Der Rache Suesser Klang
Temperament begann sich zu regen. »Ich nenne es meinen Job.«
»Dein
Job
ist der Grund, warum Caroline hier liegt und mein Bruder vor Angst bald umkommt.«
Seine Worte trafen sie tief. Sie öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, aber er hatte ja Recht.
Caroline liegt im Krankenhaus, weil ein durchgeknallter Ehemann auf mich wütend ist.
Das Schuldgefühl meldete sich mit aller Macht zurück, und plötzlich hatte sie Angst, darüber nachzudenken, was Goodman noch alles tun konnte. Mit der Angst konnte sie zurechtkommen, konnte sie in die Schachtel stecken und sich davon abwenden, aber das Schuldgefühl lag schwer wie ein Felsbrocken in ihren Eingeweiden und verursachte ihr Übelkeit. Sie seufzte und fühlte sich plötzlich vollkommen erschöpft. »David, wir haben beide einen furchtbaren Schrecken bekommen. Beruhigen wir uns und rufen Mia an. Sie wird wissen, wie wir uns verhalten sollen.«
David sah zur Seite. »Gut. Ruf sie an.«
Wight’s Landing
Montag, 2. August, 21.45 Uhr (20.45 Uhr Central Standard Time)
Wight’s Landing warb mit seinen malerischen Ausblicken, und James Lorenzano musste zugeben, dass sie nicht übertrieben. Von dort, wo er saß und Bier und Crabcakes zu sich nahm, genoss er den Anblick der malerischen Barfrau Pattie, die im knappen weißen Tanktop Martinis und Brüste schüttelte. Letztere mochten sogar echt sein. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er noch geglaubt, er würde niemals mehr die schlichte Freude erleben, einer Frau im knappen weißen Tanktop zusehen zu können. Das war, als er in seinem eigenen Blut gelegen hatte, während die Notärzte, die ein Passant gerufen hatte, rasch und effektiv ihre Arbeit taten. Dieser Passant hatte ihm das Leben gerettet, denn wäre er nicht zufällig vorbeigekommen und hätte Sue verscheucht, hätte sie ihre Arbeit vermutlich gründlicher erledigt.
Seine Achtlosigkeit damals war unverzeihlich gewesen. Er hatte gewusst, was für ein Luder sie war, und er hätte darauf vorbereitet sein müssen, aber Sues sehr reale Brüste hatten ihn tatsächlich abgelenkt.
Er hatte es sich zur Regel gemacht, niemals etwas mit Klientinnen anzufangen, aber Sue war sehr verführerisch gewesen. Und sie hatte seine Reaktionen verlangsamt, indem sie ihm etwas in sein Glas getan hatte. In sein Glas, in dem sich außerdem zur Feier des Tages echter Champagner befunden hatte. Ihre kleine Belohnung. Ein Picknick zur Feier eines erledigten Auftrags. Er hatte ihre geheimnisvolle Frau in Florida aufgespürt, und sie war ach so dankbar gewesen.
Man würde sehen, wie dankbar sie war, wenn er sie gefunden hatte.
Sue bis nach Wight’s Landing zu verfolgen war ausgesprochen unerfreulich gewesen. Sobald er aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte er nach ihr gesucht, zunächst in ihrer Wohnung. Leer. Die zweite Station war das Haus ihres Onkels und ihrer Tante gewesen. Er hatte nicht erwartet, sie dort vorzufinden, aber doch gehofft, dass ihr Bruder etwas über Sues Aufenthaltsort wusste. Und es stellte sich heraus, dass ihr Bruder seinen Onkel von seiner kleinen Tour mit Sue tatsächlich angerufen hatte. In Richtung Osten würden sie fahren, hatte Bryce seinem Onkel gesagt, und mehr wisse er auch nicht – Sue habe ihm nichts weiter verraten. Das zumindest hatte James noch aus dem alten Mann herausbekommen können, bevor dieser seinen letzten Atemzug getan hatte. Mehr Informationen erhielt James von seinem Kontakt bei der Telefongesellschaft – die Adresse der Telefonzelle nämlich, von der Bryce den Anruf getätigt hatte. Von diesem kleinen Ort aus hatte er sich langsam in Richtung Osten bewegt, bis er die Nachricht von einem hässlichen Selbstmord am Strand gehört hatte.
Das war Sues Werk gewesen, er wusste es. Weil es eine Technik war, die sie von ihm gelernt hatte. Er hatte ihr davon während einer der heißen Nächte, die er inzwischen bereute, erzählt. Sie war hier gewesen. Doch leider konnte er weder sie noch ihren Bruder finden. Und so saß er in dieser Bar und versuchte, auf altmodischem Weg an Informationen zu kommen. Indem er die Männer in Blau nach einem langen Arbeitstag beim Bierchen belauschte.
Am Tisch hinter ihm saßen die wackeren Deputys der letzten Schicht. Das Polizistenkontingent der Stadt war offenbar knapp bemessen, so dass immer ein Mann nachrücken musste, sobald ein anderer für andere Aufgaben abgezogen wurde, wie James erfuhr. So zumindest war es anscheinend bei Deputy Billy geschehen, der sich beschwerte, dass sein freier Tag flöten
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