Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
Vom Netzwerk:
ohne Hilfe atmen. Walter Bull Horse wickelte sie in eine gelbe Decke und fuhr sie zum Flughafen, wo der rote Felsendom die ganze Welt überblickte und der Wind direkt vom Himmel kam. Walter behielt die Uhr im Auge und achtete stets darauf, Nita zurückzubringen, ehe sie unter Luftmangel litt.
    Wenn Mutter einen guten Tag hatte, tauchte manchmal Limonade wie aus dem Nichts auf. Oder saubere Wäsche.
    Für Zachary bedeutete ein guter Tag eine Idee, beispielsweise die Melodie zu einem Song oder ein schneller Weg zur Lösung eines mathematischen Problems.
    Proud Henry stopfte sich ein paar Wurfkissen unter die Gürtellinie und band sich ein Lasso um die Taille. Das andere Ende band er um einen Totempfahl. Dann stieg er auf ein Paint Horse und galoppierte los.
    Er hatte ein rotes X auf den Boden gesprüht. Das war die Stelle, an der eine Schrotflinte abgefeuert werden sollte. Als das Pferd an dem X vorbeigaloppierte, straffte sich das Seil.
    Zachary beobachtete alles. Es sah gut aus. Es sah ganz genauso aus, als wäre sein Vater von den bösen Jungs aus dem Sattel geschossen worden.
    Proud Henry landete seitlich in einer Wolke aus rotem Staub und kugelte sich die Hüfte aus.
    Zachary sprang erschrocken herbei.
    Walter Bull Horse hatte so getan, als interessiere ihn das alles nicht, doch nun kam er fluchend aus dem Handelsposten gestürmt.
    Er durchtrennte das Lasso mit einem Klappmesser, und gemeinsam mit Zachary führten sie Proud Henry zum Handelsposten.
    Im vorderen Zimmer war Mutter dabei, die gelbe Decke über ihre Tochter und die Eiserne Lunge zu werfen.
    Die Decke schwebte in der Luft, füllte sich wie ein Segel und legte sich ohne jede Falte.
    Mutter sagte nichts. Sie setzte ihre Brille ab und setzte sie dann wieder auf.
    »Sie wollte draußen sein …«, begann Zachary, dann versagte ihm die Stimme.
    Proud Henry legte sein Gewicht auf die gesunde Hüfte. Vor Schmerz wurde er aschfahl, doch er ertrug es. Eine Verletzung nach der anderen.
    Zachary starrte in die Luft. Er meditierte mit offenen Augen.
    ***
    Und dann waren Zachary und der Teufel zurück im Wohnzimmer.
    Zehn Jahre waren vergangen. In der Zwischenzeit war auch Walter Bull Horse gestorben.
    »Und?«, fragte Zachary. »Was wolltest du mir zeigen? Meine Schwester, wie sie an einem dämlichen Virus starb, für den man weniger als ein Jahr später ein Heilmittel gefunden hat? Das habe ich alles schon gesehen. Aber das Wiedersehen mit Großvater war nett. Danke dafür.«
    »Das war nicht der Punkt«, sagte der Teufel und spielte mit einem Heroldsengel am Weihnachtsbaum. »Es ging darum, wie ich dich dazu bringen kann, darüber nachzudenken, dass die Dinge ganz anders gelaufen wären, hätte die Wissenschaft sich schneller entwickelt. Und doch sitzt du hier mit deinem teilweise elektrisch gegrillten Hirn und willst nicht, dass ich dir …«
    »Ich habe meine Gründe!«, schnappte Zachary. »Wie ich es sehe, ist der Tod manchmal eine Sache des Timings. Nitas Tod, während die Wissenschaft den Polio-Virus besiegt hat, war wie eine versäumte Verabredung. Was, wenn man sie einfach auf Pause hätte schalten können? Was, wenn man alle Leute auf der ganzen Welt einfach auf Pause schalten könnte, falls erforderlich? Leute, die nur ein paar zusätzliche Stunden brauchen, um zu einer Spezialklinik auf der anderen Seite des Landes geflogen zu werden? Leute, die wieder gesund werden, wenn sie nur eine Transfusion mit ihrer seltenen Blutgruppe erhalten? Oder die darauf warten, dass ein geeigneter Spender für ihre Niere stirbt?«
    Dem Teufel gefiel das alles nicht.
    »Was schlägst du vor, Mister Weltverbesserer?«, fragte er Zachary.
    »Dass wir uns eine Methode überlegen, Leute einzufrieren, sodass sie wiedererweckt und geheilt werden können. Ihnen die Zeit zu verschaffen, die sie brauchen.«
    »Das ist keine neue Idee.«
    »Ich weiß.«
    »Die meisten Wissenschaftler sagen, so etwas ist unmöglich.«
    »Weil sie es falsch anstellen.« Zachary beugte sich vor. »Ich spreche nicht davon, den Tod zu besiegen, sondern lediglich die Uhr anzuhalten. Wie beim Football – eine Auszeit, verstehst du? Du hast gesagt, was, wenn die Polio-Forscher imstande gewesen wären, schneller zu forschen, schneller zu denken? Was würdest du dazu sagen, wenn das bereits der Fall wäre? Wenn mein Gehirn sich bereits schneller bewegen würde?«
    Der Teufel runzelte die Stirn. »Sprich weiter«, sagte er.
    Zachary kam auf die Beine. Er war plötzlich voller Energie. »Stell mir eine

Weitere Kostenlose Bücher