Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
nicht, und …«
»Und jetzt gibt es sie nicht mehr «, unterbrach ihn Zachary. »Das mit Ihrer Frau tut mir leid, Sir.«
»Sie hat mir unsere einjährige Tochter zurückgelassen«, fuhr Clifton fort, als hätte Zachary gar nichts gesagt. »April. Sie ist jetzt vier. Und sie hat Leukämie.«
Verdammter Mist , dachte Zachary. Et sah deutlich, wohin das führte.
»Das tut mir leid, Mr. Michael«, sagte er. »Aber …«
»Ich habe beim Straßenbau gutes Geld verdient«, sagte Michael drängend. »Genug, um die Aktivierung von einem Ihrer … Froster zu finanzieren oder wie immer Sie die Dinger nennen. Ich habe Ihre Anzeigen gelesen, und ich …«
Zachary ließ Michael weiterreden. Vor ihm saß ein Mann, der seine Familie verlor. Zuerst die Frau, dann die Tochter. Es schadete niemandem, wenn er ihn sagen ließ, weswegen er hergekommen war. Reden half, hatte Zachary aus seinen Geschäften mit den Sterbenden gelernt.
Nur, dass Clifton Michael keine Therapie wollte. Er wollte eine letzte Chance für seine sterbende Tochter, so dünn sie auch zu sein schien.
»Die Heißwasserthermen funktionieren nicht richtig«, sagte Zachary schließlich. »Das sind sie nämlich in Wirklichkeit – ganz gewöhnliche Heißwasserthermen, gefüllt mit flüssigem Stickstoff. Wussten Sie das?«
»Es steckt mehr dahinter, Mr. Bull Horse«, widersprach Michael. »Sie machen nicht den Eindruck eines Dilettanten oder Trickbetrügers.«
Anschließend ließ Michael seine Augen sprechen. Seine traurigen Augen mit dem eisernen Willen.
Zachary wollte es nicht tun, aus einer ganzen Reihe verschiedener Gründe. Zum einen war die Firma nicht mehr im Geschäft. Zum anderen war es ihm lieber, wenn seine Kunden ihre Entscheidungen gut informiert und bei klarem Verstand trafen, und Michaels Tochter April war längst nicht alt genug dafür. Zachary befürchtete, dass Michael aus reiner Verzweiflung handelte und bereit war, eine Menge Geld wegzuwerfen.
Verzweiflung war ein schlechter Ratgeber und ein schlechter Grund für egal was.
Zachary blickte in die großen, feuchten Augen und sah, was er zu tun hatte.
»Nein«, sagte er zu Clifton Michael.
Und ging zu Bett, voller Hass auf sich selbst.
***
Clifton Michael hatte noch ein Ass im Ärmel. Es war ein schmutziger Trick. Er kam am nächsten Tag wieder – mit seiner Tochter.
Verdammter Mist , dachte Zachary erneut.
April hatte große, staunende Augen und eine Art, sich in die Herzen anderer Leute zu schleichen – aller Leute –, wie junge Hunde es tun. Sie konnte kreischen, und sie konnte lachen, aber hauptsächlich redete sie mit leiser Stimme.
Clifton Michael kannte seine Tochter gut genug, um sich zurückzulehnen, den Mund zu halten und seinem Baby die ganze Arbeit zu überlassen.
April und Zachary redeten über Katzen. Zachary brachte sie zum Lachen, indem er sich zwei Kronkorken auf die Augen drückte.
April kreischte. Dann verschwand sie den Flur hinunter.
Zachary und Michael unterhielten sich über Straßenbau.
April kehrte mit anderen Dingen zurück, die Zachary sich in die Augen drücken sollte: einer Zahnbürste. Einem Stück Seife. Einer Dixie-Tasse.
Wenn ein so junges Kind – insbesondere ein Kind, von dem man weiß, dass es sterben wird – einem seine ganze Zuneigung schenkt, kann man nicht anders, als diese Zuneigung zu erwidern.
Und wenn ihr Vater aufhört, über Straßenbau zu reden und stattdessen ein letztes Mal die Frage stellt, ob man nicht doch seinen Scheck akzeptieren und bitte, bitte einen letzten Versuch unternehmen könne, nur diesen einen, das wäre alles, worum er bitte, dann sagt man eben: »Ja.«
***
Es geschieht schneller, als man für möglich hält. So schnell, dass man noch nicht vorbereitet ist. April ging ins Krankenhaus, kam wieder nach Hause, ging erneut ins Krankenhaus und kam nicht mehr nach Hause. Bis Zachary mit seiner Plastikkiste voller Party-Eis im Krankenhaus war, hatte ihr Vater, bis in die Grundfesten erschüttert, bereits einen Haufen Eiswürfel aus der Cafeteria organisiert, und gemeinsam packten sie April ein. Natürlich erinnerte es Zachary an seine Schwester in der Eisernen Lunge fünfzehn Jahre zuvor, und er musste daran denken, dass sie heute fünfundzwanzig wäre.
Er riet Michael dringend, nicht mit ihm nach Hause zu kommen. Er sagte ihm, er würde den Prozess des Frostens nicht sehen wollen. »Das ist nicht der Anblick, den Sie von Ihrer Tochter im Gedächtnis behalten wollen«, sagte er.
Michael glaubte ihm. Er vertraute
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