Der Rächer von Antares
lebenswert!«
Er gebrauchte den Namen Lem, der noch immer offiziell verboten war. Ich näherte mich seinem Sitz.
Er sah mich.
Er riß die Augen auf. Dann warf er den Kopf zurück und lachte; Schweiß lief ihm über die Stirn, die Edelsteine blitzten in seinem Haar.
»Möge der allherrliche Lem bezeugen, was wir hier vor uns sehen! Den Amak des Paline-Tals! Den Feigling! Nachdem sein Beschützer, der berüchtigte Rees, im Bett herumliegt, kommt der Nulsh zu mir gekrochen, um mich um meine Gunst anzuflehen! Bei Lem! Das ist ein Scherz!«
»Trylon Rees liegt im Bett«, sagte ich, »weil er im Kampf um sein Land schwer verwundet wurde.«
Garnath konnte sich vor Lachen kaum noch beherrschen. »Rees der Löwenmensch, der Arme! Er ist mit eingekniffenem Schwanz vom Schlachtfeld geflohen. Ich weiß es! Er ist ein Feigling und ein Dieb, und meine Augen vertragen seinen Anblick nicht!«
»Dennoch ist er ein Mann, Garnath, was man von dir kaum sagen kann.«
»Was?« Verblüfft fuhr er hoch.
Leotes legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Ich spucke ihm für dich ins Gesicht, Vad, wenn du es wünschst.«
Ich starrte Leotes ti Ponthieu in die Augen.
»Du kannst es versuchen, Bravo. Du kannst es versuchen.«
»Ha! Was ist denn das für Gerede! Der jämmerliche Waschlappen hat wohl plötzlich Kampfgefühle?« Vad Garnath traute seinen Ohren nicht. Die anderen anwesenden Edelleute und Horters lauschten eifrig; sie waren sicher, daß ich in diesen Sekunden meinen Tod besiegelte.
»Ich muß sagen, daß ich deinen Anblick eigentlich auch schwer ertrage ...«
»Ich – ich bin Vad Garnath! Vergiß das nicht, du mickriger Yetch!«
» Du bist hier der Yetch.« Ich sprach leise und gemessen, doch jeder konnte mich verstehen. »Du, Garnath der Schmutzfink, bist ein großmäuliger Prahlhans, ein aufgeblasener Nulsh, ein Yetch, ein stinkender Rast, ein Cramph!« Bei jedem Wort schwollen seine Adern mehr an, sein Gesicht rötete sich im Zorn. »Und dieses Geschöpf, das du dir mietest, damit es die Drecksarbeit für dich macht, der berüchtigte Leotes – er ist ein Kleesh.«
Mit erregt verzerrtem Gesicht stürzte Leotes auf mich zu. Ich versetzte ihm einen Schlag auf die Nase. »Arrangiere das Duell, wie es dir gefällt. Abschaum wie dich sollte man auslöschen, gemeinsam mit eurem üblen Lem.«
8
Gewiß, es war prahlerisch, unter der Würde eines echten Mannes, egoistisch. Aber zugleich war es befreiend, das kann ich Ihnen sagen!
Als ich schließlich Casmas den Deldy aufspürte, wußte er bereits Bescheid, so schnell war die Sensation verbreitet worden.
Nacht lag über Ruathytu, und die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln und die Zwillingsmonde spiegelten sich rosagolden im ockerfarbenen Wasser des Havilthytus und in der schwarzen Strömung des Mak-Flusses. Lichter flimmerten überall, und Lampensklaven geleiteten Gruppen von Horters und Edelleute durch die Straßen. Casmas wohnte im Leuchtenden Viertel, das im Winkel der Kazlili-Mauern mit dem Schwarzen Fluß lag. Hier erhob sich das Gelände zu einem Hügel, den die Mauern umschlossen; außerhalb der Mauern, im Süden, lagen die verstreuten Siedlungen der Clums. Das Leuchtende Viertel auf dem kleinen Hügel war mit Lichtern und Brunnen und Kieswegen ausgestattet, sehr abgeschieden, sehr vornehm, eine Zuflucht für die reichste Klasse der Horters, die es noch nicht ganz bis in den Adel geschafft hatten.
Der Weg führte mich in westlicher Richtung aus dem heiligen Viertel durch eines der zahlreichen Tore in den alten Mauern und über einen der großen Ost-West-Boulevards zum Kyro der Horters. Dieser Stadtteil ist in Parallelstraßen angelegt, die rechtwinklig von den Hauptstraßen abgehen, eine Folge von Häuserblöcken, deren Ausstattung von bequem bis luxuriös reicht. Hier leben die Horters. Am großen Platz wandte ich mich nach Süden über die Brücke Nalgre des Büßers. Ich beeilte mich nun, wandte mich hinter der Brücke scharf nach rechts und folgte der gepflasterten Straße am Südufer des Flusses.
Unmittelbar links von mir ragte das massige Bauwerk des Jikhorkdun der Toth auf. Es war nicht mit dem Großen Jikhorkdun des Nordens zu vergleichen, war aber dennoch von erstaunlicher Größe. Das Geschrei des Publikums stieg in den nächtlichen Himmel empor, das Raunen vieler tausend Menschen, die das nächtliche Spektakel genossen, das im Schein von vielen tausend Fackeln und Lampen ablief.
Den Hang hinauf ins Leuchtende Viertel, auf baumgesäumten
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