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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Minuten verstrichen, bevor er sprach, und als er es tat, klang seine Stimme wie Sandpapier. »Mein Gott.«
    Vollkommen erschöpft strich sie ihm mit der Hand über die harte Ebene seines Rückens. Küsste ihn auf die Schulter, auf die Wange. Alles, was sie erreichen konnte, ohne sich bewegen zu müssen. Das Schuldgefühl würde sich irgendwann einstellen, dachte sie. Das Schuldgefühl, so unglaubliche Lust empfunden zu haben, wenn gleichzeitig jemand, den sie liebte, leiden musste. Aber jetzt war in ihr nur Platz für Erschöpfung. Und einen gewissen Frieden.
    Irgendwann erhob Ethan sich und verschwand im Badezimmer. Als er zurückkam, zog er sie an sich und schlang seine Arme um ihre Taille, und diese Geste war, als wolle er seinen Besitzanspruch geltend machen. Seine Hand legte sich unter ihre Brust, und sie seufzte zufrieden.
    »Und jetzt schlaf.« Er küsste ihre Schulter. »Keine Träume. Morgen finden wir sie.«
    Sie betete, dass er Recht behalten würde.

Chicago
    Donnerstag, 5. August, 4.30 Uhr
    Sue beobachtete den Krankenhauseingang von ihrem Wagen aus, den sie auf der Straßenseite gegenüber geparkt hatte, und wurde mit jeder Minute, die verstrich, wütender. Dupinsky hatte sich nicht blicken lassen. Das Miststück wusste, dass sie sie hatte täuschen wollen. Mit einem Stirnrunzeln sah sie einen Wagen über den Parkplatz vor dem Haupteingang kommen. Der Wagen war schon einmal vorbeigefahren, dessen war sie sich sicher. Und ein Auto, das mehr als einmal langsam vorbeifuhr, konnte nur eines bedeuten – Bullen. Nicht nur, dass Dupinsky sie durchschaut hatte, sie hatte auch noch die Bullen gerufen.
    Mit einem Knurren lenkte Sue ihr Auto zurück in den Verkehr. Es war nahezu unvorstellbar, dass Dupinsky das Krankenhaus angerufen und sich rückversichert hatte, bevor sie aus ihrem Versteck hervorkroch – wo immer dieses Versteck auch sein mochte. Sue war sicher gewesen, dass diese Frau rein intuitiv handelte, was eigentlich hätte bedeuten müssen, dass sie mit wehenden Fahnen zu der armen Caroline gestürmt kam. Verdammt. Und sie hatte geglaubt, sie hätte sich überzeugend angehört.
    Annehmen, anpassen, verbessern. Sie brauchte eine andere Möglichkeit, an Dupinsky heranzukommen, das war alles. Wenn sie mit ihr erst einmal fertig war, würde diese Schlampe wissen, wie es sich anfühlte, wenn andere sich einmischten.

Chicago
    Donnerstag, 5. August, 5.15 Uhr
    Das Kind war verflixt zäh, dachte Evie. Sie hatte geglaubt, der Junge sei ohnmächtig geworden, nachdem er durch die Tür und auf den Boden gestürzt war, und es hätte sie nun wirklich nicht gewundert. Der arme Kerl hatte seit Tagen nicht mehr richtig gegessen; was sie ihm am Morgen gegeben hatte, als sie auf Sandy gewartet hatten, war wahrscheinlich die erste nennenswerte Mahlzeit in mindestens einer Woche gewesen. Sie beobachtete, wie er auf dem Boden lag, und hasste sich für ihre Hilflosigkeit. Aber Erik war nicht bewusstlos. Oder falls doch, kam er schnell wieder zu sich.
    Dann wurde sie Zeuge der großartigsten Darbietung von Entschlossenheit, die sie je erlebt hatte, als er begann, sich mit gefesselten Händen und Füßen methodisch über den Boden zum Waschbecken zu schieben. Dort angelangt, richtete er sich auf, und es gelang ihm, mit Nase und Kinn den Hahn aufzudrehen. Er ließ das Wasser über das Klebeband über seinen Mund laufen und unterbrach ab und zu, um sein Gesicht an die Kante des Waschtischs zu drücken und am Klebeband zu schaben. Ein paar Mal fiel er zu Boden, doch er blieb nie lange liegen, sondern hob sich wieder auf die Knie und schob sich langsam, aber sicher aufwärts, bis er wieder über dem Becken stand. Schließlich hatte er einen Spalt in das Band geschabt, der groß genug zum Atmen war, denn sie hörte, wie seine Lungen sich rasselnd mit Luft füllten. Er beugte sich über das Becken und trank in gierigen Schlucken, wodurch sie daran erinnert wurde, wie lange sie nichts getrunken hatte.
    Noch einmal schabte er am Waschtisch, dann war sein Mund sichtbar, und das Band baumelte an seinem Kinn. Er wandte sich um und sah sie an, und der wilde Stolz in seinen Augen entlockte ihr ein Lächeln. Doch da ihr Mund sich durch das Klebeband auf ihren Lippen nicht verzog, nickte sie ihm nur zu.
    Er ließ sich neben der Wanne auf die Knie fallen und zog konzentriert die Brauen zusammen. Fest bissen seine Zähne auf die Unterlippe, dann öffnete er den Mund.
    Und sprach! »Ebie letzt?«
    Evie blinzelte überrascht. Er sprach.

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