Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
paar Stunden im Garten verbracht, Wein getrunken und auf der Wiese Krocket gespielt.
»Krocket?«, fragte Fry. »Das soll wohl ein Scherz sein.«
»In bestimmten Kreisen ist dieses Spiel heutzutage ziemlich in Mode.«
Fry nickte müde, als ob sie ihm nicht glaubte, aber nicht die Energie aufbringen konnte, mit ihm zu diskutieren. »Bis wann haben sie Krocket gespielt?«
»Sie sagen bis halb zehn, was vermutlich in etwa stimmt. Zu dieser Jahreszeit ist es um Viertel nach neun noch taghell, aber eine halbe Stunde später setzt die Dämmerung ein. Wahrscheinlich haben sie sich um halb zehn darüber beklagt, dass das schlechte Licht ihr Spiel beeinträchtigt.«
»Okay. Dann haben sie also um halb zehn die Tore zusammengepackt und die Flamingos weggeräumt. Und anschlie ßend? Sind sie im Freien geblieben, um noch mehr Wein zu trinken und den Sonnenuntergang zu bewundern?«
Cooper lächelte, als er ihre mühelose Anspielung auf Lewis Caroll bemerkte, die er von jemandem, der behauptete, keine Bücher zu lesen, nicht erwartet hätte. »Sie sind ins Haus gegangen.«
»Somit können sie nach halb zehn, nachdem sie mit dem Krocketspielen aufgehört hatten, draußen nichts gesehen haben.«
»Tja, zumindest nicht bis ein Uhr nachts, als die ersten Gäste aufbrachen.«
»Das ist zu spät.«
»Ich weiß«, sagte Cooper. »Übrigens, die Newbolds haben gesagt, sie hätten einen Landstreicher in der Gegend gesehen.«
»Einen Landstreicher?«, fragte Kessen.
»Na ja, sie nannten ihn einen Vagabunden. Sie haben ihn auf der Straße zwischen ihrem Haus und Parson’s Croft gesehen.«
»Nein, nein«, sagte Kessen. »Ein Landstreicher, der zufällig vorbeikommt, als Mordverdächtiger? Das klingt doch ein wenig zu sehr nach Agatha Christie.«
»Allerdings haben sie ihn zwei Wochen vor dem Mord an Mrs. Lowe gesehen«, erklärte Cooper. »Sie dachten nur, es sei erwähnenswert.«
»Wir haben Mrs. Lowes Telefonverbindungen überprüft«, sagte Murfin. »Sie hat offenbar viel mit Familienangehörigen und Freunden telefoniert. Das hat sie zwar immer getan, aber am Montag noch mehr als sonst.«
»Vielleicht wollte sie zur Beruhigung ein paar vertraute Stimmen hören«, schlug Fry vor.
»Sie hat ihrer Tochter gesagt, dass sie niemanden braucht, der sie beruhigt. Wenn sie beunruhigt gewesen wäre, hätte ihr schon jemand Gesellschaft geleistet.«
»Gavin, es ist durchaus möglich, unabhängig sein zu wollen, sich aber trotzdem Beistand zu wünschen.«
»Tja, wenn du das sagst.«
»Ja, das tu ich.«
»Also keine ungewöhnlichen Anrufe?«, erkundigte sich Kessen.
»Wie gesagt, Familienangehörige und Freunde. Alle, die man erwarten würde: ihre Schwester, Andrea und Simon, eine Freundin aus dem Fitnessstudio, die Proctors...«
»Die Proctors?«, unterbrach ihn Fry. »Hatte sie noch Kontakt mit ihnen?«
»Sie kannte Raymond Proctor seit Jahren.«
Fry nickte. »Ja, natürlich. Dann diente dieses Telefongespräch wahrscheinlich der gegenseitigen Beruhigung, auch wenn Mr. Proctor so unbeteiligt tut.«
»Aber es gab keinen Anruf, der von Quinn selbst hätte sein können«, sagte Kessen. »Also kann man daraus folgern, dass Mrs. Lowe an jenem Abend keinen Besuch von ihm erwartete.«
Daraufhin herrschte für kurze Zeit Schweigen. Kessen wartete, stellte jedoch fest, dass niemand mehr etwas hinzuzufügen hatte.
»Okay, bis wir uns ein klareres Bild von Quinns Absichten machen können, fahren wir damit fort, die in Frage kommenden Personen vor der möglichen Gefahr zu warnen.«
»Ist das alles?«, fragte Cooper.
»Wir bieten Sicherheitsberatung an und auch Alarmanlagen, wenn jemand eine möchte. Bei einer Bedrohung dieser Stufe kann keiner von uns erwarten, dass wir vollen Personenschutz leisten. Dazu haben wir einfach nicht die personellen Kapazitäten. Aber es werden mehr uniformierte Polizisten in dieser Gegend patrouillieren. Die Division hat Verstärkung angefordert, damit die Öffentlichkeit beruhigt ist.«
»Und wer weiß, vielleicht stolpern sie sogar über Mansell Quinn«, sagte Hitchens. »Wir hatten schon öfter Glück.«
Sobald die Besprechung zu Ende war, ging Diane Fry auf Hitchens zu. Er machte den Eindruck, als wäre er gerne aus seinem Büro geflüchtet, doch sie war zu schnell für ihn.
»Sir? Kann ich Sie kurz sprechen?«
»Ja, Diane?«
»Ich wäre daran interessiert, mir die Aufzeichnungen zu den damaligen Ermittlungen im Fall Carol Proctor durchzusehen, wenn Sie gerne hätten, dass jemand
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