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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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nächste Zeit sauste vorbei wie ein D-Zug.
    Noch vor ein paar Monaten hatte man die Tausendjahrfeier kaum erwarten können. Jetzt, da sie endlich vor der Tür stand, bekamen es einige Leute in Bad Rittershude mit der Angst zu tun. Es war wie bei einer Hochzeit, wenn die Braut noch zwei Stunden vor der Kirche beim Friseur sitzt und nicht genau weiß, ob die Schneiderin mit ihrem Kleid fertig wird.
    Inzwischen waren schon zweihundertsiebenundneunzig von den vierhundert neuen Fahnenstangen aufgestellt.
    Beim Museum am Stadtgraben waren die Maler mit dem neuen Anstrich fertig, und quer über die Hauptstraße hingen bereits die ersten Girlanden.
    Auf dem Platz beim Straßenbahndepot waren schon zwei Schießbuden aufgebaut, ein kleines Zirkuszelt, die Achterbahn und mehr als dreißig Bretterbuden, ein Kettenkarussell und eine Schiffschaukel.
    Señor Ambrosi war bei seiner ersten Idee geblieben und hatte die Frau des Polizeimeisters überredet, ihm Modell zu sitzen. Sie kam an jedem Nachmittag ziemlich genau um vier Uhr in sein Atelier.
    Dann konnte man zwei Stunden lang hören, wie der Meister hämmerte und wie die Steinsplitter flogen. Anschließend brachte der Südamerikaner die Dame zur Straßenbahnhaltestelle und verabschiedete sich mit einem Handkuß.
    Heute schaute Frau Kalender auf dem Weg zu ihrer Wohnung im Rathaus noch in ein Stoffgeschäft hinein. Sie hatte sich zwei Meter orangefarbenen Filz bestellt, der nur in München oder Hamburg am Lager war.
    „Leider ist er immer noch nicht da“, bedauerte die Verkäuferin. „Wenn er rosarot sein dürfte oder lila, beides hätten wir vorrätig.“
    „Besten Dank“, Frau Kalender schüttelte den Kopf. „Aber Orange ist in diesem Jahr die Modefarbe. Wie lange wird es noch dauern?“
    „Eigentlich müßte er schon da sein“, antwortete die Verkäuferin.
    „Hoffen w ir das Beste“, lächelte Frau Kalender. „Ich will mir daraus einen Hut für die Eröffnungsfeier machen.“
    Zur gleichen Zeit saß Cornelia Treutlein in der Nachtigallschen Dachkammer auf einem Drehstuhl. Sie war gleich zweimal anwesend. Einmal im Original und einmal in Ton.
    Die Ausgabe in Ton stand auf einem Holztisch, und Oliver Nachtigall modellierte ihr gerade mit dem Daumen an der Nase herum.
    Cornelia Treutlein sah wirklich besonders hübsch aus. Die Sonne, die durchs Fenster hereinkam, lag über ihrem Haar, und ihre Augen blitzten vergnügt. Man brauchte nicht allzuviel Phantasie, um sich vorstellen zu können, daß Kaiser Otto der Große tatsächlich ihretwegen Bad Rittershude gegründet hatte.
    Oliver Nachtigall zog jetzt mit einem ganz dünnen Modellierholz an seiner Büste die linke Augenbraue nach. Dann trat er einen Meter zurück, kniff die Augen zusammen und betrachtete sein Werk.
    „Mit den Lippen stimmt etwas nicht“, sagte er schließlich. Er blickte von seiner Büste zum Original. „Laß mal sehen.“ Dabei wanderte er zu Corny hinüber, kam ganz nahe und beguckte sich ihren Mund. Cornelia Treutlein nahm unwillkürlich den Kopf zurück.
    „Du weißt, ein Modell darf sich nicht bewegen“, tadelte Oliver Nachtigall. „Das müßtest du inzwischen gelernt haben.“ Er nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuß.
    Eine halbe Stunde später rannte Corny Treutlein los. Sie hatte im Geschäft noch zwei Anmeldungen zum Ondulieren und eine zum Haarwaschen.
    In der Rabenstraße mußte sie einen Lastwagen mit einem Berg von Limonadeflaschen vorüberlassen, und an der Ecke bei Bemmelmann wurden gerade riesige Kartons mit Zigarren und Zigaretten abgeladen.
    Überall gingen die Vorbereitungen in die Endrunde.
    Das Prinz-Ludwig-Gymnasium trainierte in jeder freien Stunde für das Sportfest, im Kurpark wurde die Freilichtbühne für die „Räuber“ aufgebaut, und so ziemlich alle Nähmaschinen nähten an den historischen Kostümen für den großen Umzug. Gleichzeitig trafen Wagenladungen von Würstchen in Dosen ein, Negerküsse und Lebkuchen.
    Herr Hugendubel hatte in seiner Fabrik das Stadtwappen mit dem Löwen in Schokolade gießen und in gelbblaues Stanniol verpacken lassen. Die einzige Bierbrauerei der Stadt arbeitete schon seit Wochen mit Überstunden, und die Restaurants ließen sich neue Speisekarten mit erhöhten Preisen drucken.
    An einem dieser Tage trafen sich die Glorreichen Sieben in „Erikas Milchbar“. Fritz Treutlein hatte sich etwas verspätet, weil kurz vor Ladenschluß Theaterdirektor Friedebold noch seinen Bart vorbeigebracht hatte.
    „Einmal Milch mit Erdbeer“,

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