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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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fertig“, bedauerte der Kellner in seiner weißen Jacke. Er hatte abstehende Ohren und einen kleinen schwarzen Bart unter der Nase. „Aber Himbeer ist heute frisch.“
    „Einverstanden, dann Himbeer anstelle von Banane“, sagte Karlchen und fügte noch hinzu: „Aber bitte ohne Sahne.“ Für Schlagsahne nahm die Eisdiele nämlich eine ganze Mark extra.
    Als Kubatz junior jetzt wieder allein war, lehnte er sich in seinen Stuhl zurück.
    „Tausend Jahre Bad Rittershude“, stand auf einem weißen Transparent, das quer über die Straße gespannt war.
    Links neben der Schrift war das Stadtwappen aufgemalt. Auf blauem Grund ein zitronengelber Löwe.
    Karlchen Kubatz machte die Augen zu und überlegte. In seinen Gedanken lag er im Freibad auf dem Bauch und aalte sich in der Sonne. Doch dann saß er wieder in seinem Klassenzimmer, rechts neben ihm der kleine Sputnik, vor ihm der dünne Emil Langhans und an der Tafel Studienrat Purzer.
    Das angenehmere Bild vom Freibad schob sich immer mehr in den Vordergrund und fing gerade an, die Oberhand zu gewinnen, da passierten zwei Dinge beinahe gleichzeitig.
    Zuerst servierte der Kellner das gemischte Eis. Er stellte es vor Karlchen schwungvoll auf den Tisch und wünschte dabei: „Wohl bekommt.“
    Beinahe im gleichen Augenblick kam der Südamerikaner Salvatore Ambrosi von der Straße her. Er hatte noch die Hälfte der Hugendubelschen Zigarre in der Hand, blinzelte in die Sonne und setzte sich dann unter einen der bunten Sonnenschirme in den Schatten.
    Karlchen Kubatz rückte mit seinem Stuhl ganz dicht an die Wand und hinter ein paar Blumentöpfe mit bunten Geranien. Dann holte er vorsichtig seinen Eisbecher in die neue Position herüber und probierte zuerst mal die Kugel mit dem Zitronengeschmack.
    Drüben hatte der Kellner mit den abstehenden Ohren inzwischen den neuen Gast begrüßt und war gleich darauf mit dem Ruf „Un momento, Señor!“ nach hinten gerannt.
    „Ich habe Zeit“, verkündete der Südamerikaner mit seiner Opernsängerstimme und legte jetzt das eine Bein im scharfen Winkel über das andere Knie. Dadurch kamen seine sehr eleganten Schuhe vorteilhaft zur Geltung. Aber leider waren sie wohl etwas zu eng und drückten den Künstler. Jedenfalls fing er an, die Schnürsenkel aufzubinden.
    Karlchen löffelte weiter an seinem Eis und ließ dabei Herrn Ambrosi nicht aus den Augen.
    Der Besitzer der Eisdiele war Neapolitaner und hieß Ernesto Rinaldo. Er kam jetzt zum Tisch des Südamerikaners, warf die Arme in die Luft und rief: „Salute, amigo!“
    „Ernesto!“ brüllte Salvatore Ambrosi und warf dabei seinerseits die Arme in die Luft. Sie spielten sich auf, als hätten sie sich bei einem Schiffsuntergang aus den Augen verloren und gerade durch Zufall wieder getroffen.
    Kurze Zeit später brachte der Kellner mit den abstehenden Ohren eine Flasche mit italienischem Rotwein.
    Karlchen Kubatz hatte inzwischen seinen Eisbecher geleert. Hinter den Blumentöpfen hervor und durch die blühenden Geranien hindurch konnte er die beiden Südländer, ohne selbst gesehen zu werden, ausgezeichnet beobachten.
    Sie unterhielten sich so laut, als wären sie ganz allein auf der Welt.
    Zwischendurch zog Señor Ambrosi nun endgültig die Schuhe aus und stellte sie neben seinen Stuhl. Er lachte dabei schallend und machte dann mit den großen Zehen in seinen braunen Baumwollsocken Gymnastik.
    Karlchen Kubatz hatte in diesem Augenblick so etwas wie eine Halluzination.
    Zuerst hörte er eine Stimme, die ganz weit weg war und von der er auch gar nicht wußte, wem sie gehörte. Aber sie kam immer näher. Wie ein Flugzeug, das auf einen zufliegt. Und als die Stimme jetzt über ihm war, klang sie genau wie die Stimme von Bademeister Pohmann. Aber sie war so laut wie der Lärm von vier Turbinen. „Das Bad steht zu Ihrer Verfügung!“ brüllte die Stimme und wiederholte immer wieder diesen Satz. „...steht zu Ihrer Verfügung! ... steht zu Ihrer Verfügung!“ Gleichzeitig sah Karlchen Kubatz einen riesigen Badeanzug mit gelben und blauen Streifen, der aufgepumpt war wie ein Luftballon und immer größer wurde. Als er mit einem riesigen Knall auseinanderplatzte, war auch von der Stimme des Bademeisters Pohmann nichts mehr zu hören. Dafür kam jetzt schallendes Gelächter vom Tisch der beiden Südländer. Señor Ambrosi japste nach Luft, so mußte er lachen, und hatte einen ganz roten Kopf dabei.
    Spätestens in diesem Augenblick wußte Karlchen Kubatz, daß ihm der Zufall eine

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