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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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zu erzeugen, das zwischen den verschiedenen Systemen reist und die Grenzen der Netzwerke einfach ignoriert, um von einem Programm geradewegs zum nächsten zu gelangen? Wenn das Paket eine Verbindung zwischen den Programmen schaffen kann, könnte man es dazu benutzen, ein Netz zwischen den Netzwerken zu errichten, und Systeme könnten miteinander kommunizieren, selbst wenn sie in verschiedenen Sprachen geschrieben sind. Wir könnten ein Internet erschaffen, das von ganz normalen Menschen genutzt wird, überall auf der Welt.«
    »So wie du es sagst, klingt es total einfach«, erwiderte Clara.
    Zachary bewegte seine Hüften ein wenig. Er war immer noch hart.
    »Nicht einfach«, sagte er. »Aber möglich. Ich bin sicher, dass es möglich ist. Ich werde das gesamte Labor darauf ansetzen, gleich morgen.«
    »Gut. Bist du fertig?«
    Zachary nickte. Er bewegte erneut die Hüften, und das Kreisen ging da weiter, wo es aufgehört hatte. Immer wieder waren sie in Gedanken bei ihrer Arbeit, doch keiner von beiden redete noch einmal darüber.
    ***
    Jene Nacht gebar zwei weltbewegende Früchte.
    Die eine war das World Wide Web, dessen Errichtung und Verbreitung fünf Jahre in Anspruch nehmen sollte und Zacharys Gesicht auf das Titelblatt von Time bringen würde, zusammen mit der Überschrift: »Die Welt verbinden«.
    Die zweite war ein Kind. Ein Junge, Seth, der nach wenigen Monaten gezeugt worden war.
    Zachary, in einem Overall und mit Latexhandschuhen, durfte bei der Geburt helfen – soweit sie Männer dabei helfen ließen.
    Sie ließen ihn das Baby für ein paar Minuten halten. Diese paar Minuten wurden der Mittelpunkt seines Lebens.
    Zugegeben, das Baby sah nicht gerade nach einem zukünftigen Filmstar aus. Wie die meisten Babys hatte es einen beängstigend halbgaren Teint. Er war zum größten Teil in eine Art babyblauen Kokon eingewickelt, doch es war nichts weiter nötig als das zarte Gewicht auf Zacharys Unterarm und der winzige runde Kopf in seiner Hand, und Zachary war verloren.
    Seth weinte nicht. Er würde auch später kaum jemals weinen. Er lag einfach nur da mit seinen mondgroßen Augen und sah ihn, ohne zu blinzeln, an, und Zachary hatte das Gefühl, als würde sein ganzes Leben in diesen Augen versinken und sich vervielfältigen, und als würde er auf magische Weise zehnmal der Zachary werden, der er vorher gewesen war. Jetzt begriff er, warum Clifton Michael so verzweifelt gewesen und so klein erschienen war im Vergleich zu seiner Tochter. Er begriff, warum Menschen mit Familie leichter starben als andere ohne. Er begriff, warum beinahe alles, was ihm je widerfahren war, ganz egal, wie wundervoll es gewesen sein mochte, sich insgeheim hohl und leer anfühlte im Vergleich zu dem hier.
    Das war es, wie man die Welt veränderte.
    Er begriff diese fundamentale Tatsache, ohne bewusst darüber nachzudenken, ohne überhaupt irgendetwas zu denken, weil seine Nervenzellen genau diesen Moment für einen ihrer elektronischen Schluckaufs nutzten. Die Schwestern nahmen ihm das Baby weg, bevor er daraufsabbern konnte.
    ***
    Immer noch mit Latexhandschuhen und Overall und ehrenvoll blutverschmiert wanderte Zachary benommen durch einen langen, hell erleuchteten, nach Krankenhaus riechenden Korridor, als er unvermittelt den Teufel antraf, der mit dem Arm halb in einem Snack-Automaten am Boden vor ihm kauerte.
    »Hi«, sagte Zachary.
    »Glückwunsch«, grunzte der Teufel.
    »Was gibt’s denn?«
    »Die gottverdammte Brezeltüte ist nicht gefallen. Ein Doller für eine Tüte Brezel mit vielleicht neun Stück drin.«
    »Beweg deinen Arm. Los, nimm den Arm da raus.«
    Der Teufel tat wie geheißen und sprang auf. Erwartungsvoll beobachtete er, wie Zachary mit seiner Riesenhand die obere Kante der Maschine packte, einmal wackelte und wieder losließ.
    Die Brezeln fielen. Der Teufel nahm sie aus dem Schacht.
    »Was machst du hier?«, beharrte Zachary.
    »Ich halte nach Dingen Ausschau.«
    Zachary hatte keine Ahnung, was die Antwort bedeuten sollte, und es gefiel ihm nicht, dass der Teufel im gleichen Gebäude war wie sein Sohn. Alles hatte sich geändert.
    »Wie stehen die Chancen, dass ich meine Seele zurückbekomme?«, fragte er.
    Der Teufel hatte alle neun Brezeln verschlungen und leckte sich nun das Salz mit einer langen, gespaltenen Zunge von den Lippen.
    »Null«, sagte er.
    Zachary runzelte die Stirn. Er biss die Zähne zusammen, um nicht weiterzureden. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Er fühlte sich schmutzig. Jetzt, wo sein

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