Der Rächer von Antares
und begann meine einsame Reise nach Smerdislad, zum Jikai der Krüppel.
18
»Was Garnath betrifft, er wird rechtzeitig hier sein, Quarnach. Du brauchst dich nicht aufzuregen. Er bringt das entzückende Löwenmädchen bestimmt mit, hat er es doch Phu-si-Yantong versprochen.«
»Kov Numrais, ich muß zugeben, daß ich mich auf das Numinmädchen freue.« Ich lehnte in dem bequemen Sessel, der den Jagdteilnehmern zur Verfügung gestellt worden war. »Wie man hört, sind Numins auf der Jagd besonders gut.«
»Da hast du recht, Quarnach.« Kov Numrais zerrte mit beringter Hand an seinem Bart. Er war hager und verschlagen und hatte ein verletztes Rückgrat, so daß er die Beine nicht mehr bewegen konnte. Steif saß er da, und in seinen schwarzen Augen schimmerte die Vorfreude auf die Chance, während des Jikai etwas von seiner verlorenen Männlichkeit zurückzugewinnen. »O ja, Quarnach«, sagte Kov Numrais, Herr über ein Neagron genanntes Kovnat, das nördlich des Nebelmeeres lag. »Es gibt nicht genug Mädchen, die wirklich kämpfen! Die Numin sind leider keine stark vertretene Diffrasse, das ist wirklich schade. Uns steht ein Großes Jikai bevor!«
Daraufhin stand ich nicht etwa auf und versetzte ihm einen Schlag. Das lag in erster Linie daran, daß ich inzwischen in die Rolle Vad Quarnachs geschlüpft und deshalb an meinen Stuhl gefesselt war. Man hatte mir meine Geschichte ohne weiteres geglaubt. Ich war von der Wahrheit ausgegangen, wonach das Mädchen, das ich für die Jagd mitgebracht hatte, aus meinem Flugboot gesprungen war. Daraufhin waren wir gelandet, um sie wieder einzufangen. Den Bericht über die Bestrafung des Mädchens hatte ich ausgeschmückt, da ich mir vorstellte, daß diese Männer Einzelheiten hören wollten. Anschließend, so fuhr ich fort, hätten wir leider die Aufmerksamkeit von Himmelssöldnern erweckt, die uns überfielen. Dabei hätte mich nur die Geschwindigkeit meiner Preysanys gerettet, die mit mir in den Wald geflohen wären. Der Rest meiner Leute und das Flugboot waren erobert worden. Meine Zuhörer nickten zustimmend; sie fanden es ganz in Ordnung, daß ich auf diese Weise meine Haut gerettet hatte, während meine Dienstboten starben oder sich in die Sklaverei entführen ließen.
Was das fehlende Mädchen anging, so hatte der Trylon von Thurkin drei Opfer mitgebracht, da er sich nicht hatte entscheiden können, welche die schönste oder mutigste war – und so war mein Mißgeschick nicht weiter schlimm. Wäre ich nicht mit einem fertigen Plan gekommen, hätte ich wohl kaum so still hier sitzen können!
Damit waren wir zu dritt. Der vierte Jagdteilnehmer sollte Vad Garnath sein; vermutlich wollte er sich wie ich als Krüppel verstellen, um bei diesem Jikai mitmachen zu können. Der fünfte war der berühmte Zauberer von Loh, Phu-si-Yantong. Die sechste eine Chulik-Frau von den Chulikinseln vor der Ostküste Balintols. Sie hieß Chimula die Herrliche und war Kovneva, doch wir nahmen nicht an, daß sie uns ihren richtigen Namen nannte. Damals war das ohne Bedeutung, doch später ... Nun, das ist einem anderen Abschnitt dieser Tonbänder vorbehalten ...
Den ganzen Tag an einen Stuhl gefesselt zu sein, ist für mich kein Leben. Ich wurde ungeduldig. Um die Zeit bis zur Ankunft Garnaths totzuschlagen, spielten wir Jikaida. Nach meiner Ankunft war mir nichts anderes übriggeblieben, als mir mit dem zur Verfügung stehenden Geld Sklaven zu mieten, denn ein Gelähmter muß versorgt werden. Diese Sklaven bewegten nun die Spielfiguren über das große Brett. Kov Numrais na Neagron erwies sich als raffinierter Spieler. Er lockte mich aus der Reserve, verleitete mich zum Angriff und brachte mich dazu, meine stärksten Figuren festzulegen, was sich später als Nachteil erwies. Ich kämpfte, doch ich war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ... {*}
Hinterher tranken wir hervorragenden gekühlten Wein und aßen leichtes Gebäck. Ich mußte daran denken, daß ich vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft diesem Burschen eine Thraxterklinge in den Leib rennen mußte.
Ich hatte meinen dünnen Kinnbart stehen lassen und das Braun durch Beerensaft vertieft. Quarnach hatte eine umfangreiche Sammlung an Masken besessen; mancher Adlige begibt sich gern an Orte, wo er nicht erkannt werden möchte. Fast alle Masken bestanden aus Dudinter-Metall. So trug ich eine Maske mit diamantengefaßten Augenschlitzen. Niemand erkundigte sich näher, als ich andeutete, ein Unfall habe mein Gesicht
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