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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hat Moreno getäuscht, und Moreno hat Sie überzeugt. Er ist noch am Leben. Und das heißt, er kommt zurück oder ist es schon. Kevin, die Lage wird kritisch. Ich möchte, dass die Maschine der Firma in einer Stunde startet und dass Sie sich an Bord befinden.
    Ich werde Oberst Moreno informieren, während Sie in der Luft sind. Bestehen Sie darauf, dass er auch der kleinsten Spur nachgeht. Wir müssen wissen, ob dieser verfluchte Avenger zurückgekommen oder unterwegs ist. Ab mit Ihnen.«
    Am 5. saß Kevin McBride wieder Oberst Moreno gegenüber. Die freundliche Maske, die er bei der letzten Begegnung aufgesetzt hatte, war abgefallen. Sein Krötengesicht war fleckig vor Wut.
    »Der Mann ist clever, amigo mio. Das haben Sie mir nicht gesagt. Einmal hat er mich reingelegt, na schön. Aber kein zweites Mal. Hören Sie zu.«

    Seit Professor Medvers Watson an der Grenzstation durchgebrochen war, hatte der Chef der Geheimpolizei alle Personen überprüfen lassen, die in die Republik San Martin eingereist waren.
    Drei Sportfischer aus St. Paul du Maroni auf der französischen Seite waren mit einem Maschinenschaden auf See liegen geblieben und hatten nach San Martin Marina geschleppt werden müssen. Jetzt saßen die Unglücklichen in Haft.
    Vier weitere Nichtlatinos waren aus Richtung Surinam eingereist. Eine Gruppe französischer Techniker vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana hatte auf der Suche nach billigem Sex über den Maroni-Fluss gesetzt und ein noch billigeres Zimmer in einer Staatspension bekommen.
    Unter den vier aus Surinam eingereisten Männern waren zwei Niederländer und ein Spanier. Alle Pässe waren sichergestellt worden. Oberst Moreno warf sie auf den Tisch.
    »Welcher ist falsch?«, fragte er.
    Acht französische, zwei niederländische, ein spanischer. Einer fehlte.
    »Wer war der andere Besucher aus Surinam?«
    »Ein Engländer. Wir können ihn nicht finden.«
    »Die Personalien?«
    Der Oberst las die Berichte vom Konsulat der Republik San Martin in Paramaribo und vom Grenzübergang am Commini.
    »Nash. Henry Nash. Der Pass ist in Ordnung, das Visum auch. Kaum Gepäck, nur etwas Sommerkleidung. Ein gemieteter Kleinwagen. Ungeeignet für den Dschungel. Damit kommt er außerhalb der Hauptstadt oder abseits der Hauptstraße nicht weit. Er ist am 4. eingereist, vor zwei Tagen.«
    »Hotel?«
    »Auf dem Konsulat in Paramaribo hat er das Camino Real Hotel in der Hauptstadt angegeben. Er hat auch ein Zimmer reserviert, per Fax vom Krasnopolsky in Paramaribo aus. Aber er hat nie eingecheckt.«

    »Klingt verdächtig.«
    »Der Wagen ist ebenfalls verschwunden. Aber es kann nicht sein, dass ein ausländischer Wagen in San Martin einfach so verschwindet. Trotzdem hat man ihn nicht gefunden. Obwohl er die Hauptstraße nicht verlassen kann. Also habe ich mir gesagt, es muss eine Garage geben, irgendwo im Land. Bei einem Komplizen, einem Freund, Kollegen oder Untergebenen. Wir stellen das ganze Land auf den Kopf.«
    McBride betrachtete den Stapel Pässe.
    »Nur die jeweiligen Botschaften können feststellen, welche echt und welche falsch sind. Und die befinden sich in Surinam. Das heißt, einer von Ihren Leuten muss ihnen einen Besuch abstatten.«
    Oberst Moreno nickte betrübt. Er hatte sich immer damit gebrüstet, die kleine Diktatur fest im Griff zu haben. Irgendetwas war schief gelaufen.
    »Habt ihr Amerikaner unseren serbischen Gast verständigt?«
    »Nein«, antwortete McBride. »Und Sie?«
    »Noch nicht.«
    Beide hatten dafür gute Gründe. Dem Diktator, Präsident Muñoz, war der wohlhabende Asylant überaus willkommen, und Oberst Moreno wollte nicht daran schuld sein, dass er das Land wieder verließ und sein Vermögen mitnahm.
    Und McBride hatte seine Befehle. Er wusste es nicht, aber Devereaux fürchtete, Zoran Zilić könnte in Panik geraten und sich weigern, nach Peshawar zu fliegen und sich mit den Leuten von al-Qaida zu treffen. Wenn sie den Kopfgeldjäger nicht fanden, mussten sie den Serben früher oder später informieren.
    »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, Oberst«, sagte er und wandte sich zum Gehen. »Ich steige im Camino Real ab. Die haben ja anscheinend noch ein Zimmer frei.«
    »Da ist noch eine Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitet, Señor«, sagte Moreno, als McBride die Tür erreichte. Er drehte sich um.

    »Ja?«
    »Dieser Mann, Medvers Watson. Er hat versucht, ohne Visum ins Land einzureisen.«
    »Und?«
    »Er hätte ein Visum gebraucht, um über die Grenze zu kommen.

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