Der Rache Suesser Klang
macht.«
Dana schürzte die Lippen. »Ich habe immer alles repariert, bevor du hier aufgekreuzt bist, Herzchen.«
»Stimmt«, gab er zu. Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Ich kann dir unter den Rock gucken.« Dana lachte schnaubend und zog an dem lockeren Dachziegel. »Nicht, dass mich das stört«, fuhr David fort. »Ich dachte nur, du wolltest es vielleicht wissen.«
»Hau ab oder ich sag deiner Mutter, dass du Mädels unter den Rock guckst.«
»Mach doch. Mama wird dich bloß ausschimpfen, weil du im Rock eine Leiter hochsteigst.«
Da hatte er allerdings Recht. Nur würde Phoebe Hunter es nicht bei dem einen Tadel belassen, sondern eine längere Tirade über die Nachteile der weiblichen Unabhängigkeit beginnen; ein Mann in Danas Leben, würde sie ihr zu verstehen geben, würde alles in Ordnung bringen, was zu reparieren war. Dann würde sie ihrem einzigen unverheirateten Sohn – David – einen bedeutungsvollen Blick zuwerfen, den Dana und David wiederum nur mit einem Lächeln quittieren würden. Sie waren Freunde. David hatte ein eigenes Leben, und darin gab es Freundinnen. Sie hatte ihr eigenes Leben, und Hanover House bildete den Mittelpunkt darin. Sie stieg herab und sah ihn finster an, als sie am Boden ankam, was ihr nicht leichtfiel. David entlockte ihr immer ein Lächeln. »Du musst mir ja nicht unter den Rock gucken.«
David strahlte sie unschuldig an. »Da bin ich leider gar nicht deiner Meinung. Und jetzt lass mich mal nachsehen.«
Sie sah zu, wie er die Leiter hinaufstieg, und war dankbar, dass er gekommen war, auch wenn er sich manchmal unerträglich benahm. Sie konnte durchaus jede Menge Reparaturarbeiten erledigen, aber ein Dach bedeutete mehr Arbeit, als sie im Augenblick bewältigen konnte. »Und?«
»Da rutscht was. Ich besorge Bitumen und Schindeln und bringe es in Ordnung.« Er setzte sich abwärts in Bewegung. »Ich komme morgen Nachmittag wieder.« Als er wieder unten war, sah er sie einen Moment lang an. »Du hast Ringe unter den Augen. Was ist los?«
Dana zog eine Grimasse. »Man spricht so etwas nicht aus. Das ist unhöflich.«
Sein Grinsen hätte sie beinahe entwaffnet. »Seit wann bin ich höflich? Schließlich gucke ich auch Mädchen unter den Rock.« Er wurde wieder ernst, schaute auf die Spitze seiner Arbeiterstiefel und warf ihr aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Hast du dich mit Evie gestritten?«
Dana stieß die Luft aus. »Hast du mit ihr geredet?«
»War gar nicht nötig. Ich habe sie gefragt, wo du bist, und sie hat nur schweigend und leidend nach draußen gezeigt. Was ist denn passiert?«
Dana zwang sich zu einem Lächeln. »Evie ist der Meinung, ich tue nicht genug für unsere Klientinnen.«
David legte die Stirn in Falten. »In wessen Universum? Falls überhaupt, tust du zu viel.« Er betrachtete sie einen Moment lang ernst. »Und seitdem fragst du dich, ob sie wohl Recht hat, und machst dir Gedanken und Vorwürfe, bis du es nicht mehr ausgehalten hast und auf die Idee gekommen bist, dass es viel besser ist, in Rock und Sandalen aufs Dach zu klettern.«
Er kannte sie gut. »Schon möglich.«
»Tja, aber sie hat Unrecht. Du tust mehr als genug. Zu viel sogar.«
Seine vehemente Antwort verwandelte ihr gezwungenes Lächeln in ein aufrichtiges. »Danke. Das brauchte ich jetzt. Gehen wir rein und trinken einen Eistee. Es ist verdammt heiß hier draußen.«
David regte sich nicht. »Ich meine es ernst, Dana. Ich finde, du tust zu viel, und das macht mir Sorgen.« Er schaute sich vorsichtig um und senkte dann die Stimme. »Ich weiß, dass das, was du machst, notwendig, ja lebenswichtig ist. Aber das hilft dir gar nichts, wenn man dich erwischt.«
Sie ging um ihn herum und versuchte, sich ihren aufkommenden Ärger nicht anmerken zu lassen. Sie hatte keine Lust, diese Sache zu erörtern. Nicht schon wieder. »Ich habe nicht vor, mich erwischen zu lassen.«
Er packte ihren Oberarm und drückte ihn leicht, bis sie ihn über die Schulter ansah. Seine grauen Augen blickten sehr ernst, beinahe grimmig.
»Niemand hat vor, sich erwischen zu lassen. Versprich mir wenigstens, dass du nachts nicht mehr allein am Busbahnhof herumstehst.«
»Das kann ich dir nicht versprechen, David, du weißt das.«
»Du meinst, du willst nicht.«
Ihr Mund verzog sich zu einem halben Lächeln. »Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon?«
Er erwiderte das Lächeln nicht. »Das ist nicht lustig, Dana. Es ist gefährlich. Wenn du mir das nicht versprechen kannst, dann ruf
Weitere Kostenlose Bücher