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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Gesicht ab. Ceti-was? Sie warf einen Blick auf die Schachtel, in der ihre Antihistamin-Tabletten verpackt gewesen waren. Sie hatte noch nie die Liste der Inhaltsstoffe gelesen – warum sollte sie auch? Aber Angie hatte Recht. Der aktive Bestandteil der Tabletten war eine Substanz, die Cetirizinhydrochlorid hieß.
    »Und warum hast du dann damit aufgehört, wenn es einem nicht schadet?«, fragte sie aus der Küche.
    Angie sah auf. Einen Moment lang schien sie kurz davor zu sein einzuschlafen. Doch Fry wollte das Thema noch nicht beenden.
    »Wenn du einsam, abgebrannt und obdachlos bist und auf der Straße betteln musst, dann weißt du, dass es Zeit ist aufzuhören«, sagte Angie. »Das heißt, wenn du noch zurechnungsfähig bist. Dann kommt die Warterei auf eine Entziehungskur. Bei mir hat es neun Monate gedauert, bis ich das Geld zusammenhatte.«
    »Aber du hast einen Weg gefunden, wie du es geschafft hast?«
    »Manchmal tut man alles, um einen Ausweg zu finden. Alles.«
     
     
    In der Nacht schreckte Fry verschwitzt aus dem Schlaf hoch. Sie hatte von Schritten auf knarrenden Fußbodendielen geträumt und von einer Tür, die im Dunkeln aufging. Sie ging
ständig auf und zu, aber niemand kam herein. Fry hatte geträumt, dass sie Angst hatte, ohne zu wissen, warum. Sie hörte die Schritte und wie die Tür sich öffnete und sah Schatten über die Wand huschen. Trotzdem kam niemand herein. Sie wachte mit einem Schrei in der Kehle auf und hatte den Geruch von Rasierschaum in der Nase – ein Geruch, der ihr schon immer Übelkeit bereitet hatte, auch jetzt.
    Es war die Anwesenheit ihrer Schwester in ihrer Wohnung, die den Albtraum verursacht hatte, und die Tatsache, dass Angie darauf bestanden hatte, über ihre Kindheit zu sprechen. Sie wusste, dass es ein großes Risiko war. Schon ein Geräusch, eine Bewegung oder ein Geruch konnte die Kette von Erinnerungen auslösen, die ihre Angst stimulierten.
    Angie selbst hatte sich in den vergangenen fünfzehn Jahren stark verändert, trotzdem sprach sie noch immer mit dem vertrauten Rhythmus, mit dem leichten Black-Country-Dialekt, der sich unter der eingeübten Monotonie aus ihrer Zeit in Sheffield verbarg. Und Fry konnte nicht umhin, eine charakteristische Geste von ihr zu bemerken, das verkrampfte Heben der Schultern, das sie sehr gut kannte, weil ihr bewusst war, dass sie es selbst genauso machte.
    Fry drehte sich um und versuchte, wieder einzuschlafen. Draußen auf der Straße hörte sie die Stimmen von zwei Männern, die laut miteinander diskutierten, und das Geschrei eines Mädchens, doch sie ignorierte beides. Wenn sie nicht im Dienst war, fühlte sie sich nicht dazu verpflichtet, sich Gedanken um das gefährliche Privatleben ihrer Nachbarn zu machen.
    Nachdem es wieder still geworden war, hörte sie nur noch den Regen. Dicke Tropfen prasselten gegen die Fensterscheibe, hart und unablässig. Doch ihr Fenster war wegen der Pollen geschlossen. Deshalb konnte der Regen nicht in ihr Zimmer gelangen, und nicht einmal die vergiftete Luft erreichte sie.

21
    Donnerstag, 15. Juli
     
     
    Am Montag, den 9. Oktober 1990, kümmerte ich mich um 15.40 Uhr infolge eines Notrufs um einen Vorfall in der Pindale Road 82 in Castleton. Zum Zeitpunkt des Vorfalls befand ich mich mit Constable 4623 Netherton in einem Streifenwagen auf uniformierter Patrouille.
    Ich parkte das Fahrzeug in der Zufahrt zu dem Grundstück, und Police Constable Netherton und ich gingen zur Eingangstür, die wir nicht abgeschlossen und ein Stück offen stehend vorfanden. Als ich die Tür ganz öffnete, sah ich einen Flur, von dem vier Türen wegführten. Zwei der Türen standen offen, doch der Flur war leer. Ich rief: »Polizei! Wer ist da?« Nachdem ich keine Antwort erhalten hatte, ging ich ein Stück weiter in den Flur hinein und rief abermals: »Polizei! Ist jemand da?« Eine unidentifizierte Person erwiderte: »Hier drin.« Ich ging davon aus, dass die Person sich im zweiten Zimmer auf der rechten Seite befand, dessen Tür offen stand. Ich gab Police Constable Netherton ein Zeichen, dass er im Flur warten solle, und betrat das Zimmer, bei dem es sich, wie sich herausstellte, um das Wohnzimmer handelte. Darin sah ich einen Mann, den ich als den Angeklagten Mansell Quinn erkannte. Er saß in einem Sessel in der Nähe des offenen Kamins, ungefähr drei Meter entfernt zu meiner Linken. Er saß in entspannter Haltung zusammengesunken in dem Sessel. Ich hatte den Eindruck, dass er geschlafen hatte, bis er von

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