Der raetselhafte Kunstraub
Karlchen Kubatz schließlich.
„Wirklich unerhört“, echoten andere Mädchen und Jungen.
„Schiebung“, krächzte Emil Langhans. Er sprang auf, daß ihm seine Haare um die Ohren flogen.
Also, ich wiederhole“, sagte Paul Nachtigall nach einer Weile ganz ruhig. „Studienrat Dr. Purzer will heute abend bei dieser Versammlung im Rathaus ,eine Lanze brechen für Herrn Ambrosi’, wie er sagt.“
„Das heißt doch nur“, rief Karlchen Kubatz wieder, „er will erreichen, daß die Nummer 27 gewählt wird.“
„Und Polizeimeister Kalender lacht sich dabei ins Fäustchen“, grollte Ulli Buchholz.
„Ich kriege glatt die Masern“, prophezeite Hans Pigge, „wenn ich mir vorstelle, wie Frau Kalender im Rathaussaal an der Wand hängt.“
„Wir müssen diese Versammlung ganz einfach umfunktionieren“, meinten die Zwillinge Alexandra und Inge.
Das war ein Vorschlag, den die meisten nicht verstanden. Aber weil sie das auf keinen Fall zugeben wollten, schwiegen sie lieber und machten Gesichter, als seien sie ganz schwer am Nachdenken.
Ach Quatsch“, meinte schließlich ein Junge aus der Maximilianschule. Er hatte bisher nur zugehört und dabei nervös an seinen Fingernägeln geknabbert. „Ich bin dafür, daß wir uns heute abend alle vor seine Haustür stellen. Und dann lassen wir ihn einfach nicht auf die Straße.“
„Keine Gewaltakte“, warnte Karlchen Kubatz.
„Haargenau so etwas wäre grundfalsch“, bemerkte auch Ulli Buchholz. Er hatte wieder seine kurze Lederjacke an, wie immer. „Bei allem, was wir unternehmen, kommt es in erster Linie darauf an, daß uns niemand sieht. Wenn die Polizei erst einmal auf die Idee kommt, daß wir hinter diesen vielen Plakaten stecken, dann wird alles enorm schwierig.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Milchglas. Als erstes müssen wir verhindern, daß dieser Dr. Purzer heute abend seine Rede hält. Und dann müssen wir schnellstens die Stadt mit neuen Fünfen überschwemmen. Aber so, daß wir nicht verdächtigt werden und daß uns keiner erwischen kann.“
„Gratuliere“, grinste Emil Langhans. „Nur schade, daß wir keine Versammlung von Zauberkünstlern sind.“
Anschließend zerbrach man sich die Köpfe. Und dabei kam eine ganze Menge heraus. Zum Schluß wurden alle Vorschläge gesiebt und aussortiert. Als man sich dann für die besten entschieden hatte, wurde ein genauer Zeitplan aufgestellt.
„Soweit wäre alles klar“, faßte Emil Langhans zusammen. Er hatte das Wichtigste notiert und las noch einmal vor, was jeder wissen mußte.
„Jetzt müssen wir nur noch feststellen, wer bei sich zu Hause an eine Schreibmaschine herankommt“, erinnerte Paul Nachtigall. „Wer Ölfarbe besorgen kann, ohne daß es auffällt, und schließlich, wer etwas über alte Sofas weiß.“
„Das erste Sofa könnt ihr schon von mir haben“, lachte Frau Bandel. „In meinem Keller steht ein ziemlich altes Ding aus rotem Samt. Es hat allerdings schon Löcher, aus dem die Federn herausgucken.“ Sie wollte sich kugeln vor Lachen.
Als man sich dann trennte, kamen die meisten mit ziemlicher Verspätung zum Mittagessen, und viele hatten deshalb auch Ärger mit ihren Eltern. Aber dafür wußte jetzt jeder ganz genau, was er am Nachmittag und am Abend zu tun hatte.
Jungen aus beiden Schulen meldeten sich pünktlich um fünfzehn Uhr im Rathaus auf der Revierwache zum Entfernen der blauen Plakate mit der zitronengelben Fünf. Sie hatten Wassereimer mitgebracht und alte Messer oder Bürsten.
So ziemlich alle Schülerinnen des Mädchen-Gymnasiums trafen sich in Gruppen bei ihren Freundinnen. Sie hörten die neuesten Schallplatten, und dabei schnitten sie aus jedem Papier, das sie auftreiben konnten, lauter Fünfen. So wie man Scherenschnitte schneidet. Bis zum Abend taten sie nichts anderes. Andere saßen hinter den Schreibmaschinen ihrer Eltern und tippten mit möglichst vielen Durchschlägen auf kleinere Zettel die verschiedensten Texte.
Zum erstenmal wurde auch das Alarmsystem in Anspruch genommen. Es ging darum, daß auch einige Jungen, die nicht in der Milchbar gewesen waren, für den Abend an ganz bestimmte Treffpunkte bestellt wurden.
Sieben von den älteren durchforschten den Schuttabladeplatz am Güterbahnhof. Anschließend nahmen sie sich noch die drei Altwarenhändler vor, die alle rund um den Leonardplatz herum ihre Geschäfte hatten. Überall interessierten sie sich für Sofas, die so alt sein konnten, wie sie nur wollten.
Hans Pigge war zusammen mit Manuel
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