Der Raecher
Mönche und Chorknaben zu beschränken.
Und als dann einem Kollegen in Südamerika mit dem Karriereende gedroht wurde, weil er sich mithilfe von Exterroristen über noch aktive Terroristen informierte, schrieb Devereaux ein sarkastisches Papier, das in der Abteilung für Operationen zirkulierte und unter den Mitarbeitern für Heiterkeit sorgte wie die verbotene Samisdat-Literatur in der ehemaligen Sowjetunion.
Deutsch wollte Devereaux zwingen, den Dienst zu quittieren, doch der stellvertretende Direktor George Tenet mahnte zur Vorsicht. Und am Ende war es Deutsch selbst, der seinen Hut nehmen musste und durch Tenet ersetzt wurde.
In jenem Sommer 1998 geschah in Afrika etwas, das den neuen Direktor veranlasste, weiter auf den sarkastischen, aber tüchtigen Intellektuellen zu setzen, trotz seiner Ansichten über ihren gemeinsamen Oberbefehlshaber. Zwei US-Botschaften waren in die Luft gesprengt worden.
Auch der einfachsten Putzkraft war nicht verborgen geblieben, dass seit dem Ende des Kalten Krieges 1991 der neue Kalte Krieg gegen den sich ausbreitenden Terrorismus geführt wurde, und damit rückte innerhalb der Hauptabteilung für Operationen die Abteilung Terrorbekämpfung in den Mittelpunkt.
Paul Devereaux arbeitete nicht in dieser Abteilung. Da er unter anderem auch Arabisch sprach und im Verlauf seiner Karriere drei Jahre in arabischen Ländern verbracht hatte, war er zu der Zeit die Nummer zwei in der Abteilung Naher und Mittlerer Osten.
Nach den Anschlägen auf die Botschaften wurde er versetzt und zum Leiter einer kleinen Spezialeinheit ernannt, die nur eine
einzige Aufgabe hatte und unmittelbar dem Direktor unterstand. Die Aufgabe, um die es dabei ging, wurde »Operation Peregrine« genannt, nach dem englischen Wort für Wanderfalke, jenen Vogel, der lautlos und hoch in der Luft über seiner Beute schwebt, bis er sich seiner Sache sicher ist und dann mit verblüffender Schnelligkeit und tödlicher Präzision herabstößt.
Auf seinem neuen Posten hatte Devereaux unbeschränkten Zugang zu allen gewünschten Informationen aus jeder anderen Quelle und ein kleines, aber hoch qualifiziertes Team. Er machte Kevin McBride, der ihm intellektuell zwar nicht das Wasser reichen konnte, aber erfahren, willig und loyal war, zu seiner rechten Hand. McBride war es denn auch, der den Anruf entgegennahm und mit der Hand die Sprechmuschel bedeckte.
»Der stellvertretende FBI-Direktor Fleming«, sagte er. »Klingt nicht sehr fröhlich. Soll ich rausgehen?«
Devereaux bedeutete ihm zu bleiben.
»Colin... Paul Devereaux. Was kann ich für Sie tun?«
Seine Stirn legte sich in Falten, während er lauschte.
»Aber selbstverständlich, ich glaube, ein Treffen wäre ein gute Idee.«
Es fand in einem Haus statt, das sich für einen lauten Wortwechsel gut eignete. Es wurde täglich »entwanzt«, mit Wissen der Gesprächsteilnehmer nahm man jedes Wort auf, bei Bedarf standen Erfrischungen bereit.
Fleming schob Devereaux den Bericht Bill Bruntons hin und ließ ihn lesen. Die Miene des Arabisten verriet keine Regung.
»Ja und?«, fragte er.
»Jetzt sagen Sie bloß nicht, dass der Inspektor in Dubai sich geirrt hat«, erwiderte Fleming. »Zilić war der größte Waffenschieber Jugoslawiens. Er ist getürmt, war verschwunden. Und jetzt wird er zusammen mit dem größten Waffenhändler in der Golfregion und Afrika gesehen. Das ist nur logisch.«
»Mir würde im Traum nicht einfallen, diese Logik in Abrede zu stellen«, erwiderte Devereaux.
»Und er plaudert mit Ihrem Mann am Golf.«
»Dem CIA-Vertreter am Golf«, korrigierte Devereaux freundlich. »Warum kommen Sie damit zu mir?«
»Weil Sie im Mittleren Osten das Sagen hatten, auch wenn Sie angeblich nur die zweite Geige spielten. Und weil zu der Zeit praktisch alle Mitarbeiter der Firma am Golf Ihnen unterstanden. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn Sie jetzt an einer Art Sonderprojekt arbeiten. Und ich bezweifle stark, dass Zilić vor zwei Wochen zum ersten Mal in der Gegend aufgetaucht ist. Ich glaube, dass Sie genau wussten, wo Zilić steckte, als die Anfrage kam. Zumindest wussten Sie, dass er an einem bestimmten Tag wieder am Golf aufkreuzen würde. Man hätte ihn schnappen können, aber Sie haben geschwiegen.«
»Ach ja? Selbst in unserem Geschäft ist ein Verdacht noch lange kein Beweis.«
»Die Sache ist ernster, als Sie anzunehmen scheinen, mein Freund. Wie man es auch dreht und wendet, Ihre Agenten unterhalten Kontakte zu bekannten Kriminellen der
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