Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
seinen knotigen Holzschwanz in sie stecken und glücklich sein, und diese … diese Kerle verdarben alles!
Er legte seine Hälfte des Travois nieder und sprang wie eine Gazelle davon, über moosbedeckte Felsbrocken und tote Baumstämme hinweg, bis er beinahe über einen Mann stolperte, der aussah wie ein Ritter.
Der Teufel erinnerte sich gut an Ritter. Dieser hier trug eine schimmernde Rüstung über der Brust und hatte sich an einem kleinen Bach erfrischt. Er hatte den Helm in das kühle Wasser getaucht, um daraus zu trinken, und wirkte durchaus entspannt, doch in dem Moment, als der Teufel unter den Bäumen hervorgeschossen kam, sprang er auf die Beine und riss ein langes, blitzendes Schwert aus der Scheide.
Der Teufel wartete, bis das Schwert in seiner Seite steckte und abbrach, dann versetzte er dem Ritter einen Schlag, dass dieser das Bewusstsein verlor. Der Mann fiel der Länge nach in den Bach und wäre sicherlich ertrunken, hätte der Teufel ihn nicht in einem Akt der Barmherzigkeit ans Ufer und auf den Sand gezerrt.
Während er damit beschäftigt war, tauchten drei sehr ernstzunehmend aussehende Jäger vom Stamm vom Fallenden Wasser auf. Sie kamen das Flussbett heraufgejoggt und winkten und riefen Hallo.
Es benötigte nur ein Minimum an Konversation, um festzustellen, dass die drei nach ihrer Schwester suchten. Der Teufel gab sich den dreien zu erkennen und führte sie – mit dem bewaffneten Ritter über der mächtigen Schulter – zu der Stelle, wo Pocahontas saß und sich bemühte, Wahsinatawahs Wunden zu säubern, während sie leise eine Art Gebet vor sich hin summte.
Als sie ihre Brüder erblickte, sprang sie auf und umarmte sie, während die drei sich aufgeregt um sie kümmerten und zugleich freundlich schalten. Dann machte sich die eigenartige Gruppe auf den Heimweg ins Dorf des Stammes. Sie kamen gerade rechtzeitig zum Mittagessen.
»Gerade rechtzeitig zum Essen!«, krähten die Kinder im Dorf und tanzten um Pocahontas herum.
Pocahontas strahlte. Sie nahm ein kleines Mädchen auf die Hüfte und setzte dem Teufel einen kleinen Jungen auf die Schulter. Die restlichen Kinder wimmelten um sie herum, klammerten sich an ihr Kleid, griffen nach ihrer Hand und sangen ihren Namen.
Kinder, stellte der Teufel fest. Kinder schienen Pocahontas auf die gleiche Weise zu lieben wie Tiere den Teufel.
***
Das Mittagessen, aufgetischt im Langhaus des Dorfes, dauerte eine ganze Weile. Reden wurden gehalten.
Es gab eine Rede von Pocahontas’ Brüdern, die den Teufel in ihrem Dorf und an ihrem Herd willkommen hießen, während sie sich zugleich laut fragten, welches seine Absichten waren und was er bereits alles ausprobiert hatte. Der Vater, ein dicker, starker Mann mittleren Alters, wunderte sich über den weißen Mann in dem verbeulten Panzer. Der Teufel hatte ihn draußen vor der Tür abgesetzt, und in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen hörten sie ein metallisches Klimpern, wenn die Kinder des Dorfes Steine nach ihm warfen.
Sie beschlossen, den weißen Mann auf den Felsblock zu legen und ihm den Schädel einzuschlagen. »Und danach töten wir den Rest«, sagte der Häuptling.
Die drei Brüder zogen den benommenen, verängstigten Ritter bis auf die Pluderhosen aus, zerrten ihn zu dem großen Stein mitten im Dorf und zwangen ihn, den Kopf darauf zu legen. Der älteste Bruder schwang eine Kriegskeule, als Pocahontas durch die Menge gestürmt kam und sich auf vollkommen unpassende Weise über den Ritter warf.
»Geh runter von ihm!«, befahl der Vater.
Sie stieg von ihm herunter, doch sie blieb vor ihm stehen wie ein Luchsweibchen vor ihren Jungen, sprungbereit und fauchend.
»Das ist ohne jeden Verstand!«, spuckte sie.
Niemand wagte ihr in die Augen zu sehen.
»Sie werden herkommen«, sagte der älteste Bruder. »Mehr und mehr von ihnen werden herkommen. Es ist wahr, und du weißt es.«
Sie antwortete nicht. Sie sah den Teufel an, der in diesem Moment vortrat. Die anderen wichen vor ihm zurück, und er hob den weißen Mann vom Felsen auf und trug ihn weg aus dem Dorf, mit Pocahontas an seiner Seite. Sie war immer noch wütend und außer sich.
»Dummköpfe!«, zischte sie.
Sie schlug mit der Faust gegen den Panzer des weißen Mannes. »Er auch, er und seinesgleichen!«
Sie durchquerten Bäche und offene Felder, bis sie am Ufer des größten Flusses ankamen, der das Land durchströmte.
Der Ausdruck in ihren Augen hatte sich verändert, als sie sagte, dass sie dort bleiben wollte. Es war
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