Der Rache Suesser Klang
war. Ein Nachbar hat Besucher in der Wohnung von Fotos mit verdächtigen Dealern identifiziert.«
»Das war Jackie Williams, die Frau, die gestern ermordet wurde«, sagte Mia.
»Okay. Am Mittwoch bekommen sie einen Durchsuchungsbefehl für Randis Wohnung und finden die leeren Behälter für Babyfertignahrung, aber kein Kokain. Am gleichen Abend nehmen sie Donnie Marsden und sechs andere Männer in seiner Wohnung fest, wo sie alle gerade brav Kokain in Tütchen abfüllen. Sie finden außerdem zwei Fertignahrungsflaschen, die noch voll mit Koks sind. Sue ist nicht da. Marsden und die anderen schwören, sie hätten keine Ahnung, wo sie ist oder was es mit dem Baby auf sich hat.«
»Obwohl sie mit Babynahrung herumgespielt haben«, bemerkte Spinelli trocken.
Abe warf ihm einen Blick zu. »Dealer, die lügen? Gibt es doch gar nicht.« Er ging durch die Papiere und fand die Seite, die er suchte. »Conway wird erst zwei Tage später gefasst. Sie kommt am Freitag kurz nach Mitternacht aus ihrem Loch, und Jackie Williams verpfeift sie.«
»Sie hat sich versteckt.« Mia blinzelte, um den Bericht zu lesen. »Wo hat sie sich versteckt?«
»Das ist es, was ich herauszufinden versuche. Steht nicht im Bericht. Die Drogenfahnder hatten befürchtet, dass sie ein Versteck für das Baby hatte – oder dass es sogar tot war. Sie wollten sie mit Kind erwischen. Sie ertappten sie dabei, wie sie den Herd wegzog, aber sie suchte nicht nach dem Kind, sondern nach Geld, das sie dort deponiert hatte. Aber es war fort.«
»Es wundert mich nicht, dass ihr das Geld wichtiger als der Sohn war«, sagte Mia. »Sue hat sich irgendwo zwei Tage versteckt gehalten. Lass uns den Officer fragen, der sie verhaftet hat. Vielleicht erinnert er sich an irgendetwas, das uns hilft.« Bevor sie ihr Telefon nehmen konnte, klingelte Abes Handy. »Ich rufe an«, sagte Mia und nahm sich den alten Polizeibericht. »Geh du bei dir ran.«
Sie umrundete den Schreibtisch und wollte gehen, als Abe so abrupt aufstand, dass sein Stuhl zurückrollte. »Sie machen Witze«, sagte er und bedeutete Mia zu warten. »Ja, wir kommen.« Er legte grinsend auf. »Rate mal, wer versucht hat, ins Zimmer der Vaughns im Excelsior einzubrechen? Donnie Marsden, der Anführer von Sues Drogenring. Er hatte einen Zentralschlüssel vom Hotel. Murphy bringt ihn gerade her.«
Spinelli nahm Mia die Akte aus der Hand. »Ich lasse jemand anderen den Officer anrufen. Ihr zwei marschiert los und hört euch an, ob Marsden jetzt etwas weiß, was er damals nicht wusste.«
Chicago
Freitag, 6. August, 15.20 Uhr
Ethan blieb auf der Schwelle zu Alecs Krankenzimmer stehen und war dankbar für Clays stützende Hand an seinem Rücken. Seine Beine zitterten, aber sie hielten ihn immerhin aufrecht. So viele Menschen hatten für Sue Conways Rache zahlen müssen. Düster überlegte Ethan, wie viele wohl noch bezahlen mussten, bis alles vorbei war. Wie viel er würde bezahlen müssen. Dana war immer noch fort.
Aber Alec war in Sicherheit. Und Evie auch. Und Ethan wusste, dass das genau das war, was Dana gewollt hätte. Sie war nicht brav mitgegangen wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Oder unbekümmert, als würde es nichts bedeuten. Sie hatte sich gewehrt, sie hatte getreten, geschrien, gekämpft. Sie hatte Angst gehabt. Ein Schauder schüttelte ihn, und er musste sich an den Türrahmen lehnen. Seine Haut fühlte sich klamm und kalt an.
»Denk nicht drüber nach«, murmelte Clay. »Konzentrier dich im Moment auf die Tatsache, dass Alec lebt. Der Arzt sagt, er wird wieder ganz genesen, auch wenn es im Moment vielleicht nicht so aussieht.« Tatsächlich sah Alec aus wie ein kleiner Geist. Seine Haut war beinahe so weiß wie die Bettwäsche, in der er lag. Überall schienen Schläuche herauszuragen. Aber seine Brust hob und senkte sich, wenn auch nicht stark.
Stan stand mit unergründlicher Miene an einer Seite, und Randi saß auf dem Bett. Sie schaute auf und lächelte Ethan schwach an. »Du sollst doch bestimmt noch nicht aufstehen«, sagte sie leise.
»Das sage ich ihm auch schon die ganze Zeit«, meinte Clay. »Aber er hört natürlich nicht zu. Er nimmt noch nicht einmal den Rollstuhl, den ich ihm besorgt habe.«
Ethan ignorierte beide, als er langsam auf das Bett zuging und den Arm in der Schlinge vorsichtig mit der anderen Hand stützte. »Ich wollte ihn selbst sehen«, murmelte er. Er sank auf einen Stuhl, weil ihm von dem kurzen Marsch zur Kinderstation schummrig war. »Ist
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