Der Rache Suesser Klang
wirklich nirgendwo allein hin, okay?«
»Versprochen.« Vorsichtig legte sie auf. »Simmons ist tot, nicht wahr, Ethan?«
Ethan zog sie an sich, drückte ihre Wange gegen seine Brust, und sie hörte sein Herz schlagen. »Vielleicht. Aber lass uns nicht vorgreifen. Warte. Ich muss wissen, ob Randi auch einen Anruf bekommen hat.« Ohne sie loszulassen, wählte er das Zimmer der Vaughns und unterhielt sich kurz mit Stan. Dann schaltete er die Lampe wieder aus und rutschte mit ihr unter das Laken. Hielt sie ein wenig zu fest.
Aber es machte nichts. Sie hielt ihn genauso fest. Die Angst packte sie wie eine Hand um die Kehle. »Sie hat versucht, mich zu überlisten.«
»Ich weiß, mein Schatz.« Die sanften Worte standen im starken Kontrast zu seinem verspannten Körper. »Aber sie kriegt dich nicht.«
»Sie war in Carolines Nähe.« Dana hörte, wie sich Panik in ihre Stimme schlich.
Er umfasste ihr Kinn. »Aber sie kriegt auch Caroline nicht.«
Nein, kriegt sie nicht. Max wird das nicht zulassen. Mia wird das nicht zulassen. Sie ist in Sicherheit.
»Was hat Max gesagt?«
»Dass Caroline uns nicht geglaubt hat, dass du zu viel zu tun hattest, um am Abend vorbeizukommen. Sie weiß, dass etwas nicht stimmt. Max hat ihr die Wahrheit gesagt.«
»Okay.« Sie merkte, dass sie im Rhythmus seines Herzschlags atmete.
»Willst … willst du darüber reden?«, fragte er ruhig.
»Darüber« erforderte keine weitere Erklärung. Die Bombe, die sie hatte platzen lassen. Die eine Sache, die sie niemals erzählen wollte. Und doch hatte sie damit angefangen, und nun musste sie eine Erklärung bieten. Aber der Alptraum war noch zu frisch. Der Anblick des Gesichts zu verstörend, als dass sie jetzt darüber nachdenken konnte. Dana hatte schon vor langer Zeit gelernt, ihre Ängste zu portionieren. Nun tat sie genau das, wohl wissend, dass das Schloss an der Kiste sehr zerbrechlich war. »Noch nicht. Bitte sei nicht böse auf mich. Ich kann nur … noch nicht.«
»Ich bin nicht böse, Dana.« Er klang eher traurig, und das war schlimmer als Wut. Dennoch war Traurigkeit besser als Verachtung.
Portionieren. Einteilen. Neu fokussieren. Neues Thema.
»Hat Randi denn noch einen Anruf bekommen?«
»Nein. Stan sagt, er hat sie endlich dazu gebracht, eine Schlaftablette zu nehmen, aber er ist bei ihr. Sheriff Moore hat wohl einen Deputy angewiesen, die Anrufe im Strandhaus auf Randis statt auf ihr Handy weiterzuleiten.«
»Mir gefiel die Frau. Sheriff Moore.«
»Mir gefällt sie um Längen besser, wenn Clay inklusive seiner Lizenz aus dieser Sache herauskommt.«
»Warum ist Clay kein Polizist mehr?«
Sein Seufzer verriet ihr, dass er um ihre Ausweichstrategie wusste, aber er spielte dennoch mit. »Burn-out-Syndrom, sagt er. Aber ich glaube, er ist teilweise wegen mir ausgestiegen. Er sagte, er habe schon länger überlegt, die Polizei zu verlassen, und da mir jegliche Perspektive fehlte, warum nicht mit mir ins Geschäft einsteigen?«
Dana empfand Dankbarkeit für Clay Maynard. »Er gefällt mir auch.«
»Den meisten Frauen gefällt er«, sagte Ethan trocken, und Dana hob den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen.
»So meinte ich das nicht.«
Er sah ihr direkt in die Augen. »Gut.«
Dieses einzelne, geflüsterte Wort lenkte ihren Blick auf seine Lippen, die ganz nah bei den ihren waren. Sie könnte ihn haben. Seinen Mund. Könnte jeden Zentimeter seines Körpers haben, wenn sie es wollte. Wollte sie? Konnte sie? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie mit einem Kuss einen großen Teil des Schreckens, der am Rande ihres Verstandes lauerte, mildern konnte. Vorübergehend.
Seine Hand legte sich in ihren Nacken. Warm und stark. Und jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Dennoch drängte diese Geste sie zu nichts, was genau der Antrieb war, den sie brauchte, um ihn zu küssen.
Er fuhr zusammen, als ihre Lippen seine berührten, und sein ganzer Körper verspannte sich. Seine Hand zog sie in den Kuss, bis das, was tröstend gedacht war, zu etwas Sinnlichem wurde. Seine Hände lagen an ihren Wangen und drehten ihr Gesicht so, dass sie noch perfekter zusammenpassten. Ihr Herz pochte in ihren Ohren, ihr Blut rauschte, ihr Innerstes pulsierte. Und dabei berührte er sie nur an Lippen und Wangen.
Sie hob schwer atmend den Kopf. Er auch. Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit. Aber er fragte nicht, verlangte nichts. Das würde er nicht. Aber er begehrte sie. So war er nun einmal gestrickt.
Und Gott helfe mir, ich auch.
Sie
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