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Der Rächer von Antares

Der Rächer von Antares

Titel: Der Rächer von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Tage zu bieten?«
    Er ließ sich anmerken, daß er eigentlich nicht weiter mit mir sprechen wollte, sich der unangenehmen Aufgabe aber nicht entziehen konnte. Seine langen Arme und Beine vollführten elegante Bewegungen, während er neben mir einherschritt. Wie die meisten jungen Leute Ruathytus trug er Rapier und Dolch – Waffen, mit denen er umzugehen verstand.
    »Dieser teuflische Krieg, Hamun. Er verdirbt einem die ganze Lebensfreude.«
    Ich verkniff mir die Frage, warum er nicht in der Armee oder beim Luftdienst war, hatte ich doch keine Lust, mich mit ihm auf einen Kampf einzulassen.
    »Hast du Nachrichten von Rees, Chido oder Casmas dem Deldy?«
    »Weißt du es noch nicht? Nein, wenn du fort gewesen bist, muß das natürlich eine Neuigkeit für dich sein. Rees' Regiment ist in einen Kampf verwickelt worden. Soweit ich weiß, haben wir gewonnen – aber das Gegenteil zu vermuten, wäre heutzutage lebensgefährlich.«
    »Erzähl mir davon, Nath, schnell!«
    Mein Tonfall schien ihn zu überraschen.
    »Rees ist schwer verwundet worden.«
    Obwohl der Löwenmensch Rees im Grunde ein Gegner Vallias war, betrübte mich diese Mitteilung sehr.
    »Schwebt er in Lebensgefahr?«
    »Vielleicht nicht – jedenfalls liegt er seit Wochen zu Hause fest. Die Ärzte sagen, er wird sich wieder erholen. Doch im Augenblick ist nicht viel mit ihm anzufangen.«
    »Das tut mir sehr leid. Und Chido?«
    Nath Tolfeyr lachte. »Chido ist mit seiner Zorca losgaloppiert und hat sich kopfüber in einen Trog mit Voskfutter schleudern lassen. Dabei hat er sich eine Rippe gebrochen – du mußt zugeben, das ist typisch für Chido!«
    Es war wirklich amüsant, sich vorzustellen, wie der kinnlose, großäugige und gutmütige Chido mit dem Kopf voran in einem Vosktrog landete. Chido ham Thafey, der den Proforma-Titel Amak trug und beim Tode seines Vaters Vad werden würde, gehörte zu jenen dümmlichen, gutmütigen, nichtsnutzigen jungen Männern dieser Welt, die trotz ihrer Absonderlichkeiten immer Freunde und Verständnis finden.
    »Typisch für Chido – das muß ich zugeben. Ist Rees zu Hause auf seinem Anwesen des Goldenen Windes, oder ...«
    »Nein, hier in seiner Villa, zusammen mit Chido. Die beiden liegen nebeneinander in einem Zimmer und brüllen sich den lieben langen Tag an und beklagen ihr Schicksal.«
    Ein lustiges Bild, wenn ich mir auch sagte, daß Rees sein Regiment aus Zorcareitern nicht in den Kampf hätte führen dürfen, denn er war damals noch nicht wieder ganz bei Kräften gewesen. Als wir den Boulevard der Goldschmiede erreichten, verabschiedete ich mich höflich von Nath Tolfeyr.
    »Ich gedenke ein neunfaches Bad zu nehmen und dann die Tanzhalle aufzusuchen, Hamun. Willst du nicht mitkommen?«
    »Vielen Dank für die Einladung, Nath. Ich möchte lieber Rees und Chido besuchen.«
    »Dann geh mit Havil.«
    Er winkte mir spöttisch zu und ging. Hätte er gesagt: »Lem sei mit dir«, wäre das ehrlicher gewesen – doch der Lem-Kult, zu deren Anhängern er gehörte, gedieh in Ruathytu nur im Geheimen, was auch für die Religion des Opaz galt. Auf dem Weg zu Rees' Villa ging mir durch den Kopf, daß die Staatsreligion um Havil viele Menschen dieses Landes fesselte, während zugleich kleinere Glaubensgemeinschaften, etwa um Werl-am-Nardith und die Gebende Xerenike, geduldet wurden und in verschiedenen Stadtteilen eigene kleine Tempel besaßen. Wie es um die Religionen der Guls und Clums stand, war mir damals im einzelnen nicht bekannt, wenn ich auch gehört hatte, daß sie zuweilen Kuerden den Gnadenlosen und Kaerlan den Gnadenvollen anriefen. Und was die Sklaven betraf, so durften sie die teuflischen Riten, die sie aus ihren Heimatländern mitgebracht hatten, nach Belieben zelebrieren, solange sie zu Havil dem Grünen ein Lippenbekenntnis abgaben.
    Rees' kleine Villa hatte sich seit meinem letzten Besuch nicht verändert. Ich wurde angemeldet, trat ein und blieb an der Tür stehen. Am liebsten hätte ich laut losgelacht.
    Meine beiden Freunde Rees und Chido lagen in Betten, die man nebeneinander aufgestellt hatte. Die Betten waren mit Rädern versehen, so daß sie bei schönem Wetter auch auf den Balkon gerollt werden konnten. Zwischen den beiden stand ein Tisch, auf dem sich ein Jikaida-Brett mit einem Gewirr von Spielfiguren befand. Rees machte gerade Anstalten, eine blaue Figur – den Königspaktun – zu Chido hinüberzuschleudern, der die Bettdecke über sein strahlendes kinnloses Gesicht zog und brüllte: »Gnade, Rees!

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