Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
schnell offensichtlich wurde, zögerte sie, ihn in sich aufzunehmen. Der Teufel knirschte mit den Zähnen, doch er bedrängte sie nicht.
Sie lagen eng umschlungen unter Zypressen, und sie erzählte ihm, dass ihr Name Pocahontas sei. Ihr Vater war ein Häuptling und ihre Brüder Jäger. Sie würden nach ihr, Pocahontas, suchen, wenn sie nicht in ein, zwei Tagen nach Hause zurückkehrte.
Der Teufel würde sie zurückbringen zu ihrem Vater und ihren Brüdern, und sie würden heiraten. Er sagte es nicht, nicht mit Worten, das war auch nicht nötig. Und Pocahontas stimmte nicht zu, nicht mit Worten, aber auch das war nicht nötig.
***
Der Teufel konnte nicht schlafen.
Er war außer sich vor Liebe.
Nicht zum ersten Mal. Er hatte von Zeit zu Zeit Frauen gehabt. Bisher jedoch hatte er sein tiefstes Inneres stets für Arden reserviert. Bis heute.
War es töricht, tausendmal hundert Jahre mit einem einzigen Nachmittag zu vergleichen?
Es war keine Frage der Arithmetik. Er war verliebt, das war alles, und zum ersten Mal überlegte er, ob es vielleicht an der Zeit sei, sich mit dem zufrieden zu geben, was er hier auf der Erde haben und halten konnte. Pocahontas war, wer sie war, und er wollte in sie eintauchen wie in einen Fluss, in sie hineinlaufen wie in einen Wald, wollte in ihm jagen und unter seinen Sternen schlafen.
Er sagte ihren Namen, ganz leise, und endlich schlief er ein.
***
Am Morgen wachte er auf und stellte fest, dass sie mit bloßen Händen Fische gefangen und eingewickelt in Blätter gekocht hatte. Sie aßen, dann gingen sie erneut schwimmen, und nach einer Weile zogen sie sich an und wandten sich ihrem Dorf zu.
Sie hielten sich an der Hand, jeder in seine Gedanken versunken, als sie genau den gleichen Fehler begingen, den der arme Wahsinatawah gemacht hatte. Sie traten auf ein weites, offenes Feld, und dort auf, der anderen Seite, waren Männer mit silbernen Helmen, die vor einem primitiven Fort Wache hielten.
Der Teufel ging fluchend im hohen Gras in Deckung und zerrte Pocahontas mit sich.
»Wer …?«, flüsterte sie, neugierig wegen der weißen Männer, genauso, wie sie nahezu allen Dingen mit Neugier gegenübertrat.
Wieder musste es sie nach unten ziehen und ermahnen, leise zu sein.
Er war einen weiten Weg gegangen, um von den Weißen wegzukommen. Nichts Gutes war zu erwarten von jenen, die den Ozean überquert hatten. Er musste Pocahontas überzeugen. Sie vor den Weißen warnen. Gerade als er zu einer Erklärung ansetzen wollte, geschah etwas, das ihn zum Schweigen brachte.
Fünf Männer kamen aus dem Wald ganz in der Nähe und zerrten Wahsinatawah mit sich.
»Dein Freund!«, flüsterte Pocahontas.
»Er ist nicht mein …«
»Trotzdem. Du musst ihm helfen. Oder ich tue es.«
»Schön«, seufzte der Teufel. Er war ihr Sklave. Er fragte sich, ob sie es wusste.
***
In jener Nacht schlich sich der Teufel über die Palisaden und fand einen Schatten, in dem er sich versteckte.
Viele bleiche Männer saßen um mehrere Feuer herum, unterhielten sich in gedämpftem Ton und verstummten gelegentlich, um in die Baumwipfel zu starren oder in die Nacht jenseits ihres Forts, als fürchteten sie das Land und das Unbekannte darin.
Der Teufel folgte seiner Nase von einem Schatten zum nächsten, bis er Wahsinatawah gefunden hatte, der sich auf einem Holztisch wand, niedergehalten von bärtigen weißen Männern mit nackten Oberkörpern. Sie rührten mit weiß glühenden Eisenmessern in seinen Wunden. Der Teufel begriff, dass diese Männer versuchten, Wahsinatawah zu helfen. Ihn zu heilen. Um ihn vielleicht später zu schlachten und zu essen, wer weiß?
Der Teufel trat auf die Versammlung zu, drei Meter groß, Feuer speiend. Sie flüchteten voller Panik, um sich hinter Fässern und Schuppen zu verstecken. Der Teufel hob Wahsinatawah auf wie einen toten Truthahn und sprang mit ihm über die Palisaden.
Draußen auf dem Feld hatte Pocahontas einen primitiven Schlitten aus Zweigen und Gerten zusammengebunden, auf dem sie Wahsinatawah durch die Wälder ziehen konnten.
Der junge Jäger hatte gleich nach seiner Rettung das Bewusstsein verloren. Nun wachte er eben lange genug auf, um »Danke« zu flüstern und einen Blick auf Pocahontas’ Hintern zu werfen.
***
Der Teufel war nicht sonderlich überrascht, als er schnüffelnd die Luft einsog und dem Wind lauschte und feststellte, dass sie verfolgt worden waren.
Verdammt! Er wollte doch nichts weiter, als Pocahontas halten und ihr Lieder vorsingen und
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