Der Rächer von Antares
glaube, ich kann mir ersparen zu sagen, aus welchem Metall Quarnachs Schüsseln bestanden. Melow beschaffte sich einen gesottenen Halb-Ponsho und aß ebenfalls.
Ich befreite zwei Sklavinnen von ihren Fesseln, zog den Thraxter ein Stück aus der Scheide und grollte: »Gebt den Gefangenen und den Tieren zu fressen. Wenn ihr flieht, lasse ich die Jikla auf euch los. Für euch reicht ihr Hunger auf jeden Fall.« Sie stießen spitze Schreie aus und machten sich an die Arbeit.
Warum verspürte ich die ganze Zeit über das Bedürfnis, die Lippen zu verziehen und in Gelächter auszubrechen? Ich weiß es nicht – vielleicht lag es tatsächlich an einem Element der Dschungelluft.
Die in mir aufwallende Heiterkeit konnte mich nicht vergessen lassen, daß Vad Quarnach am nächsten Tag üble Jagdpläne hatte. Ohne Skrupel würde er mit seiner Arbalest auf Saffi und auf andere wunderschöne Mädchen schießen – nur um sich einen Sport daraus zu machen. Ich wollte mit Bartak sprechen und ihn zur Vorsicht mahnen; mehr konnte ich nicht tun.
Meine Vorbereitungen liefen dann doch etwas anders als beabsichtigt. Zuerst mußte ich Vad Quarnach aus seiner Sänfte holen. Sein dicker Körper bebte, als ich ihn in einem weniger breiten Stuhl mit Tragestangen bringen ließ. Dann untersuchte ich die Sänfte.
Es war ein großartiges Stück, und das Dudintermetall, das nicht rostet und härter ist als Gold, verlieh dem Gebilde ein Gewicht und eine Pracht, wie sie einem Vad gut anstanden, einem Mann, der in der Hierarchie des Adels einen hohen Platz bekleidet. Die Kissen waren weich, die Stickereien kostbar, die Lehnen fest und so dick, daß sie Schutz bot vor Pfeilen oder Messern. Mit dieser Sänfte konnte mein Plan gar nicht fehlschlagen.
Ich streifte die bunte Kleidung ab, die wir von den Höflingen erbeutet hatten, und durchwühlte Quarnachs Privattruhe. Er besaß eine erstaunliche Kleidersammlung, und ich stattete mich neu aus; vornehm, übertrieben dandyhaft, doch mit Qualität und Geschmack. Aus den zur Verfügung stehenden Waffen suchte ich mir die beiden besten Thraxter heraus. Zwei Armbrüste der Sportsleute wanderten in die großen Taschen außerhalb der Sänfte. Drinnen gab es Borde, auf denen ich einen Schatz an Edelsteinen und Geld anhäufte. Bartak verfolgte mein Tun; er war nicht gerade zornig, schien mich aber jeden Augenblick ermahnen zu wollen, daß ich mir nicht zuviel von seiner Beute nehmen solle.
Den Stuxcal, der mir noch nützlich sein konnte, behielt ich. Außerdem ließ ich den Schild eines Wächters auf dem Dach der Sänfte befestigen. Die Wächter waren fast so weibisch gekleidet wie ihre Herren und hatten uns keine Schwierigkeiten bereitet – im Gegenteil. Sie schienen froh gewesen zu sein, sich nicht wehren zu müssen.
Ein Sack mit Nahrungsmitteln vervollständigte meine Ausstattung, bis auf vier Preysanys und die Zorca. Die Preysanys wurden gebracht und angeschirrt; als sanftmütige Brüder des Calsanys machten sie uns keine Schwierigkeiten. Ich führte die Zorca nach hinten und band sie an der Sänfte fest. Dann wandte ich mich meinen beiden Begleitern zu.
»Du wirst die Stadt nach Sonnenuntergang erreichen, Dray Prescot«, sagte Melow heiser. »Ich erwarte dich am Grabmal Imbis Frolhans des Schiffskaufmannes, drei Ulm vom Tor entfernt. Du kannst den Stein nicht verfehlen, er zeigt einen Argenter – so etwas sieht man in Havilfar selten.«
»Das ist wahr, Melow. Einverstanden.«
Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß ich gut gerüstet war, band ich die Zorca los und stieg auf.
Bartak legte mir eine borstige Hand auf den Zügel.
»Ich sage dir Remberee, Dray Prescot.« Er blickte zu mir empor. »Ich habe dir gesagt, daß ich von Hyrzibars Finger komme, aus der Nähe der Stadt Brodensmot. Du aber hast mir noch nicht gesagt, wo du geboren bist.«
Ich seufzte. Was sollte ich ihm antworten? Strombor? Valka? Vallia? Djanduin? Vielleicht genügte das Paline-Tal. Konnte ich ihm sagen, ich stamme aus Bagor? Vielleicht sollte ich zum Himmel deuten und antworten, ich käme von der Erde. In der seltsamen Dschungelatmosphäre mochte das einen Lacher wert sein. Doch ich hielt mich zurück. Ich blickte auf Bartak den Hyrshiv hinab. »Ich bin Dray Prescot von Strombor«, sagte ich.
»Strombor. Die Stadt kenne ich nicht, Dom.« Er atmete tief ein. »Aber wo immer sie auf Kregen liegen mag – sie bringt gute Männer hervor!«
Nach einem letzten Remberee an Melow die Geschmeidige, gab ich der Zorca die Sporen
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