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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Das muss er gewusst haben. Aber es war ihm egal.«
    »Sie haben Recht«, sagte McBride. »Merkwürdig.«
    »Und so frage ich mich als Polizist, warum? Und wissen Sie, was ich mir antworte, Señor?«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich antworte: Weil er gar nicht die Absicht hatte, legal einzureisen. Weil er überhaupt nicht in Panik geraten ist. Weil alles genau so geplant war. Er hat seinen Tod vorgetäuscht und ist nach Surinam zurück. Und dann ist er in aller Stille wiedergekommen.«
    »Klingt logisch«, gab McBride zu.
    »Und dann sage ich mir: Er hat gewusst, dass wir ihn erwartet haben. Nur, woher hat er es gewusst?«
    McBride drehte sich der Magen um, als er Morenos Gedanken zu Ende dachte.
    Unterdessen kauerte der Jäger unsichtbar in einem kleinen Gebüsch auf der Bergflanke, beobachtete, machte sich Notizen und wartete. Er wartete auf die Stunde, die noch nicht gekommen war.

27
    Der Beobachter
    D exter staunte, was menschlicher Erfindungsgeist und Geld im Zusammenwirken mit der Natur auf der Halbinsel unterhalb des Steilabbruchs zuwege gebracht hatten, ein Meisterwerk der Sicherheit und Autarkie. Hätte das Ganze nicht auf Sklavenarbeit beruht, wäre es bewundernswert gewesen.
    Das ins Meer vorspringende Dreieck war größer, als das maßstabsgetreue Modell in seiner New Yorker Wohnung hatte vermuten lassen.
    Die Basis des Dreiecks, auf die er von seinem Bergversteck hinabblickte, hatte eine Länge von etwa zwei Meilen. Sie reichte, wie er bereits von den Luftaufnahmen wusste, von Meer zu Meer, und an beiden Enden der Bergkette fielen schroffe Klippen ins Wasser ab.
    Die beiden Seiten des gleichschenkligen Dreiecks waren nach seiner Schätzung etwa drei Meilen lang, sodass seine Gesamtfläche fast sechs Quadratmeilen betrug. Die Halbinsel war in vier Bereiche unterteilt, und jeder besaß eine andere Funktion.
    Unter ihm, am Fuß des Steilhangs, lagen der Privatflugplatz und das Arbeiterdorf. Dreihundert Meter vom Hang entfernt war ein vier Meter hoher, mit Natodraht versehener Maschendrahtzaun quer über die gesamte Halbinsel gespannt. Als es heller wurde, konnte er mit dem Fernglas erkennen, dass der Zaun über die Klippen hinausragte und in einem Knäuel von Stacheldrahtrollen endete. Es war unmöglich, außen um den Zaun herumzuschlüpfen, unmöglich, darüberzusteigen.
    Zwei Drittel des Streifens zwischen Steilhang und Zaun nahm
der Flugplatz ein. Neben der Startbahn, direkt unter ihm, befand sich ein großer Hangar mit Vorfeld und mehreren kleineren Gebäuden, in denen Werkstätten und Treibstofflager untergebracht sein mussten. Am anderen Ende und nahe dem Wasser, wo eine kühlere Brise wehte, standen ein halbes Dutzend kleine Bungalows, vermutlich die Unterkünfte des fliegenden Personals und der Wartungscrew.
    Der Flugplatz konnte nur durch ein einziges Stahltor im Zaun betreten oder verlassen werden. Neben dem Tor stand kein Wachhäuschen, doch zwei Steuersäulen und Laufräder unter der Vorderkante verrieten, dass es sich um eine elektronische Toranlage handelte, die mit einem Piepser gesteuert wurde. Um halb sieben rührte sich nichts auf dem Rollfeld.
    Das restliche Drittel des Streifens nahm das Dorf ein. Es war vom Flugplatz durch einen zweiten Zaun abgetrennt, der vom Steilhang wegführte und den man oben ebenfalls mit Natodraht gesichert hatte. Offensichtlich war es den Arbeitern verboten, sich dem Flugplatz zu nähern.
    Das Hämmern gegen die Bahnschiene verstummte nach einer Minute, und das Dorf erwachte zum Leben. Dexter beobachtete, wie die ersten Gestalten aus den kleinen Hütten traten und zu den Waschräumen schlurften. Sie trugen cremefarbene Hosen und Hemden sowie Espadrilles mit geflochtenen Sohlen. Als sie sich alle versammelt hatten, schätzte er ihre Zahl auf etwa zwölfhundert.
    Offensichtlich war ein Teil der Männer von der Feldarbeit befreit und für die im Dorf anfallenden Arbeiten eingeteilt. Er sah, wie sie in Küchenschuppen, die nach vorn offen waren, das aus Brot und Haferschleim bestehende Frühstück zubereiteten. Lange Tische auf Böcken und Bänke, die Palmstrohdächer vor gelegentlichen Regengüssen, insbesondere aber vor der sengenden Sonne schützen sollten, bildeten die Kantinen.
    Wieder wurde gegen die Eisenbahnschiene gehämmert, und jeder Landarbeiter holte sich eine Schüssel und ein Stück Brot
und setzte sich zum Essen. Er sah keine Vorgärten, keine Läden, keine Frauen, keine Kinder, keine Schule. Dies war kein richtiges Dorf, sondern ein Arbeitslager. Es

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