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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Anfangsstadium, ja. Quinn wollte uns eine Geschichte auftischen, was den Zeitpunkt betraf, zu dem er den Pub verlassen hatte, in dem er mit Proctor und Thorpe getrunken hatte. Das war das Ye Olde Cheshire Cheese in Castleton.«
    »Ich kenne den Pub. Von dort ist es nur ein Katzensprung zum Haus der Quinns in der Pindale Road.«
    »Und das war ein ausschlaggebender Punkt, Cooper. Quinn beharrte darauf, dass er nur fünf Minuten gebraucht hatte, um vom Cheshire Cheese nach Hause zu fahren, also konnte er den Pub nicht vor Viertel nach drei verlassen haben – ungefähr zehn Minuten, bevor er den Notruf tätigte.«
    »Viertel nach drei wäre Sperrstunde gewesen. 1990 hatten die Pubs noch nicht den ganzen Tag geöffnet.«
    »Ja. Und Quinns Argument war, dass er in der kurzen Zeit unmöglich nach Hause fahren, sein Werkzeug aus dem Auto ausladen, ins Haus gehen, mit Carol Proctor in Streit geraten, mehrmals auf sie einstechen und dann den Anruf hätte tätigen können. Nicht in zehn Minuten.«
    »Ich denke, da stimme ich zu«, sagte Fry.
    »In der Tat, aber die beiden Kumpel von Quinn wollten diese Version der Ereignisse nicht bestätigen. Als wir Proctor und Thorpe befragten, sagten beide, ihr Freund hätte den Pub früher verlassen, bereits vor drei Uhr. Quinn konnte für die übrige Zeit keine Rechenschaft ablegen.«
    »Wie lange hatten sie an diesem Tag miteinander getrunken?«, fragte Cooper.

    »Mindestens seit ein Uhr. Und sie gaben alle zu, starke Trinker zu sein.«
    »Fünf oder sechs Halbe Bier? Mehr?«
    »Ihre Aussagen bezüglich der Menge stimmten nicht ganz überein«, sagte Hitchens.
    »Aber Quinn war bestimmt nicht nüchtern.«
    »Ganz und gar nicht, Cooper. Er hat sogar geschlafen, als die ersten Polizisten in der Pindale Road eintrafen.«
    Fry atmete geräuschvoll ein. »Er hat geschlafen? Während vor ihm eine Frau tot auf dem Boden in ihrem eigenen Blut lag? Was für ein Mensch ist das?«
    Sie beobachtete, wie Hitchens und Cooper beide den Blick senkten, um der Frage auszuweichen.
    »Und danach«, fuhr der Detective Inspector fort, »hat Quinn einfach behauptet, dass seine Erinnerung getrübt sei.«
    »Ich will nur hoffen, dass ihm die Details schließlich wieder eingefallen sind«, sagte Fry.

16
    Das Geräusch von Carol Proctors letztem Atemzug verfolgte ihn noch immer. Manchmal, wenn er nachts in seiner Zelle im Bett lag, hatte er sich all die Hunderttausend verzweigten Kapillaren und die Millionen von winzigen Bläschen vorgestellt, aus denen ihre Lunge bestand. Er hatte versucht, sich die Membran vor Augen zu führen, die sie bedeckte. Angeblich hatte sie nur einen Bruchteil der Dicke von Seidenpapier, aber eine Oberfläche von hundert Quadratmetern, mehr als ein Tennisplatz. Es schien unmöglich, dass es ihr misslungen war, einen Atemzug zu tun. Nur noch einen Atemzug.
    Mansell Quinn schloss die Augen und versuchte, Carols Lunge zu spüren, als sei sie seine eigene. Er versuchte zu fühlen, wie sie mit jedem Herzschlag Blut aufnahm, ihre Adern mit Sauerstoff fütterte und ihr Gehirn, ihr Herz und die anderen Organe in ihrem Körper versorgte. Und dann stellte er sich vor, wie das ganze System zum Stillstand kam wie eine Uhr – wie ihre Brust sich langsamer hob und senkte, bis der letzte Atemzug mit einem trockenen Röcheln, dem Kratzen entweichender Luft, das er gehört hatte und nicht vergessen konnte, die erschlafften Muskeln ihrer Kehle passierte.
    Die Erinnerung an dieses Geräusch machte ihn nur noch wütender. So wütend, dass er am liebsten irgendetwas kaputt geschlagen hätte.
    Quinn atmete ein paar Minuten lang tief durch, um die Kontrolle zurückzugewinnen, und setzte sich dann langsam auf. Plötzliche Bewegungen fielen stärker auf, selbst hier zwischen
den Bäumen im Schutz des dichten Farns. Doch die einzigen Menschen weit und breit waren zwei Angler am Ufer eines der Seen, die mit ihren Netzen und Ausrüstungskoffern vollkommen bewegungslos verharrten, als schliefen sie.
    Der Anblick des Zementwerk-Schornsteins auf der anderen Seite der Seen erinnerte ihn an Will Thorpe. Irgendwo hier in der Nähe musste sich der Schlafplatz befinden, von dem Thorpe gesprochen hatte, doch Quinn hatte nicht vor, an einem Ort aufzutauchen, an dem er vielleicht erwartet wurde.
    Sich mit Will zu unterhalten war erstaunlich schwierig gewesen. In den vergangenen vierzehn Jahren hatte Quinn mit niemandem über seine Vergangenheit gesprochen. Seine Mithäftlinge und sein Betreuer waren davon ausgegangen,

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