Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
zuerst umbringen würde.
Die Folge wurde bekannt als Der Fehler .
John Scratch trat auf und forderte die Frau auf, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Die Produzenten gingen davon aus, dass sie dazu nicht imstande wäre und dass es zwei verschiedene Dinge wären, etwas zu sagen und es tatsächlich zu tun. Am Abend der Ausstrahlung ließ sie die Kameras ins Haus, eine Stunde, bevor der ausfällige Mistkerl von der Arbeit nach Hause kam. Als er durch die Tür spazierte, öffnete sie einen Schrank, nahm ein Schwert heraus – ein Schwert! – und rammte es ihm in den Unterleib.
Die Kameracrew und Scratch stürzten aus dem benachbarten Zimmer herbei und zogen sie weg, doch der Mistkerl starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
Seine Witwe ging hoch erhobenen Hauptes ins Gefängnis.
Der Teufel hatte bessere Anwälte, also kam er bis zum Beginn seiner Verhandlung gegen Kaution frei. Er flüchtete sofort nach Süden, nach Mexiko, zu der niemals endenden Party.
Die Leute brachten ihm Drinks und Pillen und zeigten ihm neue Tänze. Er fühlte sich beinah schon wieder frei, bis die Anwälte ihn aufspürten und in die Wirklichkeit zurückbrachten.
»Machen Sie sich keine Hoffnungen«, warnten sie ihn. »Sie wandern ins Gefängnis, es sei denn, Sie kennen einen Zauberspruch, ha-ha.«
Ha-ha . Arschlöcher.
Er trank allein in einem Schlafzimmer im zweiten Stock, als vor ihm die große Dänische Dogge mit Namen Fidel auftauchte.
»Hör zu«, sagte die Dogge. »Du wirst etwas lernen im Gefängnis. Es wird sehr hart werden, aber es ist wichtig.«
»Na toll«, rülpste der Teufel.
Fidel wandte sich zum Gehen, doch in der Tür drehte er sich noch einmal um.
»Damit du es weißt«, sagte er. »Was du lernen wirst, meine ich. Wir Hunde wissen es schon lange.«
Er hob sein Bein, ertränkte einen Korb voller Geranien und verschwand um die Ecke.
40
Der Teufel
geht
ins Gefängnis
San Quentin, Frühling 2004
Das Gericht verurteilte John Scratch zu drei Jahren und sperrte ihn ein.
Der Teufel hätte mit einem Fingerschnippen entkommen können, keine Frage. Doch die Vorstellung, ins Gefängnis zu gehen, faszinierte ihn irgendwie, und er beschloss, seine Strafe abzusitzen.
Er lernte mehr, als er sich hätte träumen lassen.
Am ersten Tag im Gefängnis kam eine Skinhead-Gang in die Dusche. Sie zerrte einen Schwarzen unter einen der Duschköpfe und zwang Wasser in ihn, bis er ertrank. Der Teufel stand zusammen mit einer Menge anderer Männer da und schaute zu.
Eines muss man ihnen lassen , dachte er. Sie sind verdammt erfindungsreich.
Er nahm einen Job als Bodenpfleger an. Er war gerade beim Wischen, als die Arische Bruderschaft ihm einen Jungen namens Ernie vorbeischickte. Ernie sollte mit ihm reden.
»Hey, weißer Bruder«, sagte Ernie. Man sollte meinen, ein arischer Anwerber wäre ein riesiger maisgemästeter Bursche mit Hakenkreuz-Tattoos. Nicht so Ernie. Ernie hatte Titten, als wüssten seine Hormone nicht, dass er ein Kerl war. Ernie schien sich der Arischen Bruderschaft angeschlossen zu haben, um zu verhindern, dass ihm schlimmere Dinge widerfuhren.
Ich bin nicht weiß, verdammt! , dachte der Teufel und knirschte mit den Zähnen.
»Nein danke«, sagte er zu Ernie.
»Hast du ein Problem mit der Arischen Bruderschaft?«, fragte Ernie.
Der Teufel nickte.
Ernie runzelte die Stirn. Ihm fiel nichts ein, was er sonst noch hätte sagen können.
Am nächsten Tag tauchte ein weiterer Arier auf, und dieser zweite Anwerber war alles, was Ernie nicht war. Maisgemästet, mit Hakenkreuz-Tattoos rechts und links am Hals.
Er packte den Wischmopp des Teufels und stopfte ihn in den Putzeimer. »Wir haben deine Fernsehshow gesehen«, flüsterte er dem Teufel zu. »Gute Sendung. Es gibt Wiederholungen, seit du hier drin bist.«
»Das wusste ich nicht«, sagte der Teufel. Er streckte die Hand nach seinem Mopp aus, doch der maisgemästete Arier schlug sie weg.
»Ernie sagt, du hast ein großes Maul.«
Der Teufel antwortete nicht, und der Arier schlug zu. Der Teufel stolperte rückwärts gegen die Wand. Die üblichen Besucher des Aufenthaltsraums, Schwarze und Puertoricaner und Weiße und Mexikaner, wurden aufmerksam und schlenderten herbei.
Der Arier schien den Teufel ein zweites Mal schlagen zu wollen, doch dann passierte etwas. Was genau passierte hing davon ab, wen man hinterher fragte.
Die einen sagten, der Teufel hätte dem großen weißen Gegenspieler den Finger gezeigt. Andere schworen, sie hätten ihn »Je vous corse!«
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