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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Wasser.
    »Tiere!«, sagte er laut und trat nach einem vorbeitreibenden Stuhl. »Obwohl … Tiere können Fakten ertragen.«
    Er ließ Arden und Nabiri allein und machte sich auf den Weg, um die Trümmer seines eigenen Heims zu durchsuchen. Arden kam heim, als er gerade damit fertig wurde, das zerstörte Mobiliar zu verbrennen. Sie schliefen auf dem Fußboden.
    Nach Mitternacht weckte Arden den Teufel. Sie stand über ihm und leuchtete schwach. Ihre Flügel waren wie eine Kapuze über dem Kopf verschränkt.
    »Ich gehe zurück«, verkündete sie.
    Er war im ersten Moment zu verschlafen, um in Panik auszubrechen. »Warum?«, fragte er nur.
    »Weil sich nichts geändert hat.«
    »Aber die Menschen haben sich weiterentwickelt! Sie werden sich noch weiter entwickeln! Es ist ein Prozess, Arden! Das dauert!«
    »Ich kann nicht hier warten, bis es soweit ist. Die Welt ist ein schrecklicher Ort. Es ist, als wären die Erde und alles, was darauf kreucht und fleucht, nur dazu geschaffen, sich gegenseitig in Stücke zu reißen.«
    Sie fühlte sich von allem abgestoßen. Der Teufel konnte es spüren, konnte ihre Angst förmlich riechen. Sie liebte ihn – auch das konnte er riechen –, doch ihre Abscheu gegen die Welt war stärker.
    Der Teufel breitete die eigenen Flügel aus. Sie waren in den vielen, vielen Jahren auf der Erde ledrig geworden. Er versuchte Arden zu trösten, wie eine Eidechse eine Taube tröstet, doch sie schrie bei seiner Berührung. Mit einem Ausdruck unendlicher Qual blitzte sie hell wie die Sonne auf und war verschwunden.
    ***
    Der Teufel war zu betäubt, um wütend zu sein. Er verwandelte sich in den Sphinx und setzte sich an die nördliche Landstraße, an eine Stelle, die von der Flut nicht erreicht worden war.
    Irgendwann kam ein nubischer Reisender die Straße entlang.
    »Was ist klüger?«, fragte der Teufel den Nubier. »Ein Fluss oder ein Stein?«
    Der Reisende setzte zu einer Antwort an, doch der Teufel war böse und fühlte sich zurückgestoßen. Er fraß den armen Reisenden, bevor dieser auch nur ein Wort sagen konnte.
    ***
    Er fuhr aus dem Schlaf hoch und brauchte fast eine Minute, bis er sich erinnerte, wo er war. Die klappernde Klimaanlage. Der seifige Geruch des Motels.
    Der Traum verblasste langsam. Sein waches Selbst, sein waches Herz übersprangen Jahrhunderte.
    Er gab ein ersticktes Geräusch von sich, atmete tief ein und hielt den Kopf zwischen den gekrümmten Klauen, zu verloren und einsam, um zu weinen.

12
Fish
im
Helen of Troy
Troy, Ohio
Weihnachtsabend 1969
    Hier suchen sie bestimmt nicht nach mir , dachte Fish.
    Er stand draußen vor einer Greyhound-Station in Troy, Ohio, knöcheltief im Schnee und in den Sachen, die er seit zwei Tagen ununterbrochen am Leibe trug. Für Gepäck war keine Zeit gewesen. Er konnte von Glück sagen, dass er lebendig aus Buffalo entkommen war.
    Glück.
    In Buffalo war er in die Busstation gerannt. An seinem Schalter hatte keine Schlange gestanden, dem Himmel sei Dank. Er hatte ein Ticket für einen Bus gekauft, der genau in dem Moment losgefahren war, als Jimmy und Bigfoot Terwilliger in die Station gerannt kamen, wild um sich blickend. Fish hatte sich ganz kleingemacht auf seinem Sitz, die Baseballmütze tief in die Stirn gezogen, und sich nicht mehr gerührt, bevor der Bus nicht schätzungsweise vierzig Meilen zurückgelegt hatte.
    Für den Moment war er in Sicherheit.
    Dafür zeigten sich nun andere Probleme.
    So musste er zusehen, nicht zu erfrieren. In Troy, Ohio, schneite es unablässig, und sämtliche Läden hatten bereits für die Nacht geschlossen. Fish schlug den Weg in ungefähre Richtung der Innenstadt ein und fand dabei heraus, dass ihm warm wurde, wenn er die linke Hand in der Tasche ließ und einigermaßen schnell ging.
    Seine rechte Hand passte in keine Tasche. Sie steckte immer noch in einem dicken Gipsverband. Nägel verhinderten, dass sein wieder angenähter Daumen abfiel. Die Hand hatte sich seit Woodstock kalt angefühlt.
    Immerhin war es wärmer als in Buffalo. Mein Gott, was für eine Stadt!
    Er war ohne Mantel aus seiner Wohnung geflüchtet. Wenigstens hatte er mehrere T-Shirts, ein Flanellhemd, ein Flanell-Überhemd und ein gestepptes Flanellhemd an. Außerdem dicke Socken. Seine Schuhe waren unpraktisch. Lederne Stiefel mit Reißverschlüssen an den Innenseiten. Sie hatten ihm gefallen, vor zwei Monaten in New York, als er aus dem Krankenhaus gekommen war.
    Da lag die Innenstadt, nur noch wenige Blocks entfernt. Ein zentraler

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