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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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aufgelegt.
    Die Leute müssen sich deinen Scheiß nicht reinziehen, wenn du keine Kohle hast.
    ***
    Am nächsten Tag ging Fish in sein Büro in der obersten Etage des Bürogebäudes von Assurance Mutual, dem fünfundzwanzigstgrößten Gebäude der Welt.
    »Wussten Sie eigentlich, dass vierzig Prozent der größten Gebäude der Welt Versicherungsgesellschaften gehören?«, hatte ihn der Architekt gefragt, als das Bauwerk erst als Plan existiert hatte.
    »Wow«, hatte Fish geantwortet. »Nein, wusste ich nicht.«
    Die Büros lagen still. Die Gänge waren dunkel. Sämtliche Türen waren geschlossen.
    Auf seinem Schreibtisch lag eine Notiz.
    Sie besagte, dass jeder einzelne Gehaltsscheck am vergangenen Freitag geplatzt war und dass der Aufsichtsbeamte jedem von Fishs Angestellten dringend empfohlen hatte, nicht wieder zur Arbeit zu gehen, bevor nicht alle sicher waren, dass die Dinge wieder in Ordnung kommen würden. Unter der Unterschrift des Aufsichtsbeamten fand sich eine handschriftliche Anmerkung, dass sein eigener Scheck – Fishs Scheck – ebenfalls geplatzt war, und zwar wie ein schockgefrosteter Vollgummiball.
    Er nahm sein Telefon vom Schreibtisch.
    Zuerst schien die Leitung tot, doch dann läutete es.
    »Hallo?«, meldete er sich.
    »Mr. Fish?«, fragte eine Stimme, die entfernt vertraut klang.
    »Wer ist da?«
    »Agent Zimmerman, Mr. Fish. Vom FBI . Sind Sie in Ihrem Büro?«
    »Ja.«
    »Ich möchte Sie bitten, dort zu bleiben, Sir, bis …«
    Fish wartete nicht, bis der Agent ausgeredet hatte. Er legte den Hörer auf die Schreibtischunterlage und rannte zu einer der drei separaten Reihen von Aufzügen, die sein Freund der Architekt installiert hatte.
    Es war ein weiter Weg nach unten. Weit genug, um Fish darüber nachdenken zu lassen, ob Agent Zimmerman genügend Leute zur Verfügung hatte, um sämtliche Ausgänge des Assurance Tower zu versperren.
    Die Tür öffnete sich zischend in eine leere Lobby. Nein. Hatte er nicht.
    »Unterbesetzte Blödmänner vom FBI «, murmelte Fish und rannte los wie ein Hase.
    ***
    Er rief auf dem Flughafen an und versuchte mit verschiedenen Privatpiloten zu reden. Wann immer jemand nach seinem Namen fragte, bat man ihn zu warten, selbst wenn er gelogen und einen falschen Namen genannt hatte.
    Er rief bei der Mietwagenstation neben dem Busbahnhof an. Sie stand offensichtlich nicht auf Zimmermans Liste. Er sollte vorbeikommen, sie würden ihm sofort einen Wagen geben.
    Fish fuhr nach Süden, in Richtung Texas.
    Manchmal, bei Tageslicht, glaubte er, verfolgt zu werden. Doch wann immer er an einer Tankstelle haltmachte, fuhren sie vorbei. Oder manchmal auch nicht. Manchmal hielten sie ebenfalls und sahen aus, als würden sie ihn observieren.
    Er legte nur eine Rast ein, um etwas zu essen. Er betrat ein Carl’s Jr. Highway Restaurant, doch alle starrten ihn an, und so ging er wieder.
    ***
    Südlich von Brownsville parkte er den Wagen, stieg aus und ließ die Tür offen. Er nahm nichts mit.
    Der Zaun an der Grenze war viel höher, als er geglaubt hatte. Doch er lag im Dunkeln, und dieser Abschnitt schien unbewacht.
    Es war beinahe eine Erleichterung – der Gedanke, noch einmal von vorn anzufangen. Das wenige Geld auf seinen mexikanischen Konten würde für den Anfang reichen. Noch war es etwas wert – keiner wusste, wie lange das so blieb.
    Er kletterte am Zaun in die Höhe. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Jede Sekunde rechnete er mit dem Auftauchen der Border Patrol, mit surrenden Kugeln oder dem grellen Funkeln starker Scheinwerfer.
    Über den Zaun. Auf der anderen Seite, auf halber Höhe, ließ er einfach los und fiel das letzte Stück. Er landete auf den Beinen.
    Wie eine Katze , dachte er.
    Er war frei. Nicht reich, aber frei.
    Frei war besser als reich.
    Wer hätte das gedacht? Beinahe hätte er geweint.
    Gleich vor ihm, auf der dem Zaun gegenüberliegenden Straßenseite, gab es eine geöffnete Bar mit großen Fliegenfenstern. Im Innern konnte er den Barmann sehen, einen großen, traurig dreinblickenden Mexikaner.
    Fish hatte genügend Kleingeld in der Tasche für ein Bier oder auch zwei, und dann musste er sich eine Bank suchen, bis die Banken öffneten.
    Er bestellte sich ein Bier, doch als er zahlen wollte, meldete sich hinter ihm jemand zu Wort.
    »Das geht auf mich«, sagte dieser Jemand und reichte dem Barmann eine nagelneue Fünfdollarnote.
    Der Teufel.
    Der Barmann brachte ihnen beiden Bier, und sie tranken gemeinsam einen ersten Schluck.
    »Bist du

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