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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Teufel.
    Washington spähte um den Baum herum.
    »Ich wusste, dass Ihr Euch früher oder später zeigen würdet! Hinfort!«
    »Ein bisschen Hilfe würde Euch nicht unbedingt gleich die Seele kosten«, sagte der Teufel.
    »Es ist die Seele der Nation, die mir Sorge macht«, sagte Washington. »Und in ihrem Namen muss ich ablehnen.«
    Der Teufel wartete. Washington war ein praktisch veranlagter Mann mit einer großen Blase. Aber ein wenig Zeit zum Nachdenken konnte ja nicht schaden.
    »Auf der anderen Seite«, sagte Washington, als er um den Baum herumkam und sich die Hose zuknöpfte, »stellt sich die Frage nach dem Zustand ihrer Seele gar nicht erst, wenn die Nation zwischen hier und Princeton zerschmettert wird.«
    »Große Dinge erwachsen aus unvollkommenen Wurzeln«, sagte der Teufel.
    Washington ritt nachdenklich zurück ins Lager und tat, was er am Besten konnte: Er sah auf seinem Pferd großartig aus.
    ***
    Der Teufel klopfte an Washingtons Tür und trat ein. Draußen pfiff der Wind.
    Washington blickte über die Schulter. Ein kurzes Blitzen seiner kobaltfarbenen Augen, dann fragte er: »Ein Glas Madeira?«
    Der Teufel nickte.
    Washington schenkte ein. »Ich habe noch keine Entscheidung getroffen«, sagte er.
    »Ihr solltet aggressiver vorgehen«, erwiderte der Teufel. »Wir machen den Eindruck von Schwäche.«
    »Wir sind schwach. Die Hälfte unserer Armee ist bereits in Gefangenenschiffen.«
    »Nehmt, was Ihr habt. Greift an wie ein wildes Tier«, empfahl der Teufel.
    »Nein. Ich werde strategisch vorgehen.«
    Der Teufel hätte ihm beinahe einen Stuhl über den Kopf gehauen.
    ***
    Unten am Creek drängte sich die Armee und beobachtete die Finsternis und die leeren Straßen der Stadt, während sie auf das Geräusch von Hufschlägen oder Stiefeln lauschte. Im Hauptquartier überschlugen sich die Meldungen: amerikanische Truppen hatten sich Schusswechsel mit den Briten geliefert, nicht weit die Straße hinauf. Amerikanische Scharfschützen hatten in die britischen Formationen gefeuert, als diese in Kolonnen marschiert waren, doch die Briten hatten das Feuer erwidert und waren unablässig weiter vorgerückt, zahllos wie die Sterne am Himmel. Inzwischen waren sie weniger als eine Meile entfernt, und Washington saß immer noch grübelnd über seinen Karten.
    »Die Truppen werden sich durch Trenton hindurch zurückziehen«, erklärte er.
    Sicher , dachte der Teufel. Das tun sie schon jetzt.
    Man konnte die ersten Schüsse zwischen den Häusern hören.
    »Sie werden über die Assunpink Bridge zurückfallen«, sagte Washington, »und sich auf dieser Seite formieren.«
    »Und was dann?«
    »Dann geben wir’s ihnen.«
    Doch seine Augen und seine Stimme waren müde. Der Teufel spürte, dass Washington sich fragte, was die Briten wohl mit ihm machen würden, wenn sie ihn gefangen hatten. Wahrscheinlich hängen.
    Scheiße , dachte der Teufel. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten, wandte er sich um und stapfte nach draußen in die Kälte. Er fand sein Pferd und jagte hinunter zum Creek.
    Die Wolken hingen tief, und hinter ihnen leuchtete ein Dreiviertelmond. Mündungsblitze spiegelten sich in Fenstern und wurden von Wolken reflektiert. Kanonenfeuer wummerte zwischen den Läden und den Gartenmauern hindurch.
    Die Briten kamen nicht. Sie waren bereits da.
    ***
    Der Teufel ritt durch Wogen flüchtender Städter und erreichte den Creek genau in dem Moment, als die Kämpfe einsetzten.
    Amerikanische Soldaten taumelten über die Brücke und mühten sich über den Creek. Die Brücke entwickelte sich zu einem tödlichen Flaschenhals voller Schreie und Panik.
    Der Teufel stieg ab, um die Männer zu geordnetem Vorgehen zu zwingen, doch bevor er losbrüllen konnte, formierten sie sich und hörten auf zu drängeln und zu stoßen, obwohl sie von hinten unter Feuer genommen wurden.
    Washington war da.
    Er saß am Ende der Brücke auf seinem Pferd, majestätisch und unnahbar. Der Teufel bemerkte, wie die Männer sich bemühten, Washingtons Stiefel oder Sattel oder wenigstens sein Pferd zu berühren, als wäre er ein Talisman.
    Das, so wusste der Teufel, war der Grund, weshalb die Geburt der neuen Nation so sehr von diesem einen Mann abhing. Nun, nachdem sie ihn gesehen und berührt hatten, würden die Amerikaner besser kämpfen.
    Die Briten marschierten aus der Dunkelheit hervor und strömten über die Straßen von Trenton.
    Bajonette blitzten.
    Trommeln dröhnten.
    Sie waren so viele!
    Selbst der Teufel drohte zu verzagen.
    Einige

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