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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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an dem Seil, das er aufgerollt über der Schulter trug, vollends hinab.

    Er verbrachte drei Stunden auf dem Flugplatz. Vor Jahren hatte ihm ein Mandant aus den New Yorker Tombs beigebracht, wie man ein Schloss knackte, ohne Spuren zu hinterlassen, und die Dietriche, die er an einem Bund bei sich trug, hatte ein Meister seines Fachs angefertigt.
    Vom Vorhängeschloss am Tor des Hangars ließ er die Finger. Die Doppeltüren würden rumpeln, wenn er sie aufzog. An der Seite befand sich eine kleinere Tür mit einem einfachen Sicherheitsschloss. Es kostete ihn nicht mehr als dreißig Sekunden, es zu knacken.
    Es bedarf eines guten Mechanikers, um einen Hubschrauber zu reparieren, und eines noch besseren, um ihn so zu manipulieren, dass ein guter Mechaniker den Fehler nicht entdeckt und folglich auch nicht beheben kann oder nicht einmal bemerkt, dass Sabotage vorliegt.
    Der Mechaniker, der den Hubschrauber des Serben wartete, war gut, aber Dexter war besser. Aus der Nähe erkannte er, dass es sich bei dem Vogel um einen Eurocopter EC 120 handelte, die einmotorige Ausführung des EC 135, der mit einem Zwei-Turbinen-Antrieb ausgestattet war. Er verfügte über eine Kanzelhaube aus Plexiglas, die dem Piloten und dem Mann neben ihm eine ausgezeichnete Rundumsicht bot, und drei zusätzliche Sitzplätze hinter den beiden.
    Dexters Interesse galt nicht dem Haupt-, sondern dem kleineren Heckrotor. Wenn der versagte, war der Hubschrauber nicht mehr flugtüchtig. Und genau das war der Fall, als Dexter seine Arbeit beendet hatte.
    Die Tür der Hawker 1000 stand offen, sodass er Gelegenheit hatte, das Innere zu inspizieren und sich davon zu überzeugen, dass die Ausstattung des Firmenjets nicht nennenswert verändert worden war.
    Er sperrte den Haupthangar wieder zu, brach in die Werkstatt der Mechaniker ein und nahm sich, was er gesucht hatte, ohne Spuren zu hinterlassen.

    Schließlich joggte er gemächlich ans andere Ende der Rollbahn und verbrachte eine gute Stunde hinter den Bungalows. Am Morgen würde einer der Mechaniker verärgert feststellen, dass sich jemand sein Fahrrad ausgeliehen hatte, das hier am Zaun lehnte.
    Als alles erledigt war, was er sich vorgenommen hatte, kehrte Dexter zu seinem baumelnden Seil zurück und kletterte wieder hinauf bis zu dem kräftigen Stumpf, an dem es befestigt war. Danach hangelte er sich von Wurzel zu Wurzel, bis er seinen Horst erreichte. Seine Kleider waren schweißnass, dass er sie hätte auswringen können. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass Körpergeruch in diesem Teil der Welt niemandem auffiel. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, genehmigte er sich einen halben Liter Wasser, sah nach, wie viel ihm noch blieb, und legte sich schlafen. Das Piepsen seiner Armbanduhr weckte ihn um sechs Uhr früh, kurz bevor unten die Eisenstange gegen die Schiene geschlagen wurde.
     
    Um sieben Uhr wurde McBride in seinem Zimmer im Hotel Camino Real von Paul Devereaux geweckt.
    »Irgendwas Neues?«, fragte der Mann aus Washington.
    »Nichts«, antwortete McBride. »Alles deutet darauf hin, dass er mit einem englischen Pass zurückgekommen ist. Er lautet auf den Namen Henry Nash, Tourismusunternehmer. Dann hat er sich in Luft aufgelöst. Sein Wagen ist inzwischen identifiziert, ein in Surinam gemieteter Ford Compact. Moreno leitet in diesen Minuten eine Großfahndung nach dem Ford ein. Irgendwann im Lauf des Tages müsste ich etwas Neues erfahren.«
    Der Chef der kleinen Antiterrorabteilung, der noch im Morgenmantel in seinem Frühstückszimmer in Alexandria, Virginia, saß, ehe er nach Langley fuhr, schwieg eine Weile.
    »Das genügt mir nicht«, sagte er schließlich. »Ich werde unseren Freund verständigen müssen. Das wird kein einfaches Gespräch. Ich warte noch bis zehn. Sollten Sie bis dahin von einer
Festnahme oder einer unmittelbar bevorstehenden Festnahme erfahren, rufen Sie mich sofort an.«
    »Wird gemacht.«
    Es gab keine Festnahme. Um zehn griff Devereaux zum Telefon. Es dauerte zehn Minuten, bis der Serbe verständigt und vom Swimmingpool in den Funkraum im Kellergeschoss gekommen war, der über hochmoderne und abhörsichere Kommunikationseinrichtungen verfügte.
     
    Um halb elf bemerkte Avenger verstärkte Aktivitäten auf der Hazienda. Offroader fuhren, Staubwolken aufwirbelnd, vom Herrenhaus zur Farm. Direkt unter ihm rollte man den EC 120 aus dem Hangar. Die Blätter des Hauptrotors wurden auseinander gefaltet und für den Flugbetrieb klargemacht.
    Sieht so aus, dachte

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