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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Er sprang zwischen Tischen und Stühlen hindurch, ging vor Memory auf ein Knie und küsste ihre Hand.
    Two-John schlurfte neben ihr her. Ihm war noch nicht ganz klar, welche Rolle er spielte, was Memory anging. Sollte er sie beschützen? Eine Romanze mit ihr anfangen? Sie wie eine Schwester behandeln?
    Er kam zu dem zutreffenden Schluss, dass der Wirt keine Bedrohung darstellte.
    Er war ein Fan.
    Er sprudelte hervor, dass er sie im Fernsehen gesehen habe, in den Nachrichten, dass die Leute immer noch über das Woodstock-Festival redeten und über jeden, der dort aufgetreten war, einschließlich der mysteriösen Band, die einen halben Song gespielt hatte und dann während eines Gewitters verschwunden war.
    Memory war die Amelia Earhart des Rock ’n’ Roll.
    Würde sie an diesem Abend mit seinen Musikern in seinem Laden singen? Er bot ihr sämtliche Einnahmen des Abends an, nur um sagen zu können, sie sei in seinem kleinen Lokal aufgetreten.
    Memory erklärte sich einverstanden. Dann bat sie, das Telefon benutzen zu dürfen, und der Wirt zerrte sie ins Lokal.
    Two-John bestellte sich ein Bier und setzte sich an einen Tisch, von dem aus er Memory durch seine langen Haare hindurch beobachtete.
    Memory bekam eine Verbindung mit Kalifornien. Dan Pauls alter Studioboss war nicht im Büro, aber sie drehten völlig durch am anderen Ende der Leitung und leiteten sie unverzüglich weiter zu seinem Zuhause in Malibu.
    Sie sagte Hallo, als der Studioboss sich meldete. Dann setzte sie sich hin und lauschte, während er redete und redete, geradezu in den Hörer brüllte, fast eine ganze Stunde lang.
    Ihre Augen wurden immer größer.
    Two-John trank sein Bier und bedachte seinen Gitarrenkasten mit einem bösen Blick. Das Ding im Innern zupfte eine dumpfe Saite.
    » Frème ta djeule «, grollte Two-John. »Ruhig da drin!«

11
Heime
und
Gärten
in Ägypten
Der Highway in nördliche Richtung, 1969
und dann Ägypten, 2500 v. Chr.
    Der Teufel fuhr mit offenem Dach nach Norden. Die feuchte Südstaatenluft verwandelte seine Haare in eine lange, nasse Peitsche. Er fuhr den Natchez Drive entlang inmitten der Geister von Dieben und Wilden. Er fuhr über Straßen, die absonderlich und nur halb real waren, und in der Nähe von Memphis hielt er für ein Chili an. In der Nähe von Franklin hielt er bei einem Holiday Inn, wo er seine Haare trocken frottierte, aus dem Fenster starrte und Rücklichtern auf dem Highway hinterherschaute.
    Dann drehte er die Klimaanlage auf, rauchte eine halbe Zigarette und schlief ein. Er träumte von einer lange zurückliegenden Begebenheit, einer Erinnerung an seine zurückgewonnene Liebe in Ägypten.
    ***
    Er erinnerte sich, wie er gleich einem Riesen unter den ersten Königreichen auf Erden gewandelt war.
    Die Gefallenen, die auf der Erde gebliebenen Engel, waren die Könige jener Zeit. Sie vögelten und paarten sich und machten Kinder, die zu Göttern und Dämonen heranwuchsen.
    Je mehr Jahrhunderte vergingen, desto seltener traf der Teufel auf einen der Gefallenen. Die Erde zermürbte sie auf eine Weise, wie der Himmel es nie getan hatte, und einer nach dem anderen fiel in einen endlosen Schlaf. Manchmal spürte selbst der Teufel, wie der Schlaf seine Finger nach ihm ausstreckte, doch er war stärker als die anderen, und der Schmerz seines gebrochenen Herzens gab ihm zusätzliche Kraft. Er vermisste Arden so sehr, dass er sich schließlich einredete, seine Einsamkeit müsse genauso groß sein wie die Gottes. Das war der Tag, an dem er sich in der Wüste niederlegte und Hunderte von Jahren schlief.
    ***
    Vielleicht hätte er sich in Staub verwandelt, vom Winde in alle Länder verweht, hätte nicht die Wüste angefangen, sich über ihn hinweg zu bewegen.
    Er richtete sich auf, um zu sehen, was los war.
    Menschen errichteten mächtige Städte an den Ufern des Nils.
    Der Teufel hustete und spuckte Sand und blinzelte erstaunt.
    Das da war eine neue Art von Menschen. Unternehmungslustig und mit beeindruckender Arbeit beschäftigt. Sie kannte sich aus in Mathematik und Astronomie und Architektur. Sie errichtete Pyramiden und Tempel und ganze Städte voller bemalter Steine. Sie nannten ihre Nation »Ägypten«.
    Leute wie sie , dachte der Teufel, werden den Himmel eines Tages vielleicht vor Neid erblassen lassen.
    Der Gedanke raubte ihm den Atem.
    In einem einzigen Augenblick gewann sein Leben eine neue Bestimmung.
    Gut möglich, dass Arden imstande war, die Welt zu ertragen, die die Ägypter errichteten. Es gab

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