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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Birdwatching und bestellte in der Bibliothek weitere Bücher über Naturgeschichte und Geologie. Einer der Zeitschriften lag ein Kalender mit Landschaftsaufnahmen von Derbyshire bei, den er an der Wand seiner Zelle aufhängte. Eines Tages merkte ein Aufseher, der Schließdienst hatte, an, dass er die Seite nicht umgeblättert habe, obwohl der vergangene Monat bereits seit sechs Tagen
zu Ende sei. Doch der vergangene Monat war der Januar gewesen. Auf dem Foto war die verschneite Landschaft von Castleton bis zu den Hängen des Win Hill zu sehen.
    Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Zwei Golfer gingen über ein Grün des Platzes nördlich der Angelseen, doch sie waren zu weit entfernt, um ihn sehen zu können. Quinn ließ den Blick abermals zu den Anglern schweifen und legte sich dann wieder im Farn auf den Boden.
    Es war in einer Ausgabe der Zeitschrift Peak District gewesen, wo Quinn den Artikel über die Höhlen von Castleton gefunden hatte. Er hatte über die so genannte »Höhlen-Atmung« gelesen, die abwechselnd in entgegengesetzte Richtungen verlaufende Luftbewegung am Eingang zu einer Höhle. Sie konnte kleine Lebewesen aus ihrer natürlichen Umgebung in die Tiefe saugen, von wo sie nie wieder zurückkehrten. »Zufällige« nannte man sie. Durch Höhlen-Atmung eingesaugte Lebewesen.
    Mansell Quinn gefiel diese Vorstellung. Er glaubte, man könne auch ihn als Zufälligen bezeichnen. Er war in die Dunkelheit gezogen worden. Doch jetzt war er auf dem Weg nach draußen. Er hatte gelernt, die Atmung zu kontrollieren.

17
    Als Cooper vor der Moorland Avenue 14 stand, fiel ihm auf, dass die Millstone Edge von der Wohnsiedlung aus ebenfalls zu sehen war. Er war dort vor ein paar Jahren ab und zu geklettert. Die breite Steilwand lag zum Teil im Schatten, wodurch sie gewellt aussah wie die Kruste einer Pastete. Die Vorfahren der Männer, die heute in Hathersage lebten, hatten dort oben an den Sandsteinwänden gearbeitet und die Mühlsteine herausgemeißelt, für die die Region bekannt geworden war – dieselben Mühlsteine, die jetzt in vergessenen Haufen auf den Hängen lagen.
    Fry hielt sich diesmal nicht mit der Klingel auf, sondern hämmerte mit dem Klopfer gegen die Tür von Enid Quinns Haus. Das Geräusch klang hohler und hallte stärker wider denn je. Doch inzwischen wusste Cooper, dass es an den kahlen Wänden im leeren Flur lag.
    »Ich nehme an, meine Nachbarn haben ihre Nase in Dinge gesteckt, die sie nichts angehen«, sagte Mrs. Quinn, als sie sie hereinließ. »Aber hier in der Gegend sind die Leute nun mal so.«
    »Eine Nachbarin von Ihnen hat Ihren Sohn am Montagnachmittag hier in der Nähe gesehen.«
    »Oh?«
    Mrs. Quinn nahm auf der Couch dieselbe Position ein wie bei ihrem letzten Besuch. Sie drehte den Rücken dem Fenster zu, und ihr helles Haar wurde vom Licht umrahmt. Anstatt stehen zu bleiben, setzte sich Fry in einen der Sessel und gab
Cooper ein Zeichen, dasselbe zu tun. Er schloss daraus, dass Mrs. Quinn ihrer Meinung nach zu den Menschen gehörte, die sich nicht einschüchtern ließen.
    »Mansell war hier, nicht wahr?«
    »Ich vermute, es hat jetzt keinen Sinn mehr, es abzustreiten.«
    »Jetzt nicht mehr, wo er über alle Berge ist.«
    Enid Quinn wartete gelassen. Fry hatte ihr keine Frage gestellt, und sie würde sich nicht dazu hinreißen lassen, von sich aus etwas zu sagen.
    »Warum haben Sie uns das nicht schon früher gesagt, Mrs. Quinn? Warum haben Sie uns angelogen?«
    »Wie ich gestern schon sagte, meine Generation war nicht so sprunghaft, wie man es heutzutage ist.«
    »Sie sprachen von der Ehe.«
    »Mag sein. Aber es gibt noch andere Verpflichtungen, andere Bindungen an Menschen, die einem am Herzen liegen. Verpflichtungen, die man nicht ignorieren kann.«
    »Trotzdem halten Sie Ihren Sohn für einen Mörder.«
    Mrs. Quinn saß abermals einen Moment lang ruhig da, die Hände bewegungslos im Schoß. Sie wirkte in jeder Hinsicht wie eine gelassene Frau, die nicht von ihrem Gewissen geplagt wurde.
    »Ja, das tue ich«, sagte sie. »Aber das ändert nichts daran, dass ich meinen Sohn liebe und bereit bin, ihm meine Tür zu öffnen, wenn er vorbeikommt.«
    Fry und Cooper tauschten einen Blick. Mrs. Quinn würde zweifellos nichts zugeben, was sie nicht zugeben wollte.
    »Was wollte Ihr Sohn?«, erkundigte sich Cooper.
    »Er wollte nichts von mir. Nichts, außer etwas zwischenmenschlichem Kontakt. Und den konnte ich ihm doch nicht verweigern, oder?«
    »Hat er Ihnen irgendwas über

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