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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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»ich frag mich, ob Quinn verstanden hat, warum ihn seine Frau nicht mehr besuchte. Was Häftlingen oft den Rest gibt, ist die Erkenntnis, dass ihre Frau oder Lebensgefährtin nicht mehr zu Hause auf sie wartet, sondern jemand anderen kennen gelernt hat. Das ist der häufigste Grund für Fluchtversuche. Sie setzen sich in den Kopf, dass sie die Angelegenheit regeln könnten, wenn sie ein paar Tage zu Hause wären.«
    »Quinns Frau hat vor zehn Jahren die Scheidung eingereicht, während er im Gefängnis war«, sagte Fry. »Außerdem hat er seine volle Haftstrafe abgesessen. Oder zumindest bis zu seiner automatischen Entlassung, was dasselbe ist.«
    »Vielleicht ist er einfach ein geduldiger Typ?«
    »Möglicherweise.«
    Cooper dachte über Quinns dreizehn Jahre und vier Monate im Gefängnis nach.Viele Schwerverbrecher wurden ein Mal von ihrer Familie besucht und dann nie wieder. Die Bereitschaft
ihrer Frauen und Kinder, sie zu besuchen, überstand nicht die Erniedrigung der ersten Leibesvisitation. Einige Kinder wuchsen mit der Erklärung auf, ihr Vater sei ein Monster, und lernten, das zu glauben. Sie entwickelten die Gewohnheit, ihre Identität zu verbergen und Fragen nach ihren Eltern auszuweichen, um der Scham zu entgehen.
    Und für einen Häftling wie Quinn waren dreizehn Jahre eine lange Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen, wie es dazu gekommen war, dass er allein war. Eine viel zu lange Zeit. Währenddessen konnte sich ein Mann in seiner Phantasie lebhaft ausmalen, was in der Welt draußen und bei ihm zu Hause vor sich ging, vielleicht sogar in seinem eigenen Bett. Unter Umständen konnte er eine überzeugende Verschwörungstheorie entwickeln. Und er konnte sich ganz bestimmt Feinde ausdenken – Feinde, die es zu vernichten galt.
    Doch noch schlimmer war die Vorstellung, dass Quinn geduldig ausgeharrt, seine Phantasie genährt und auf die Gelegenheit gewartet hatte, Rache zu üben. Oder Vergeltung , wie Mrs. Quinn es genannt hatte. Dazu war allerdings mehr als Geduld nötig gewesen. Sein Verhalten glich eher der Beharrlichkeit eines Jägers, der bereit war, so lange zu warten, bis Beute in Schussweite war.
    Cooper lief ein Schauer über den Rücken. Er hatte bedächtige, besonnene Mörder schon immer erschreckender gefunden als jene, die im Affekt töteten. Sie waren die undurchschaubarere Art von Mördern.
    »Ich muss sagen, das klingt, als hätten sich alle gegen Quinn verschworen«, sagte er. »Seine Frau, seine Freunde – keiner von ihnen hat sich hinter ihn gestellt.«
    »Vielleicht waren sie alle froh, ihn los zu sein«, erwiderte Fry. »Ich glaube, ich wäre es an ihrer Stelle auch gewesen. Aber Quinn denkt ganz bestimmt, dass an allem, was geschehen ist, jemand anderer schuld ist. Ich wette, er hat eine ganze Liste von Leuten, die er verantwortlich macht.«

    »Dann glaubst du also, er geht nach Plan vor?«
    »Es muss einen Grund geben, warum er sich in der Gegend aufhält. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich das Weite suchen.«
    »Es gibt Bande zu einem Ort wie diesem, die nur schwer zu durchtrennen sind.«
    »Keine Familienbande in diesem Fall. Die wurden gründlich durchtrennt.«
    »Aber da ist er keine Ausnahme«, sagte Cooper. »Fast die Hälfte aller Häftlinge verlieren den Kontakt zu ihren Familien, während sie in Haft sind. Wie viele Inhaftierte gibt es landesweit, siebzigtausend? Und die meisten davon sind Männer. Und trotzdem heißt es, dass ein stabiles Familienleben der wichtigste Faktor ist, um einen ehemaligen Häftling davor zu bewahren, wieder straffällig zu werden. Was wird also aus all diesen Männern, wenn sie keine Familien haben, mit denen sie wiedervereinigt werden können?«
    »Es gibt ein System, das sich darum kümmert, Ben.«
    »Das System ist überlastet. Einige dieser Männer werden einfach vom Radarschirm verschwinden. Vielleicht schaffen es ein paar von ihnen, einen Job zu finden, sesshaft zu werden und eventuell sogar eine neue Beziehung einzugehen, aber die Übrigen... tja, wer weiß?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja, ich finde schon.«
    »Ben, ich hab letzte Woche eine Stellenanzeige für Sozialarbeiter gesehen. Vielleicht solltest du dich bewerben.«
    Cooper lief rot an. »Ich wollte damit doch nur sagen, dass vielleicht eine Menge Mansell Quinns in der Gegend rumlaufen, von denen wir nicht mal etwas wissen. Das ist ein unvermeidliches Resultat von dem ganzen Prozess.«
    Fry schien darüber nachzudenken, was er gesagt hatte, doch Cooper vermutete,

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