Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Priestern – reichen Priestern – erzählt, dass die diesjährige Ernte – der diesjährige Gewinn! – vom Wetter vernichtet werden wird.«
»Ich habe es nicht nur erzählt, ich habe ihnen Zahlen und Modelle gezeigt.«
Der Teufel breitete in einer Geste der Hilflosigkeit die Arme aus.
»Ich habe eigentlich immer angenommen«, sagte er, »dass die Menschen nach Wissen und Verständnis dürsten. Aber das ist nicht so. Sie dürsten danach, Dinge herauszufinden, die das unterstützen, was sie bereits glauben. Sie verstecken sich ganz besonders vor allem, was aussieht, als könnte es Geld kosten.«
»Aber das ist verrückt!«, rief Apoo und stampfte mit den Füßen wie ein kleines Kind. »Etwas zu ignorieren bedeutet nicht, es zu verhindern! Und wenn sie handeln würden, könnten sie Dämme und Deiche errichten. Sie könnten Gräben ausheben und den aufgestauten Regen in Reservoirs ableiten! Sie könnten in den Hügeln Terrassen anlegen und abseits der überfluteten Ebenen Landbau betreiben. Zugegeben, wir müssen einen Weg finden, Wasser in die Höhe zu schaffen, aber das kann ja wohl nicht so schwer sein. Hast du einen Stift da? Ich brauche etwas zum Zeichnen.«
Das ist es , dachte der Teufel mit Feuer in den Augen. So sollten die Menschen sein, von Anfang an!
»Ich glaube, wir könnten eine Art Rad konstruieren, das Wasser transportiert«, sagte Apoo. »Und wir …«
»Wer soll das denn bauen?«, fragte der Teufel. »Du wurdest soeben gefeuert, schon vergessen?«
Apoo suchte nach einer Antwort. Als ihm keine einfiel, sammelte er seine Karten und Pläne ein und trottete niedergeschlagen zur Tür hinaus.
***
»Du könntest ihnen wirklich helfen«, sagte Arden später in der gleichen Nacht. Sie lagen nebeneinander im Bett, die Arme über dem Fenstersims, und schauten nach draußen auf den mondbeschienenen Kanal.
»Was denn?«, fragte der Teufel. »Soll ich vielleicht mit den Fingern schnippen und das Wetter ändern?«
»Warum nicht?«
Der Teufel streichelte Ardens Arm, während er überlegte.
»Du hast ganze Königreiche errichtet oder zerstört«, sagte sie. »Dein Schwert war rot von Blut. Wer nicht gehorchen wollte, den hast du aufgeschlitzt.«
»Ich bin klüger geworden«, erwiderte er. »Du kannst die Leute nicht zwingen, vernünftig zu sein. Inzwischen glaube ich, sie müssen leiden. Sie lernen nicht, solange es nicht wehtut.«
»Aber sie sind nicht dumm«, entgegnete Arden. »Sie sind kompliziert, aber sie verstehen nicht, mit komplizierten Dingen umzugehen. Sie mögen es, Probleme zu vereinfachen, aber sie begreifen nicht, dass man eine Sache erst in ihrer gesamten Komplexität verstanden haben muss, bevor man sich daran machen kann, sie zu vereinfachen.«
Der Teufel musterte sie erstaunt. Er lernte von ihr . Das verschaffte ihm eine Erektion!
»Die Flut wird wie ein Lehrer über sie kommen«, sagte er.
Arden wollte protestieren, doch der Teufel brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Er umarmte sie und bedeckte ihren Hals und ihre Schultern mit sanften Küssen und kleinen Bissen. Er hörte nicht, wie sie stöhnte: »Verlass dich lieber nicht darauf.«
***
Die Flut kam aus Oberägypten über sie wie eine Wand aus Wasser. Fett und dunkel rollte der Fluss über die Ebenen und riss alles mit sich, bis er gegen die Mauern von Memphis krachte und tosend durch die Straßen und Tempel donnerte.
Die Felder und Kanäle wurden vernichtet. Selbst der Pharao war in seinem Wohlsein beeinträchtigt. Die königliche Schute wäre im schweren Seegang beinahe gekentert, und ein entfernter Neffe des Pharaos wurde von einem Krokodil gepackt und unter Wasser gezogen.
Als der Teufel und Arden zurück in die Stadt kamen, stellten sie fest, dass die Priester Apoo an Tidenpfähle gebunden hatten, mitten im Schlamm dessen, was einst sein eigener Patio gewesen war. Sie hatten ihn einen Hexer genannt und ihm die Schuld an der Flut gegeben. Wie sonst hätte er davon wissen können? Wie sonst hätte er ihnen all die merkwürdigen Geschichten erzählen können über Dinge, von denen nie zuvor ein Mensch gehört hatte?
Apoo war im steigenden Wasser ertrunken.
Nabiri saß am Ufer auf einem Sims unterhalb ihres Schlafzimmerfensters. Sie hielt die Knie mit den Armen umschlungen und starrte auf Apoos Leichnam hinunter, der bereits angeschwollen war und Fliegen anzog. Arden zog Nabiri an sich und hielt sie ganz fest, doch sie bemerkte es nicht einmal.
Der Teufel watete zähneknirschend durch knietiefes
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