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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Rachen noch gerade sein Opfer so fürchterlich bedroht hatte, war plötzlich wie durch Zauberhand verschwunden. Und das Mädchen beziehungsweise die junge Frau erhob sich unbeschadet von der Erde, wie es wörtlich in den Überlieferungen heißt. Damit war der stille Wunsch des Kaisers erfüllt, und er zögerte auch keinen Augenblick, sein Gelübde zu erfüllen. Er warf eine Lanze genau auf die Stelle, an der noch kurz vorher der Löwe sein Opfer zerfleischen wollte, und befahl, hier eine neue Stadt zu erbauen. Das war die Stunde der Gründung unserer Stadt Bad Rittershude.“
    Studienrat Dr. Purzer verbeugte sich, und alle im Rathaussaal klatschten Beifall.
    Frau Polizeimeister Kalender, die drüben in einer der Stuhlreihen neben dem Apotheker Pigge saß, wischte sich mit ihrem Taschentuch eine Träne aus dem linken Auge. Sie hatte einen nagelneuen Hut auf dem Kopf, den hatte sie sich für den heutigen Tag eigenhändig angefertigt. Das kam daher, daß sie vor ihrer Heirat als Putzmacherin gearbeitet hatte und daß sie auf Hüte reinweg verrückt war.
    Nachdem der zweite Bürgermeister Herrn Dr. Purzer für seine Ausführungen gedankt hatte, hörte man jetzt von den Herren aus dem Festkomitee Einzelheiten über das Programm der Tausendjahrfeiern.
    Man erfuhr, daß die Städtische Bühne bereits seit Wochen „Die Räuber“ einstudierte und daß bei gutem Wetter an eine Aufführung im Kurpark gedacht war. Auch die Vorbereitungen für das geplante Sportfest waren beinahe abgeschlossen, und für den Tag des Festumzugs in historischen Kostümen hatte sich sogar das Fernsehen angemeldet. Es konnte leider am Eröffnungstag nicht dabeisein, weil gerade an diesem Sonntag in Berlin ein Fußball-Länderspiel stattfand und gleichzeitig ein Rennen auf dem Nürburgring. Der Sachbearbeiter für das Feuerwerk erhielt besonderen Beifall, weil seine Weitsicht imponierend und einleuchtend war. Er nannte für seine Veranstaltung nämlich keinen festen Termin. „Die Geschichte wird erst dann angezündet, wenn es garantiert trocken bleibt“, stellte er fest. „Nichts ist ärgerlicher als ein teures Feuerwerk, das baden geht.“
    Das Festprogramm zur Tausendjahrfeier ging auf wie ein Geburtstagskuchen.
    Das Heimatmuseum am Stadtgraben sollte einen neuen Anstrich bekommen, und ein Prospekt mit Bildern der Stadt wurde gedruckt. Vierhundert nagelneue Fahnen und Masten mußten schon in den nächsten Wochen geliefert werden, ein Jahrmarkt sollte stattfinden, und neue, bunte Postkarten kamen in den Handel. Inzwischen hing der Schokoladenfabrikant Hugendubel seinen Gedanken nach. Dabei spielte unter anderem auch das Gespräch eine Rolle, das er heute morgen in seinem Auto mit dem Maler Salvatore Ambrosi geführt hatte. Als er seine Gedanken zu Ende gedacht hatte, hob er heute nun schon zum zweitenmal seinen rechten Arm senkrecht in die Höhe.
    „Der Abgeordnete Hugendubel bittet um das Wort“, bemerkte der Schriftführer nach einer Weile.
    „Bitte, Herr Abgeordneter“, sagte der Vorsitzende.
    „Hohes Haus, sehr verehrte Damen und Herren“, begann Herr Hugendubel. „Ich will mich kurz fassen. Also gleich in medias res, was ja soviel heißt wie ,gleich mit der Tür ins Haus’. Wenn das auch eine etwas freie Übersetzung sein mag.“ Der Schokoladenfabrikant lächelte. „Also, seitdem ich den Reden zuhöre, gucke ich hier von meinem Platz aus jetzt schon eine ganze Weile da drüben auf die Wand hinter dem Herrn Vorsitzenden. Und was fällt mir dabei auf? Sie ist leer. Ganz einfach leer, meine sehr verehrten Damen und Herren.“
    Die Versammlung wunderte sich, blickte zu der leeren Wand hinüber und dann wieder zu dem Schokoladenfabrikanten.
    „Andererseits“, fuhr Herr Hugendubel fort, „andererseits gibt es hier in unserer Stadt und überall um sie herum Künstler, die nicht gerade unter erfreulichen Umständen leben müssen. Weil eben die Kunst in unseren Tagen immer mehr in die Binsen geht. Daran ist das Fotografieren schuld, das Fernsehen und eben unsere Zeit, die wir alle nicht mehr haben!“ Herr Hugendubel hatte ein Taschentuch herausgeholt und wischte sich damit über die Stirn. „Ich schlage also vor, daß wir einen Kunst-Wettbewerb veranstalten. Damit treffen wir dann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits bleibt dann diese Wand da drüben nicht länger leer, andererseits bekommen ein paar Künstler die Chance, sich etwas zu verdienen. Wir machen während der Festwochen hier im Saal eine Ausstellung mit allem,

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