Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Tür, die in einen kurzen Gang zwischen der Hintertür und der Küche führte. Er streckte den Kopf in den Gang, blickte nach links und nach rechts, lauschte auf Geräusche und machte die Tür leise wieder zu.
Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass ihn sein Besucher noch immer mit demselben eisigen Lächeln beobachtete.
»Warum legst du dich nicht ein bisschen ins Zeug, Ray?«, fragte er. »Warum sagst du mir nicht, dass ich mich kaum verändert hab, seit du mich das letzte Mal gesehen hast?«
»Du hast dich nicht viel verändert«, sagte Proctor.
»Gut. Denn du hast dich verändert, Ray. Ich kann sehen, dass du nicht mehr der Mann bist, der du vor vierzehn Jahren warst. Ich frag mich, woran das wohl liegt.«
Proctor versuchte, etwas zu sagen, aber sein Mund war zu trocken. Er ging um seinen Schreibtisch herum, wühlte in einer Schublade und förderte eine halbe Flasche Malt Whisky und ein Glas zutage.
»Endlich ein bisschen Gastfreundschaft«, sagte Quinn. »Ich nehme an, du hast noch ein zweites Glas zu bieten.«
»Nicht ohne in die Küche zu gehen.«
»Und du willst nicht, dass... Wie heißt sie gleich wieder?«
»Connie.«
»Und du willst nicht, dass Connie von deinem Besucher erfährt? Schade. Du siehst aus, als könntest du was zu trinken vertragen.«
Proctor schenkte etwas Whisky ein. Sein Blick traf den von Quinn, und er versuchte, ihm standzuhalten. Schließlich schob er das Glas über den Tisch und verschüttete vor lauter Hektik einen Teil seines Inhalts auf das Mahagoni.
»Du bist auf deine alten Tage ein bisschen nervös geworden«, sagte Quinn. Er fuhr mit dem Finger durch den verschütteten Whisky und zeichnete mit konzentriertem Gesichtsausdruck, als handelte es sich um die wichtigste Sache
der Welt, ein Muster auf die polierte Oberfläche. Proctor beobachtete ihn, die geöffnete Flasche in der Hand, und versuchte, den Mut aufzubringen, etwas zu sagen. Ihm fiel auf, dass Quinn irgendetwas kaute, da seine Kaumuskeln arbeiteten, als er mit den Backenzähnen darauf biss.
»Ich will nicht, dass du hier bist«, sagte Proctor. »Das ist nicht richtig.«
Quinn hörte auf, den bernsteinfarbenen Whisky hin und her zu schieben und blickte auf. »Nicht richtig, Ray?«
»Das ist nicht fair. Wir haben Kinder im Haus, weißt du?«
»Ja, ich weiß. Aber nicht deine Kinder, Ray. Es sind die Kinder von Wie-heißt-sie-gleich-wieder.«
»Connie. Aus erster Ehe. Zwei Teenager, Jason und Kelly.«
»Aus erster Ehe. Ja.«
»Mansell …«
»Ich hab dein Badezimmer benutzt, Ray. Hoffentlich hast du nichts dagegen. Ich musste mich waschen und rasieren, und es gibt nicht viele Orte, wo ich das tun kann.«
»Mein Gott, wie lange bist du denn schon hier?«, fragte Proctor.
»Erst seit ein paar Minuten. Die Tür war offen.«
»Connie hat dich bestimmt gehört. Aber sie hat vermutlich gedacht, dass ich es bin.«
»Ich hab sie nicht gesehen«, sagte Quinn. »Schade. Ich bekomm nicht oft die Gelegenheit, mich mit anderen Leuten zu unterhalten.«
Quinn lächelte, und Proctor sah, dass ihm braune Samenstücke zwischen den Zähnen hingen.
»Ich war früher ein geselliger Typ«, sagte Quinn. »Erinnerst du dich noch, Ray?«
»Ja.«
»Jetzt bin ich es nicht mehr. Und weißt du was, Ray? Wenn man im Gefängnis ist, denkt man, dass man nach seiner Entlassung einfach in sein altes Leben zurückkehren kann und
alles genauso wird wie vorher. Das glaubt man, ganz egal, wie viele Jahre in der Zwischenzeit vergangen sind. Es ist wenigstens etwas, woran man sich klammern kann.«
»Ja.«
»Also bin ich hierher zurückgekommen, und Castleton sieht noch ziemlich genauso aus wie früher. Außer dass jetzt jemand anderer in meinem Haus wohnt, ein völlig Fremder, das ist verdammt seltsam, Ray.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Und du. Du hast wieder geheiratet.«
Proctor nickte. »Ja.«
»Du versuchst also immer noch, deine Gene an einen Sohn weiterzugeben, Ray?«
Dann hörte Proctor, wie jemand einatmete. Als er sich umdrehte, sah er, dass Connie im Flur stand und durch die Tür Mansell Quinn anstarrte. Es wunderte ihn, dass er nicht gehört hatte, wie die Tür aufging.
Doch Quinn schien es nicht zu beunruhigen, sie zu sehen. Er lächelte sogar, als er das Whiskyglas zum Mund führte.
»Wer ist das?«, fragte Connie.
Proctor fiel ein, dass sie Quinn noch nie gesehen hatte, dass der Mann in ihrem Leben nie dieselbe Rolle gespielt hatte wie in seinem. Sie hatte zwar vermutlich nach Carols Tod die Fotos in den
Weitere Kostenlose Bücher