Der Rache Suesser Klang
Geschäftliches und Privates strikt getrennt. Dana und dadurch auch Buchanan sind rein privat.«
Chicago
Freitag, 6. August, 8.30 Uhr
Nun wusste Sue also, dass Evie entkommen war, dachte Dana, als ihre Knie krachend auf dem Betonboden aufschlugen. Der Tritt zwischen die Schulterblätter schmerzte, ihre Ohren klingelten von Sues Wutschrei. Auch ihr Kopf dröhnte noch von dem Faustschlag, den Sue ihr vor einer Viertelstunde verpasst hatte, als sie erneut den Wagen wechseln wollte und festgestellt hatte, dass der Fußraum der Rücksitze leer war. Dann hatte sie Dana Mund und Augen zugeklebt, sie in den Fußraum gestoßen und hergebracht. Wo immer das war. Sie waren zwei Treppen hinabgestiegen, und die beiden Türen, durch die sie gegangen waren, hatten sich schwer und eisern angehört.
Dana verbiss sich den Schrei, als Sue ihr das Klebeband von den Augen abriss und ein Teil der Brauen mitnahm. Verzog das Gesicht beim Anblick der gebrauchten Kondome und rostigen Nadeln, die neben ihren Knien lagen. Blinzelte zu Sue auf, die über ihr stand, die Fäuste geballt, den ganzen Körper vor Wut angespannt.
Jetzt. Jetzt bringt sie mich um.
Sie hatte immer geglaubt, dass sie Angst empfinden würde. Hatte immer mit der Angst gekämpft. Hatte sie in eine Kiste gesperrt und verschlossen. Aber nun, da sie in das Gesicht der Frau blickte, die ohne Hemmungen so viele Menschen getötet hatte, empfand sie keine Angst.
Nur Kummer. Er wallte tief in ihr auf, drückte hart auf ihre Brust und stieg in ihre Kehle, als sie nicht an den Augenblick, an das Jetzt dachte, sondern an all das, was sie nun nicht mehr erleben konnte. Caroline. Das neue Baby. Evie. David und Max und Tom und Phoebe. Ihre Familie.
Und Ethan. Er hatte Recht gehabt. Das Leben war zu kostbar, um damit unbekümmert zu handeln.
Sogar meins.
Dieses unbeschreibliche Gefühl des Verlustes … Sie hatte nie lange genug innegehalten, um zu erkennen, dass es das war, was sie jedes Mal, wenn sie ihr Leben riskierte, aufs Spiel setzte. Hatte niemals die Kosten gegen den Gewinn abgewogen. Hätte sie es getan, hätte sie sich vielleicht noch immer in Gefahr begeben, aber dann im vollen Bewusstsein des Preises, den sie dafür zu zahlen haben würde. Was das Resultat umso kostbarer gemacht hätte. Das war es, was Ethan mit Opfer meinte.
Die Art von Opfer, das sie heute nicht zu bringen bereit war.
Also straffte sie den Rücken und starrte zu Sue auf, die sich sichtlich zusammenzureißen versuchte. Die Frau hatte die Hände vor der Brust verschränkt, wiegte sich vor und zurück und kontrollierte ihren Atem, bis er wieder langsamer, normaler ging. Einen Moment später war sie wieder die beherrschte Sue Conway mit den kalten Augen. »Annehmen, anpassen, verbessern«, murmelte sie.
Die Tätowierung, erkannte Dana. Annehmen und anpassen. Das hatte Sue definitiv getan.
Dann lächelte Sue, und Dana wurde trotz der drückenden Hitze im Kellerraum eiskalt. Sue zog ihr Handy aus der Tasche und drückte ein paar Tasten. »Donnie, es gibt eine kleine Änderung im Plan …« Sie wirkte verärgert. »Natürlich kriegt ihr eure kleine Party. Warum sollte ich euch anlügen? Allerdings werde
ich
den Ehrengast abholen …« Der Ärger wuchs. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich niemandem traue, aber das hier hat gar nichts mit Vertrauen zu tun – nur mit Logistik. Ich hole sie ab. Du schleppst nur die Jungs an und alles an Partyutensilien, was dein Herz begehrt …« Sie schaute mit ihrem eisigen Lächeln auf Dana herab. »Ich habe dem Menü nur einen weiteren Gang hinzugefügt, das ist alles. Weißt du noch, wo ich gewohnt habe? Zwei Häuser weiter in Richtung Süden, im Keller. Zehn Uhr.«
Sie ließ ihr Telefon wieder in die Tasche gleiten und schulterte den Rucksack. »Verstauen wir dich, wo dich niemand sieht. So bist du für die Jungs eine hübsche kleine Überraschung. Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, bevor die Festivitäten beginnen. Und sosehr ich es liebe, dich auf den Knien zu sehen – jetzt musst du leider aufstehen.« Sie durchtrennte den Strick um ihre Fußknöchel, packte sie am Hemd und zog sie auf die Füße. »Geh langsam und mach keine Dummheiten.«
Dana zwang ihre Füße voran und ging mit wackeligen Beinen, während sie den Lauf ihrer eigenen Waffe am Schädel spürte. Ihr Magen begann zu brennen, als sie begriff, was Sue vorhatte. Sue war wiederholt von dem Wachmann vergewaltigt worden – Fred Oscola. Sie wollte, dass Randi Vaughn dasselbe
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