt um und legte die kurze Entfernung zwischen ihnen binnen einer Sekunde zurück. Thorpe zuckte zusammen und krümmte sich vor Hustenkrämpfen. Doch Quinn stand ungerührt vor ihm. Er sah hinauf zum Bergfried der Burg, die über dem steilen Abhang des Cavedale-Tals thronte.
    »Siehst du die Dinger, die aus der Wand des Turms herausstehen?«, fragte er.
    Thorpe keuchte und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Er wischte sich Speichel vom Mund.
    »Worauf willst du raus, Mansell?«
    »Siehst du sie?«
    »Ja, schon gut. Ich sehe sie.«
    »Die nennt man oubliettes «, sagte Quinn. »Damit haben sie früher ihre Scheiße aus der Burg entsorgt. Die Leute unten im Tal müssen regelrecht hindurchgewatet sein.«
    »Oh, sehr angenehm.«
    »Aber schon damals wussten sie, dass man seine Scheiße
loswerden muss. Man kann sich nicht das eigene Haus damit versauen. Also brummt man sie jemand anderem auf. Hab ich Recht, Will?«
    Thorpe hustete abermals. »Red schon weiter, Mansell.«
    »Nur noch eine Sache, dann lass ich dich in Ruhe.«
    Quinn hielt den Blick weiterhin auf die Burg gerichtet und beobachtete, wie sich die Gestalten in der Ferne auf den Mauern hin und her bewegten. Zwei kleine Mädchen liefen die Wendeltreppe hinauf, die in den Bergfried führte, und erschienen lachend in einem weiter oben gelegenen Rundbogenfenster. Ihre Stimmen waren noch auf der anderen Seite des Tals zu hören.
    Quinn wischte mit dem Handrücken den Schweiß und die Fliegen fort, die sich auf ihm niedergelassen hatten, als er zwischen den Bäumen stand. Doch seine Stimme war kalt wie ein plötzlicher Windstoß aus den Höhlen unter dem Kalksteintal.
    »Ich will die anderen Adressen haben«, sagte er.
    »Mansell, bist du dir sicher...?«
    Quinn drehte sich um und blickte zu Thorpe hinunter. »Hast du sie oder nicht? Hat Rebecca sie dir gegeben?«
    »Ja, aber... Ich weiß nicht, ob das richtig ist.«
    »Was?«
    Thorpe sah blinzelnd zu ihm auf. »Er hat inzwischen ein neues Leben angefangen, Mansell. Warum willst du nach so langer Zeit wieder alles ausgraben?«
    Quinn schlug beinahe blind um sich. Er riss einen Zweig von der nächstgelegenen Zypresse und zerbrach ihn, sodass die Rinde aufplatzte und das weiße Fleisch darunter sichtbar wurde. Das Holz zerbarst in seinen Händen mit einem Geräusch, das wie ein entfernter Schrei klang.
    »Alle glauben, sie könnten einfach so mit ihrem Leben weitermachen, als wäre nichts passiert.«, sagte er. »Sie werden bald merken, wie sehr sie sich getäuscht haben.«

12
    Durch den weißen Kalkstein und eine Deckschicht aus grünen Algen waren rote Eisenoxyd-Flecken zu sehen, und über die Oberfläche des mehrfarbigen Felsens lief unaufhörlich Wasser. Zu dieser Jahreszeit war das Flussbett an der Stelle, wo es aus der Peak Cavern führte, fast ausgetrocknet, doch unten in der Schlucht kam der Fluss wieder zum Vorschein und sprudelte aus einer Spalte am Fuß der Steilwand.
    Ben Cooper und seine beiden Nichten betrachteten die Dohlen, die über ihnen unablässig kreischten.
    »Nisten die Vögel auf den Felsvorsprüngen?«, wollte Amy wissen, die sich

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