Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Rechenaufgabe. Irgendwas Verrücktes.«
»Siebentausendachthundertdreiundvierzig mal sechzehn«, sagte der Teufel.
»Einhundertfünfundzwanzigtausendvierhundertachtundachtzig«, antwortete Zachary. »Weiter.«
»Neun Billionen mal Pi.«
»Achtundzwanzig Billionen zweihundertsechzig Milliarden.«
»Das ist alles? Keine Dezimalstellen? Pi enthält eine unendliche Anzahl an Stellen nach dem Komma.«
Zachary zuckte die Schultern. »Ich habe mit zwei Dezimalstellen gerechnet, wie bei einer Matheaufgabe in der Schule. Aber die Antwort ist richtig. Es ist eine ganze Zahl.«
»Konntest du das schon früher?«, fragte der Teufel. »Du warst schon immer klug.«
»Nicht so klug. Früher hätte ich mir vielleicht eine Methode ausdenken können, wie man Menschen einfrieren und wieder auftauen kann, vielleicht aber auch nicht. Heute bin ich sicher , dass ich es kann. Jetzt, in diesem Augenblick, lebt irgendwo ein kleines Kind mit Krebs oder einer absterbenden Leber, das dringend eine Pause braucht – lange genug, um eine Chance zu bekommen. Und ich werde dafür sorgen, dass es einen Pause-Knopf geben wird.«
Er blinzelte den Teufel entschlossen an.
»Es ist nicht so, dass es keinen Sinn ergeben würde«, sagte der Teufel. »Es ist nur, dass ich die Zukunft gesehen habe, und es ist nicht das, was du tun wirst. Du hast mir deine Seele verkauft als Gegenleistung für eine Bestimmung , und Menschen einzufrieren gehört nicht dazu.«
»Woher willst du das wissen? Hast du eine Kristallkugel oder so was?«
Der Teufel zog seine Kristallkugel aus der Tasche und wedelte damit in der Luft. »Wenn es das ist, was du brauchst – hier.«
»Nein«, sagte Zachary. »Nein, lass mich dir etwas zeigen. Das hätte ich gleich von Anfang an tun sollen. Komm mit.«
Er führte den Teufel durch den Hauswirtschaftsraum hindurch in die Garage und zu einer Werkbank, die übersät war mit Plastikflaschen und etwas, das wie Teile eines Chemiebaukastens aussah.
»Das Schwierige beim Einfrieren von Menschen oder Tieren oder sonst etwas«, sagte Zachary, »besteht darin, dass Eis sich ausdehnt. Da unsere Zellen hauptsächlich aus Wasser bestehen, platzen sie beim Einfrieren. Deshalb wird Salat matschig, wenn man ihn einfriert. Also musste ich eine Flüssigkeit erfinden, die sich beim Frieren nicht ausdehnt. Wir pumpen den Körper damit voll, wenn jemand stirbt, und dann frieren wir ihn ein.«
Er versuchte offensichtlich, mit Hilfe gewöhnlicher Haushaltsprodukte eine intravenöse Gefrierflüssigkeit zu entwickeln.
»Da drüben«, sagte Zachary und zog den Teufel am Arm mit sich.
Auf der Vorderseite der Garage, aufgereiht auf einem schmutzigen Stück Teppich, standen fünf altmodische Milchkannen – Metallbehälter von vielleicht einem Meter Höhe.
Zachary streifte Handschuhe über und setzte sich eine Schutzbrille auf.
»Vielleicht solltest du ein wenig zurückbleiben«, empfahl er dem Teufel.
»Keine Sorge, mir passiert schon nichts.«
Zachary schraubte den ersten Milchbehälter auf. Dichte Rauchschwaden quollen hervor und flossen am Außenrand entlang zu Boden. Zachary zog etwas aus dem Gefäß, eingewickelt in Plastik.
Er stand dort, hielt es vor sich hin und blickte sich suchend um. »Scheiße«, sagte er. »Ich hab vergessen, das Bügelbrett vorher aufzustellen.«
Der Teufel nahm das Bügelbrett von einem Gestell an der Wand und klappte es auf.
»Du hast es vergessen «, sagte der Teufel. »Aber du willst nicht, dass ich dein Gehirn repariere.«
Zachary legte das in Plastik eingewickelte Etwas auf das Bügelbrett und trat zurück.
»Was ist das für ein Dampf?«
»Trockeneis. Ich fülle sie mit meiner Lösung, um die Zellen am Platzen zu hindern, dann tauche ich sie in Trockeneis.«
» Was tauchst du in Trockeneis?«
Zachary zog das Plastik mit zwei Salatlöffeln auseinander, und dort lag ein Kojote.
Er sah nicht sehr tot aus. Ein wenig morsch vielleicht, trocken , insbesondere um die Augen herum.
Der Teufel runzelte die Stirn. Je länger er das Ding betrachtete, desto mehr sah es tot aus und überhaupt nicht mehr trocken. Dann wurde ihm bewusst, dass es sich vor seinen Augen veränderte.
»Scheiße«, sagte Zachary.
Der Kojote verflüssigte sich in weniger als einer Minute. Selbst Teile des Skeletts und der Zähne lösten sich in graue Pfützen auf, die in den Nebel tropften, der am Boden waberte.
Zachary setzte seine Brille ab.
»Ich brauche weniger Clorox«, murmelte er. »Oder weniger Deodorant.«
Der Teufel
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