Der raetselhafte Kunstraub
aber dann gleich zurück. Anschließend rannte er zum Korridor und auf die Straße.
Aber es gab nichts zu sehen außer Nacht und Regen.
Schließlich machte sich Studienrat Dr. Purzer auf den Weg.
Seine Frau hatte es vorgezogen, zu Hause zu bleiben.
Einmal wurde er von einem Lastwagen überholt. Er wollte sich bemerkbar machen und blieb deswegen leider ein wenig zu lange dicht an der Fahrbahn. So wurde er voll von dem Wasser und dem Schmutz getroffen, den die breiten Reifen aufspritzen ließen.
Vorsichtig geworden, wechselte er jetzt auf die andere Straßenseite. Dadurch verfehlte er dann allerdings einen weißen Mercedes, der mit ziemlichem Tempo zur Stadt fuhr.
Aber das war nur gut so.
Dieser Mercedes war nämlich die Taxe mit dem Schüler Hans Pigge, der gerade vom Besuch bei seinem Patenonkel zurückkam.
Kurz vor neun Uhr erreichte Studienrat Dr. Purzer das Rathaus. Er war völlig durchnäßt, obgleich es in der letzten Viertelstunde aufgehört hatte zu regnen.
Die Fenster im kleinen Sitzungssaal waren schon wieder dunkel, und die meisten Besucher waren inzwischen gegangen. Auch die Mitglieder des Kunstvereins, der Vorstand und die beiden Bürgermeister kamen bereits in ihren Mänteln und mit ihren Schirmen die Treppe herunter. Studienrat Dr. Purzer entschuldigte sich tausendmal und berichtete von seinem Mißgeschick.
„Das ist natürlich höchst bedauerlich, aber nicht mehr zu ändern“, meinte der erste Bürgermeister. „Im übrigen haben wir uns Ihretwegen Sorgen gemacht. Hauptschriftleiter Kubatz hatte sich gerade angeboten, bei Ihnen vorbeizufahren und nachzusehen.“
„Dafür kann ich Sie jetzt in meinem Wagen wieder nach Hause bringen“, meinte der Hauptschriftleiter. Und Frau Kubatz fügte hinzu: „Sie brauchen jetzt ganz schnell einen heißen Grog und müssen ins Bett.“
„Und wie war der Besuch, wenn ich fragen darf?“
„Der Saal war gerammelt voll“, gab Theaterdirektor Friedebold Auskunft.
„Ich habe versucht, Sie zu vertreten, und geredet, so gut ich’s eben konnte“, berichtete der erste Bürgermeister weiter. „Aber so nach zwanzig Minuten ist mir nichts mehr eingefallen. In der Hauptsache habe ich eben auf die Wahl am Sonntag hingewiesen und daß sich dabei jeder Bürger für das Kunstwerk entscheiden soll, das ihm am besten gefällt. Schließlich habe ich noch vom Fernsehen gesprochen, das morgen kommt, und um möglichst starken Besuch gebeten. Ich hoffe, das war einigermaßen in Ihrem Sinne?“
„Vermutlich ist es gar nicht aufgefallen, daß ich nicht dagewesen bin“, lächelte Studienrat Dr. Purzer höflich. „Ich möchte mich herzlich bedanken und gleichzeitig noch einmal entschuldigen.“
Als die Herren auf den Rathausplatz hinaustraten, gab es schon große blaue Löcher in der Wolkendecke, und der Asphalt war stellenweise bereits wieder trocken. Die drückende Hitze war wie weggeblasen. Das Gewitter hatte die Luft abgekühlt.
„Ich glaube, wir haben morgen für den Umzug schönes Wetter“, sagte der erste Bürgermeister.
„Es sieht so aus“, pflichtete Hauptschriftleiter Kubatz bei.
Theaterdirektor Friedebold atmete tief und meinte dann: „Ein Lüftchen wie Samt und Seide.“
Alte Sofas fangen an zu wandern
Als sich die Versammlung im kleinen Sitzungssaal gerade aufgelöst hatte und die Lichter ausgeknipst wurden, besprach Polizeimeister Kalender mit seinen Beamten im Erdgeschoß bereits den Einsatzplan für morgen. Alle übrigen Zimmer, die Korridore und Treppen im Rathaus waren jetzt dunkel und leer.
„Das wird ein Tag, der es in sich hat“, meinte Herr Kalender abschließend. Er warf noch einmal einen Blick auf den Stadtplan, der ausgebreitet auf dem Schreibtisch lag, und wanderte zum offenen Fenster. „Wir machen deshalb heute nacht nur Notdienst mit zwei Mann, die sich hier im Revier ablösen. Allen übrigen empfehle ich, früh ins Bett zu gehen und richtig auszuschlafen. Wir werden nämlich morgen ins Schwitzen kommen. Zuerst die Geschichte mit dem Fernsehen und dann noch der Umzug. Da kann ich nur sagen: Prost Mahlzeit.“
„Und wenn heute nacht doch wieder Plakate geklebt werden?“ wagte ein Fahrer von der Funkstreife zu fragen.
„Das glaube ich nicht“, antwortete Polizeimeister Kalender. „Und zwar aus zwei Gründen. Erstens müssen diese Subjekte damit rechnen, daß wir heute nacht gewarnt sind und wie die Schießhunde aufpassen. Und zweitens ist das Wetter auf unserer Seite. Bei so einem Gewitter bleiben auch Ganoven lieber
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