Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
»Ich würde sagen, gewalttätige Freiheit ist das, was ihr jetzt habt.«
MLK durchbohrte ihn mit heißen Prophetenaugen. »Ganz genau«, sagte er. »Und das ist nicht genug.«
»Liebe kann eine Waffe sein, Jack«, sagte in diesem Moment RFK . Er war nicht immer gemein.
»Ein Werkzeug«, verbesserte ihn MLK . Er wandte sich um, trat den Rückweg zur Limousine an. RFK folgte ihm.
Als sie weg waren, starrte der Teufel hinüber zu dem großen weißen Zahn des Washington Monument draußen auf der Mall.
War das möglich? Hatte er die Menschen unterschätzt? Konnten sie sich auf eine Weise verbessern, die sich seinem Verständnis völlig entzog? Der Gedanke war aufregend.
Er setzte sich auf eine Bank, um den Schmerz im Rücken zu lindern. Ihm dämmerte, dass diese neue Gewaltlosigkeit vielleicht genauso ein Teil von Amerika war wie Gettysburg. Dass die Halle irdischen Ruhmes Gewaltlosigkeit genauso sehr schätzte, wenn nicht noch mehr, als einen Menschen auf dem Mond.
Sonderbar.
Ein Mann auf dem Mond. Das war eine Idee, die der Teufel begreifen konnte. Er eilte zurück, um ein paar Notizen zu machen, ein paar Anrufe zu tätigen und diese sexy Ehefrau aufzusuchen.
***
Als Chruschtschow seinen Zug machte und Raketen auf Kuba zu stationieren versuchte, wusste JFK sofort, was im Gange war und wie er es aufhalten konnte.
Nicht so, wie seine Generäle es ihm empfahlen.
»Atomraketen!«, donnerten sie. »Neunzig Meilen vor der Küste von Florida! Wir haben keine andere Wahl als anzugreifen. Angriff, Angriff, Angriff!«
»Angriff – und was dann?«, fragte er die Generäle.
Dann, so erklärten sie, würde eine Sache zur anderen führen, und Russland und Amerika würden Wasserstoffbomben aufeinander werfen. Entweder das, oder Amerika wäre eine große Pussy.
JFK schluckte den Köder nicht. »Wir werden uns heute Nachmittag erneut treffen«, entschied er. »Nachdem wir eine Reihe weiterer, äh, Optionen untersucht haben.«
Letzten Endes wurde das Problem anstatt durch Krieg durch jede Menge geheimer Gespräche gelöst. Es war einer der vernünftigsten Augenblicke in der Geschichte der Menschheit.
Der Teufel war außer sich! Das war Amerikas strahlender Augenblick. Es war die Kombination aus Macht und Fortschritt, die er sich stets gewünscht hatte für die Welt. Für seine Welt!
Er wollte JFK im Anschluss an diese Geschichte seine Frau und seinen Job und seinen Körper zurückgeben, das wollte er wirklich. Doch es bedeutete einfach zu viel Spaß, den Ball zu nehmen und damit loszurennen. Wer wollte es ihm verdenken?
Er stellte sich vor den Kongress und forderte die Nation auf, einen Menschen auf den Mond zu senden. (Eine Herausforderung an Gott, auf Seinem eigenen hochheiligen Gebiet. Wie Ihm das wohl schmeckte?)
Dann nahm er JFK s Frau mit nach Dallas auf einen Arbeitsurlaub und wurde buchstäblich aus dem Kopf des Präsidenten herausgeschossen.
Die First Lady hatte sich soeben in ihrem Sitz umgedreht und an ihren Gatten gewandt. »Man kann nicht sagen, dass Dallas dich nicht liebt, Mr. President.«
»Nein, kann man nicht«, sollte er geantwortet haben. Zumindest las er jahrelang in der Presse, dass das seine letzten Worte gewesen wären.
Doch der Teufel wusste es besser, auch wenn er es für sich behielt. »Meine Fresse, Jackie«, hatte er nämlich gesagt. »Das ist mal eine geile Karre!«
Und dann – PENG . Vorbei war der strahlende Augenblick.
***
Als der Teufel im Krankenzimmer aufwachte, war Memory wieder eingeschlafen.
Erschrocken starrte er sie an, doch ihr Atem war der einer Frau, die ein Nickerchen macht. Das Zucken ihrer Augen unter den Lidern war lebhaft.
Sie würde bald wieder aufwachen.
Aber … Zur Hölle, er konnte nicht hier sein. Heute war ein Arbeitstag. Heute lief die Come-back-Episode von Think it over , irgendwo in Ohio.
Er stand auf. Nahm seine Jacke. Strich sich mit den Fingern über die Stoppelwangen.
Er würde am Abend zurück sein. Das musste reichen.
Er küsste Memory auf die Stirn und spürte, wie sich in seinem Innern Glückseligkeit und Hilflosigkeit einen Kampf lieferten.
Memory war aufgewacht! Memory war Arden!
Der Gedanke, zur Arbeit zu fahren, ließ ihn sich gemein und niedrig fühlen wie eine Schlange.
Wahrscheinlich hatten eine Menge Leute ähnlich dunkle Gedanken an dem Tag, an dem sie erschossen wurden.
44
Die Welt
ohne einen
Rebellen-Engel
Dayton, Ohio, 2005
Der Teufel flog nach Ohio, wo er am Dayton Airport von seiner TV -Crew abgeholt wurde. Sein Herz
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