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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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witterte seine Chance und wedelte mit der Kristallkugel unter Zacharys Nase.
    »Sieh her! Es ist nicht so, dass dein Experiment scheitern würde – es ist nur das falsche Experiment für dich. Sieh her. Sieh her! «
    Zuerst war nur ein Wirbel zu sehen, ähnlich dem wabernden Nebel auf dem Garagenboden. Dann sah Zachary sich selbst über einer Werkbank kauernd, bis zu den Ellbogen in Drähten und Schaltkreisen.
    »Das bist du, wie du die Welt veränderst«, flüsterte der Teufel. »So sieht dein Schicksal aus, deine Zukunft!«
    »Selbstverständlich!«, rief Zachary. »Ich arbeite an entsprechenden Instrumenten! Diese Apparaturen benötigen Monitore und Sonden, die mir melden, wenn es zu kalt oder zu warm wird!«
    Der Teufel konnte es kaum glauben. Viertausend Jahre nach Ägypten war es immer noch nicht möglich, die Menschen dazu zu bringen, das zu sehen, was direkt vor ihren Augen war – nicht, wenn sie es nicht sehen wollten .
    »Weiter geht deine Fantasie nicht?«, fragte der Teufel, und seine Stimme wurde lauter. »Weiter als bis zum Bau eines besseren Thermometers? Wenn du Instrumente bauen kannst, die das leisten, dann kannst du Instrumente für alles Mögliche bauen! Warum willst du dich damit begnügen, Tote einzufrieren? Es ist, als würde man ein Flugzeug erfinden und sagen, es diene nur zum Ausliefern der Post!«
    »Kommt darauf an«, entgegnete Zachary, »ob der Investor an der Post oder am Flugzeug interessiert ist. In deiner Analogie bin ich ein Postmann. Soll jemand anders das Flugzeug erfinden.«
    »Soll jemand anderes die Welt verändern.«
    »Post kann die Welt verändern.«
    »Das ist eine dämliche Analogie.«
    »Hör zu«, sagte Zachary, während er sich munter daranmachte, Clorox und Teppichreiniger zu mischen. »Du hast meine Seele mit dem Versprechen deiner Unterstützung gekauft. Wenn du mir nicht helfen willst, gib mir meine Seele zurück und geh mir aus dem Weg.«
    Der Teufel stieß einen Seufzer aus. Manche Leute lernten wirklich nur auf die harte Tour.
    »Was willst du von mir?«, fragte er.
    Ein Lächeln huschte über Zacharys breites Gesicht, und ein dünner Speichelfaden lief ihm übers Kinn.
    »Investoren«, sagte er.
    ***
    Also gab der Teufel Anzeigen in den Zeitungen auf.
    Die Anzeigen besagten im Prinzip, dass eine kleine wissenschaftliche Organisation vor der Lösung des Problems stand, wie man Menschen einfrieren und unbeschadet wieder auftauen konnte, ihnen gewissermaßen ewiges Leben zu schenken, und dass sie zum Abschluss ihrer Arbeiten Geld benötigte. Jeder, der einen bestimmten Beitrag leistete, würde garantiert eingefroren, wenn er starb. Wer mehr erfahren wollte, war herzlich zu einem Vortrag eingeladen.
    Der Vortrag fand im Wohnzimmer von Zacharys Elternhaus statt. Dreißig Leute erschienen, einschließlich seiner Eltern, die meisten von ihnen über siebzig Jahre alt. Zachary trug einen Geschäftsanzug und sabberte ein wenig. Er erklärte das eine oder andere Detail über das Einfrieren und Auftauen von Dingen. Er wies deutlich darauf hin, dass alles ein großes Experiment sei, doch jeder investierte Dollar mache den Erfolg wahrscheinlicher. Der Teufel hatte ein paar Poster drucken lassen mit Illustrationen und Zahlenkolonnen, die der ganzen Sache einen wissenschaftlichen Hintergrund verliehen.
    Und die alten Leute ließen sich überzeugen und trugen voller Eifer ihren Anteil bei.
    Als das Haus sich leerte und Zacharys Vater und Mutter zu Bett gegangen waren, setzten sich Zachary und der Teufel an den Küchentisch und zählten das Geld.
    Sie zählten einmal. Sie zählten zweimal. Sie konnten es nicht fassen.
    »Dreiundvierzig Dollar und zehn Cent«, sagte Zachary.
    »So ist das bei alten Leuten«, sagte der Teufel. »Sie haben die Große Depression miterlebt. Sie geben auch kaum Trinkgeld.«
    Zachary schüttelte den Kopf.
    »Es reicht jedenfalls für achtzehn Flaschen Clorox«, sagte er.
    »Sag deiner Mom, sie soll den Anzug aufbügeln«, sagte der Teufel. »Morgen gehen wir zur Bank.«
    ***
    Die Banker waren mit Rechenapparaten bewaffnet – mächtigen Gebilden, so groß wie Schreibmaschinen – und amüsierten sich beinahe zwanzig Minuten damit, Zachary Rechenaufgaben in die Milliarden hinein bewältigen zu lassen, bis zur sechsten Stelle hinter dem Komma. Sie stärkten sich an dem Lunch, den der Teufel in ihrem Konferenzraum vorbereitet hatte, und am Tee, gewürzt mit einem Spritzer einheimischem indianischem Whiskey. Sie erfreuten sich an den Bildern, die der

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