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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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auf einen Stuhl neben den Zigarrenhändler.
    Aber die Herren langweilten sich nicht.
    Hauptschriftleiter Kubatz stellte nämlich gerade die Frage, ob sich Señor Ambrosi auch an diesem Kunst-Wettbewerb beteiligen würde.
    „Selbstverständlich“, gab der Südamerikaner zur Antwort.
    Fritz Treutlein hatte ihm gerade die Seife aus dem Gesicht gewaschen und schnippelte jetzt an seinem Bart herum.
    „Und schwebt Ihnen schon irgendeine Idee vor?“ fragte Herr Kubatz weiter. Er hatte seine Schneiderrechnung auf der Rückseite jetzt beinahe schon ganz mit Notizen vollgeschrieben. „Denken Sie mehr an ein Bild oder an eine Skulptur?“
    „Ich werde sie wohl schlagen in Stein“, überlegte Señor Ambrosi. „Sehr groß. Viel größer als im Leben. Nur einen Kopf stelle ich mir vor.“ Der Meister machte die Augen zu und redete weiter wie ein Hellseher. „Für die Wand im Rathaus es müßte sein ein grauer Stein. Nicht weiß und nicht schwarz. Grau wäre am besten. Und diese Person ...“
    Hauptschriftleiter Kubatz hatte jedes Wort mitgeschrieben. Er blickte jetzt auf: „Sie meinen das junge Mädchen, das von dem Löwen angefallen wurde und dessentwegen der Kaiser dann ...“
    „Warum junges Mädchen?“ unterbrach der Südamerikaner. „Warum jung? Junge Menschen haben noch keine Gesichter, nichts erlebt, nur glatte Haut. Kann doch auch gewesen sein eine ältere Frau. Wer kann beweisen das Gegenteil nach tausend Jahren? Warum soll diese Frau nicht ausgesehen haben wie zum Beispiel die Frau von Polizeimeister Kalender?“
    Hauptschriftleiter Kubatz hörte mit dem Schreiben auf. Der zweite Vorsteher vom Standesamt und Herr Bemmelmann hielten den Atem an.
    „Eine wunderbare Typ, sehr interessantes Gesicht“, versicherte Salvatore Ambrosi.
    Jetzt fing Herr Kubatz an zu lachen. Herr Bemmelmann und der Herr vom Standesamt lachten mit. Alle drei lachten lange und von Herzen.
    „Entschuldigen Sie, werter Meister“, sagte der Hauptschriftleiter nach einer Weile. Er mußte sich mit dem Taschentuch die Augen trocknen. „Aber Ihre Idee ist so einmalig, daß sie einen im ersten Augenblick glatt um wirft.“
    „Alle großen Ideen werfen zuerst einmal um“, behauptete Señor Ambrosi. „Sie werden sich wundern ...“
    „Jedenfalls viel Glück“, wünschte Fritz Treutlein. Er nahm Herrn Ambrosi gerade das weiße Tuch weg. Dabei lächelte er höflich und undurchsichtig.
    „Und besten Dank für Ihre Geduld“, schmunzelte Herr Kubatz.
    „Hasta la vista!“ rief der Südamerikaner mit seiner Opernsängerstimme, knallte die Hände zusammen und stand auf. Er bezahlte bei Cornelia Treutlein, und dann war er auch schon auf der Straße.
    „Einmal überrasieren muß heute genügen“, meinte der Hauptschriftleiter, als er sich in den Sessel setzte. Er gab Fritz den Kugelschreiber zurück und steckte die vollgeschriebene Schneiderrechnung wieder in seine Brusttasche. „Eine tolle Marke“, sagte er noch. Dann hielt er den Kopf ganz still. Fritz kam nämlich schon mit dem Rasiermesser.
    Eine halbe Stunde später war der Laden wieder leer. Nur eine Wolke Kölnisch Wasser erinnerte noch an den zweiten Vorsteher vom Standesamt, der gerade als letzter gegangen war.
    Fritz Treutlein drehte wieder einmal das Kissen im Sessel um, fegte das Haar zusammen, das auf dem Boden lag, und machte die Seifenbecher sauber, den Pinsel, das Messer und schließlich das Waschbecken. Dabei merkte er gar nicht, daß Oliver Nachtigall, der ältere Bruder von Paul, schon eine ganze Weile durch das Schaufenster linste. Erst als er den Staubsauger anschalten wollte, sah er ihn.
    Oliver Nachtigall winkte und sagte auch etwas dabei. Aber hinter dem Schaufenster war natürlich keine Silbe zu verstehen.
    Fritz ging also zur Ladentür und auf die Straße. „Was darfs denn sein?“ fragte er grinsend. „Haareschneiden oder Rasieren?“
    „Wohl ‘nen kleinen Mann im Ohr“, brummte Oliver. „Du weißt genau, was ich will. Kannst du mir deine Schwester mal kurz ausborgen?“
    „Aber gern“, antwortete Fritz. „Kommen Sie rein, bedienen Sie sich.“
    „Damit mich dein Vater an die Wand pustet!“
    „Mein Vater ist heute auswärts“, grinste Fritz Treutlein und öffnete die Tür. Dann rief er zur Damenabteilung hinüber: „Corny, da ist Kundschaft für dich!“
    Fräulein Treutlein bekam ganz rote Ohren, als sie Herrn Nachtigall erblickte. „Ich bin gerade allein“, sagte sie. „Du kannst für einen Augenblick reinkommen.“ Daraufhin verschwand sie

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