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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Polizeimeisters mit weißer Kreide auf ihre Rückseite.
    „Wie im Leben“, bemerkte Studienrat Dr. Purzer. „Grauer Basalt.“ Damit meinte er den Stein, aus dem Frau Kalender herausgehauen worden war.
    Der Polizeimeister schwieg. Er zupfte nur an seiner linken Augenbraue und schob die Unterlippe nach vorn. Als er gerade etwas sagen wollte, schlug die Rathausglocke achtzehn Uhr.
    „Herr Kalender“, bat Rechtsanwalt Dr. Semmelroth, „haben Sie doch die Güte, am Portal und an allen übrigen Türen nachzusehen, ob sich noch etwas rührt.“
    Polizeimeister Kalender schlüpfte wieder in seinen Uniformrock und marschierte los. Zehn Minuten später kam er zurück und machte die dienstliche Meldung, daß er die Türen verschlossen habe und daß niemand mehr gekommen sei.
    „Vorzüglich“, bemerkte der Rechtsanwalt Dr. Semmelroth. „Dann stelle ich vor Zeugen fest, daß wir am sechsten August Punkt achtzehn Uhr die Annahme für den Kunst-Wettbewerb der Stadt Bad Rittershude abgeschlossen haben.“ Er machte eine Pause und drückte seine schwarze Aktentasche ins Schloß. „Darf ich Sie jetzt bitten, mich in das Büro des Herrn Bürgermeisters zu begleiten“, sagte er dann zu Polizeimeister Kalender. Daraufhin setzten sich die beiden Herren in Bewegung.
    Der Bürgermeister hatte Herrn Dr. Semmelroth und seinen Begleiter erwartet. Es gab in seinem Büro neben der Wasserleitung einen Safe, der vorsorglich ausgeräumt war und schon offenstand.
    „Sie gestatten.“ Rechtsanwalt Dr. Semmelroth holte die verschlossenen Briefumschläge aus seiner schwarzen Aktentasche und deponierte sie, so wie sie waren, im mittleren Fach des Geldtresors. Anschließend wurde die Tür zugemacht, abgeschlossen und die Zahlenkombination eingestellt.
    „Damit hätten wir’s“, stellte Rechtsanwalt Dr. Semmelroth fest. Er zog den Schlüssel ab und ließ sich vom Bürgermeister auch noch den Reserveschlüssel geben. „Mehr gibt es davon nicht?“ fragte er.
    „Nur diese zwei beiden“, versicherte der Bürgermeister.
    „Ihr Wort genügt mir“, meinte Dr. Semmelroth und lächelte dabei. Inzwischen hatte er die beiden Schlüssel in einen vorbereiteten Umschlag gesteckt, den er jetzt versiegelte.
    „Noch Ihre Unterschrift, Herr Bürgermeister“, bat der Rechtsanwalt schließlich. „Quer über die Klappe auf der Rückseite, wenn ich bitten darf.“
    Der Bürgermeister unterschrieb, und hinterher unterschrieb auch noch Dr. Semmelroth.
    Anschließend kletterten die Herren über die Treppe und trabten durch den Korridor zur Gemeindekasse. Und dort wurde jetzt der Umschlag mit den zwei Safeschlüsseln in den größten und sichersten Panzerschrank gelegt, der weit und breit zur Verfügung stand. In ihm lagen so nebenbei auch die ganzen Steuergelder der Bad Rittershuder Bürger.
    „Genau in einer Woche sehen wir dich wieder“, grüßte Rechtsanwalt Dr. Semmelroth den Briefumschlag mit den zwei Schlüsseln. „Bis dahin viel Vergnügen.“
    Und dann klickte es leise, weil sich die schwere Panzertür geschlossen hatte. Sie war so dick wie drei aufeinandergelegte Ziegelsteine.

Bad Rittershude ist der Nabel der Welt

    Wenn Diebe oder Einbrecher vom Paradies träumen, dann träumen sie bestimmt von einer Stadt wie Bad Rittershude an diesem Sonntag nachmittag . Alles, was Beine hatte, war unterwegs zum Rathaus, und die Häuser in der ganzen Stadt waren leer wie weggeworfene Streichholzschachteln.
    Zwei Sonderzüge waren angerollt, die Parkplätze waren überfüllt, und mehr als zehn Reiseomnibusse mußten ihre Touristenladungen schon am Karlsplatz aussteigen lassen, weil die Straßen rund um das Rathaus hoffnungslos verstopft waren.
    Um siebzehn Uhr sollten die Tausendjahrfeiern eröffnet werden.
    Aber schon zwei Stunden vorher war der große Sitzungssaal so voll von Menschen, daß man sich dazu entschließen mußte, sämtliche Türen offenzulassen.
    Glücklicherweise hatte man Lautsprecheranlagen vorbereitet, die jetzt in aller Eile auf den Korridoren aufgestellt wurden, auf den breiten Treppen und draußen auf dem Rathausplatz. So konnten alle, die zur Tausendjahrfeier gekommen waren, wenigstens mit den Ohren dabeisein.
    Es war wieder ein Wetter wie auf Bestellung.
    Die Sonne lachte, ein leichter Wind spielte mit den vierhundert nagelneuen Fahnen an den vierhundert nagelneuen Masten, und die Girlanden an der Hauptstraße und vor dem Rathaus schwangen hin und her, als wollten sie einen langsamen Walzer tanzen.
    Abwechselnd spielten die

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