Der Rache Suesser Klang
erschien im Türrahmen. »Sheriff, Detective Janson aus Morgantown ist auf Leitung eins.«
»Danke.« Sie nahm ab. »Janson, hier ist Moore. Die Leiche ist jetzt offiziell von den Eltern als Paul McMillan identifiziert worden.« Ironischerweise an seiner Blinddarmnarbe, das Überbleibsel einer Operation, die ihm Jahre zuvor das Leben gerettet hatte. »Die Vaughns haben keine Ahnung, was er in ihrem Schuppen zu suchen hatte. Sie sagen, sie hätten Rickman Urlaub gegeben, weil ihr Sohn mit den Großeltern nach Europa gereist ist.«
»Glauben Sie ihnen?«
»Nein. Ich weiß, dass die Großeltern in Europa sind, aber Vaughn behauptet, er wisse nicht genau, wo. Ich habe beim Grenzschutz angefragt, um herauszufinden, ob der Junge wirklich das Land verlassen hat, aber es werden wohl einige Tage vergehen, bis ich etwas höre. Stan Vaughn und seine Frau wissen etwas, aber ihr Alibi ist wasserdicht.«
Dummerweise war ihr Alibi so wasserdicht, dass es ihnen nicht gelungen war, den Richter davon zu überzeugen, ihnen einen Durchsuchungsbefehl auszustellen. Das wurmte sie immer noch. In Boston hätte der Bezirksstaatsanwalt ihr innerhalb einer Stunde das Gewünschte gegeben, aber sie waren hier nicht in Boston, und der Richter kannte, wie er ihr gesagt hatte, Stan Vaughns Vater ebenso lange, wie Kehoe es tat. Und genau wie Kehoe konnte er sich nicht vorstellen, dass die Vaughns mit Mord zu tun hatten.
»In der Nacht, in der McMillan ermordet wurde, haben sie im Hotel den Zimmerservice bestellt«, fuhr Lou fort. »Beide sind in den nächsten beiden Tagen häufig vom Personal gesehen worden. Es ist so gut wie unmöglich, dass sie in Morgantown waren. Hin und zurück dauert der Ausflug gute zwölf Stunden.«
»Das wäre meine nächste Frage gewesen. Ich werde nämlich morgen früh hinfahren.«
Lou richtete sich kerzengerade auf. »Was gibt’s Neues?«
»Rickmans Eltern haben sich bei mir gemeldet. Sie sind vom Sheriff in Ocean City angerufen worden. Das ist, laut MapQuest, eine Stunde von Ihnen entfernt. Sie haben am Mittwoch gegen Mitternacht einen Siebzehnjährigen festgenommen. Bewaffneter Raubüberfall.«
»Das liegt zwischen den beiden Morden. Er hätte McMillan töten können, aber nicht Rickman.«
»Stimmt, aber es wird noch besser. In seinem Rucksack hatte der Kerl ein Laptopkabel, auf dem sich Rickmans Fingerabdrücke befinden. Der Sheriff von Ocean City hat Rickmans Eltern angerufen, die sich wiederum sofort mit mir in Verbindung gesetzt haben. Und ich habe gerade eben mein Gespräch mit dem Sheriff beendet. Der Typ hat bisher nichts gesagt. Ich habe morgen um zehn eine Verabredung. Treffen wir uns vor dem Gefängnis?«
Lou lehnte sich zurück und fing an zu lächeln. »Danke. Ich weiß zu schätzen, dass Sie mich mit einbeziehen.«
»Wir wollen doch beide den Kerl fassen, der dieses Paar getötet hat, nicht wahr? Wir sehen uns morgen.«
Lou legte auf. »Dora? Ist Huxley schon nach Hause gegangen?«
»Nein, er ist auf Streife, und ich habe ihn schon angerufen. Er ist auf dem Weg hierher.«
Lou würde Huxley zum Strandhaus der Vaughns schicken, damit er es beobachtete. Und während sie auf ihn wartete, würde sie den Mann überprüfen, der bei den Vaughns angeblich nur zu Besuch war. Alles in ihr hatte
Cop
geschrien, als sie ihn gesehen hatte. Sie rief das Programm auf und gab
Clay Maynard
in die Suchmaske ein.
Sie hatte keinen Moment geglaubt, dass Maynard Urlaub im Strandhaus machte, zumal es überdeutlich gewesen war, dass er Stan Vaughn nicht leiden konnte. Das konnte Lou ihm allerdings nicht verübeln. Der verdammte Bastard hatte auf alles eine aalglatte Antwort. Sie zog die Brauen hoch, als die Resultate ihrer Anfrage durchkamen. Achtunddreißig Jahre, wohnhaft in Washington. Ehemaliger Polizist. Keine Überraschung. Acht Jahre DCPD , ausgezeichnet. Ehemaliger Marine. Schien logisch. Hatte ein Unternehmen mit Ethan Buchanan. Sicherheitsberatung.
Warum brauchten die Vaughns Sicherheitsberatung? Das war eine gute Frage. Auf die Vaughn wahrscheinlich eine gute Antwort hatte. Das Problem war nur, dass Lou die Wahrheit wissen wollte.
Chicago
Montag, 2. August, 19.10 Uhr
Ethans Nase hatte den Hotdog-Laden schon lange vor seinen Augen ausgemacht. Eine Schlange von ungefähr zwanzig Leuten stand davor. Er suchte die Reihe ab und betete, die zu sehen, die hoffentlich noch auf ihn wartete. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er sie entdeckte. Und stand still, vollkommen reglos, um sie zu
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