Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
aus wie aus einem drittklassigen Horrorfilm: Ihre Gliedmaßen waren unnatürlich abgewinkelt, während dunkelrote Flecken ihr Gesicht und ihre Arme bedeckten und durch ihre Kleidung sickerten. Eine rote Pfütze verunstaltete den Teppich. Der ausgefranste Rand der Blutlache sah aus, als sei die Frau gestolpert und hätte eine Fünf-Liter-Dose mit dunkelroter Farbe verschüttet.
»Es gibt Fußspuren«, stellte Fry fest. »Auf beiden Seiten der Leiche.«
Sie hätte sie nie entdeckt, wenn die Spurensicherung am Tatort nicht jeden Abdruck mit einer weißen Markierung gekennzeichnet hätte. Auf den ersten Blick waren sie nicht mehr als Unregelmäßigkeiten im Muster der Blutflecken. Als sie jedoch
das nächste Foto in Augenschein nahm, sah sie die Nahaufnahme eines bereits angetrockneten Fußabdrucks, bei dem die Ferse deutlich zu erkennen war.
»Mansell Quinns Abdrücke«, sagte Hitchens. »Er trug die Stiefel bei seiner Verhaftung. Die Übereinstimmung war perfekt.«
»War nur an den Sohlen seiner Stiefel Blut oder auch am Obermaterial?«
»Sowohl als auch.«
»Und keine weiteren Abdrücke?«
»Nicht in der Blutlache.«
Da schaltete sich Cooper erstmals ein.
»Das könnte aber auch bedeuten, dass jemand anderer, der vorher am Tatort war, genauer als Quinn darauf geachtet hat, nicht in das Blut zu steigen«, sagte er.
Hitchens nickte. »Das hat die Verteidigung auch gesagt. Aber es gab keinerlei Hinweise, dass jemand anderer am Tatort war. Alles passte auf Quinn. In dem Szenario, das vom Ermittlungsteam entworfen wurde, stach er wiederholt mit dem Messer auf Carol Proctor ein, wobei Blut an seine Schuhe und auf seine Kleidung gelangte. Sie fiel zu Boden, und er bückte sich, um nochmals auf sie einzustechen. Er ging mehrmals um die Leiche herum, da er sich nicht sicher war, was er tun sollte. Er bewegte sie, um herauszufinden, ob sie tot war. Dann wählte er die Nummer des Notrufs.«
»Wo befand sich das Telefon?«, erkundigte sich Fry.
»Direkt neben der Tür. Es müsste ein Foto davon geben.«
»Ah, ja.«
»Sehen Sie die Blutspur?«
»Quinns Fußabdrücke?«
»Genau. Seine Fingerabdrücke wurden in dem Blut am Telefonhörer gefunden und in den Blutspuren auf den Tasten. Nachdem er den Notruf getätigt hatte, ging er zuerst zur Leiche zurück und dann quer durchs Zimmer, um sich in einen
Sessel zu setzen. Er sagte aus, dass er sich schwach gefühlt habe und dass ihm ein wenig übel gewesen sei. Er hat behauptet, er habe unter Schock gestanden.«
»Ich nehme an, das ist durchaus möglich«, sagte Fry.
»Und dort fand ihn auch die uniformierte Streife bei ihrem Eintreffen«, fuhr Hitchens fort. »In dem Sessel.«
Fry bemerkte einen flüchtigen Moment der Kommunikation, als Hitchens zu Cooper hinübersah und ihre Blicke sich trafen. Sie fühlte Ärger in sich aufwallen. Offenbar war das eine Art Test, und sie würde die beiden nicht mit ihren kleinen Geheimnissen davonkommen lassen. Sie konzentrierte sich auf die Fotos und sah sich eines nach dem anderen an. Gab es irgendetwas, das sie hätte sehen müssen, irgendein Detail, von dem die beiden glaubten, es würde ihr entgehen?
»Moment mal – stand die Haustür offen?«
»Ja«, erwiderte Hitchens.
»Was war der Grund dafür?«
»Das weiß ich nicht. Aber vergessen Sie nicht, dass Quinn die Nummer des Notrufs selbst gewählt hat. Wahrscheinlich hat er die Tür aufgemacht, damit sie ins Haus gelangen konnten, wenn sie eintrafen.«
»Hat er gesagt, dass es so war?«
»Soweit ich weiß, konnte er sich nicht mehr erinnern.«
»Wieder der Schock?«, fragte Fry. »Das kann manchmal ziemlich praktisch sein, finden Sie nicht?«
Sie spürte, dass Cooper sie jetzt ebenfalls beobachtete.
»Gab es blutige Fußabdrücke im Flur?«, erkundigte sie sich.
»Hm, da bin ich mir nicht sicher. Aber es macht keinen Unterschied. Alles passte zusammen.«
»Und die Waffe?«
»Die war in der Küche. Es sah so aus, als hätte er das Blut daran abwaschen wollen. Quinn wurde unmittelbar am Tatort festgenommen. Die Sache hat sich sozusagen von selbst gelöst. Und nachdem Quinn verhört worden war, hat er seine Aussage
sowieso widerrufen und sich schuldig bekannt. Also kein Problem.«
»Die Ähnlichkeiten zum Mord an Rebecca Lowe liegen auf der Hand«, sagte Fry, »mit dem einzigen Unterschied, dass dort kein Verdächtiger vor Ort war. Ich nehme an, das erste Mal war ihm eine Lehre.«
»Im Fall Carol Proctor ging es doch um ein Alibi«, sagte Cooper.
»Im
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