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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Nach sechs Tagen Schweigen sprach dieses Kind. Letzt? Verletzt. Ihre Augen brannten. Nach allem, was er durchgemacht hatte, galten seine ersten Worte ihrem Wohlergehen. Sie schüttelte den Kopf, dann deutete sie damit auf ihn.
Und du?
    Er lächelte grimmig, aber mit tiefer Befriedigung. Dann schüttelte auch er den Kopf. »Nein.« Dieses Wort kam klar und deutlich, und er fragte sich, warum er es nicht früher ausgesprochen hatte. Er stemmte sich hoch, beugte sich über den Badewannenrand und schob sich darüber, bis sein Oberkörper in der Wanne hing. Mit einem Grunzen holte er Schwung und fiel neben ihre Beine. Sein Atem kam stoßweise.
    Einen Moment später lag er auf den Knien, sein Mund an ihrer Wange, seine Zähne nagten an dem Klebeband, das über ihren Lippen lag. Nach wenigen Sekunden nahm er den Kopf zurück. Seine magere Brust hob sich schwer, aber in seinen Augen stand noch immer Entschlossenheit. Sie konnte nur aufmunternd nicken, aber das war anscheinend genug. Er setzte erneut mit den Zähnen an und war nach einer Weile endlich in der Lage, ein Eckchen zu packen. Mit einem Rucken des Kopfes riss er es ab.
    Und ihr Mund war frei. Der erste Atemzug dehnte ihre Lungen schmerzhaft, aber es war der schönste Schmerz, den sie je gefühlt hatte.
    »Heff«, sagte er.
Schrei um Hilfe.
    Also tat sie es, schrie laut und kräftig. Dann warteten sie. Aber nichts geschah. Evie schüttelte traurig den Kopf. »Hier ist keiner, Erik.«
    Seine hellblonden Brauen zogen sich zusammen. »Al …Alec.«
    »Alec? Du heißt Alec?«
    Sein Blick war auf ihren Mund fixiert, und als er ihn hob, glitzerten seine Augen. Er nickte.
    »Alec, weißt du, wo wir sind?« Sie hatte im Kofferraum gelegen, als sie durch die Stadt gefahren waren, und keine Ahnung, wo sie waren. Aber Alec hatte vorn gesessen.
    Wieder zogen sich seine Brauen zusammen, und er schürzte die Lippen. »Guh …« Er riss frustriert den Kopf zur Seite. Evie beugte sich vor und legte den Kopf schief, bis sie sein Gesicht sehen konnte. Sie lächelte freundlich.
    »Versuch es, Alec.«
    Er schloss die Augen. »Guh … ah … wie.« Zögernd schlug er die Augen wieder auf.
    Guh-ah-wie. Evie sog scharf die Luft ein. »Gary? Gary, Indiana?«
    Er nickte aufgeregt. »Sch … sch-uul. Sch …« Er brach ab, wieder frustriert.
    Evie nickte ruhig, und er fasste sich wieder. »Häh …ch.«
    Evie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Alec. Hähch?«
    Fest presste er die Lippen aufeinander. »Du … du … du.« Seine Stimme war angestiegen, hoch, die letzte Silbe versickerte. Evie dachte hektisch nach, doch dann dämmerte es ihr und sie lächelte. »Hähnchen. Cock-a-doodle-doo.«
    Er holte tief Luft und strahlte sie an. Dann fuhr sie zusammen, und er erstarrte, als sie hörte, wie die Moteltür sich öffnete. Und schloss. Und dann sah sie, wie das Entsetzen sich wieder in seine Augen stahl, als Jane mit gezogener Pistole und wütender Miene ins Bad platzte.
    Sie trat vor und riss Alec aus der Wanne, als würde er nichts wiegen. Sie hielt ihn am Hemd und stieß ihn gegen die Wand. Alec sackte in sich zusammen und stöhnte.
    »Tu ihm nichts«, fauchte Evie, aber Jane sah sie nur spöttisch grinsend an.
    »Das habe ich auch nicht vor. Aber was dich betrifft … mit dir ist es eine ganz andere Sache. Dir werde ich gern etwas tun.« Sie zog eine Pistole aus dem Hosenbund. »Erkennst du die?«
    Evie fuhr zusammen. Das war nicht die schwarze, schlanke Waffe, mit der sie Sandy Stone umgebracht hatte. Es war eine silberne, schwere Pistole. Sie gehörte Dana.

Chicago
    Donnerstag, 5. August, 7.45 Uhr
    Das Telefon weckte ihn. Ethan hob den Kopf und erkannte rasch, dass das Klingeln vom Hoteltelefon und nicht von Danas Handy kam. Er lehnte sich über ihren warmen, schlafenden Körper und nahm den Hörer auf, bevor es weiterklingeln konnte. »Ja?«
    »Mr. Buchanan, hier spricht der Empfang. Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber wir haben hier ein Paket, das von Detective Mitchell hinterlegt wurde. Die Dame meinte, es sei wichtig.«
    Ethan erlaubte sich, ein wenig zu entspannen. Sein erster Gedanke war gewesen, dass Sue Dana ein Päckchen mit ähnlichem Inhalt geschickt hatte wie das, was gestern bei Stan und Randi eingetroffen war, aber er hatte sich rasch klargemacht, dass das im Grunde unmöglich war. Sue glaubte noch immer, dass sie Goodman für den Verantwortlichen hielten. »Danke. Könnten Sie es mit einer Kanne Kaffee hinaufschicken lassen?«
    »Das Paket ist in zehn

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