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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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festgehalten werden sollte, um sodann ohne weitere Umstände am Hals aufgehängt zu werden.
    Der Soldat namens Hazard sprang von seinem Pferd und näherte sich dem Teufel, in den Händen schwere Ketten. Der Teufel bereitete sich darauf vor, ihn zu schlagen und niederzuringen, doch der andere Soldat, Scatlock, gab seinem Pferd die Sporen und ritt den Teufel einfach um.
    Das alles wäre an irgendeinem anderen Tag nicht passiert , dachte der Teufel.
    Er fand sein Gleichgewicht gerade rechtzeitig wieder, um Hazard die Gelegenheit zu geben, den Arm voller Ketten nach ihm zu schleudern.
    ***
    Er wachte gefesselt an einen jungen Ahornbaum auf, allein, mitten in einem Gehölz.
    Eine Seite seines Schädels fühlte sich eingeschlagen und geschwollen an.
    Er erinnerte sich, dass er gehängt werden sollte, und lachte auf. Dann fiel ihm wieder ein, dass er nicht unverwundbar war. Er hörte auf zu lachen.
    Der Boden erzitterte. Lautes Knattern, wie von Popcorn, zerriss die Luft von Horizont zu Horizont.
    Im ersten Moment dachte er, dass er allein und unbewacht in irgendeinem unbekannten Teil des Universums zurückgelassen worden war, doch dann erspähte er zwei abgerissene Konföderierte, die in mittlerer Entfernung an einen Baum gelehnt standen. Sie schauten in seine Richtung und spuckten aus.
    Die Schatten am Boden wurden rasch länger.
    Das alles konnte nicht wirklich geschehen.
    Nach Tausenden – oder waren es Millionen? – von Jahren aufgehängt wie ein Pferdedieb von einem Trupp Hinterwäldler und Rednecks. Er, der Sumer erobert hatte, der geholfen hatte, die Pyramiden zu errichten, der vor Troja über den Strand gelaufen war!
    »Ich bin vor Troja über den Strand gelaufen! «, schrie er voller Frust.
    Einer der Konföderierten hielt eine dicke Hanfschlinge in die Höhe.
    Der Teufel knirschte mit den Zähnen und stieß einen ohnmächtigen Seufzer aus. Er, der … mit Pocahontas …
    Weit entfernt steigerte sich das Beben und Dröhnen und Knallen von Kanonen- und Musketenschüssen zum Crescendo, ehe es ein gutes Stück leiser wurde.
    »Ich bin mit Nat Turner geritten, ihr Bastarde!«, brüllte der Teufel. »Ich war dabei, als er die Häuser eurer Großmütter niedergebrannt und sie mit dem Säbel in Stücke gehauen …«
    Damit gewann er ihre Aufmerksamkeit. Die beiden waren Virginier. Sie wechselten ein paar Worte, kamen überein, dass es nah genug an Sonnenuntergang war, und kamen mit der Schlinge in des Teufels Richtung.
    Oh nein.
    Einer der beiden wirbelte die dicke Schlinge über seinen Kopf. Als er sie fliegen ließ, fiel sie wie ein Lasso über den Kopf des Teufels.
    Der Soldat zerrte fest am Seil, und die Schlinge zog sich zu. Der Teufel kämpfte gegen seine Ketten. Er würde kämpfen, gottverdammt! Und wenn er jeden von diesen Mistkerlen mit dem Kopf …
    Ein Pferd mit einem Reiter kam heran. Der Offizier. Er kam aus der Stadt.
    »Verschwindet, ihr Hundesöhne«, befahl er und durchtrennte das Seil mit seinem Säbel. »Die Strafe wurde aufgehoben. Das Kommando sagt, wir brauchen morgen jeden Mann, der ein Gewehr halten kann, einschließlich sämtlicher Gefangenen.«
    Die beiden Soldaten verschwanden zwischen den Bäumen.
    »Wir marschieren morgen früh«, sagte der Offizier zum Teufel. »Und du wirst mit uns marschieren. Gleich kommt jemand und bringt dir was zu essen.«
    ***
    Die Konföderierten hatten den ersten Tag gewonnen. Sie hatten die Unionssoldaten in die Hügel getrieben. Am zweiten Tag versuchten sie, die Union aus den Hügeln zu vertreiben und sie vollends zu vernichten, doch die Union drängte sie zurück. Also würde General Lee seine Leute in einer gewaltigen, meilenlangen Welle versammeln und über die Unionstruppen kommen wie eine biblische Flut.
    Seine Soldaten würden eine Meile über offenes Gelände laufen müssen, während sie unablässig unter feindlichem Kanonenbeschuss standen. Ein paar Offiziere aus Lees Stab hielten die Idee für ausgesprochen dumm.
    »Eine Meile ist viel zu lang«, argumentierten sie.
    General Lee kümmerte es nicht. Er war verrückt.
    General Picketts Division sollte den Angriff führen. Er würde »Picketts Charge« genannt werden, auch wenn es nicht Picketts Idee gewesen war und er den größten Teil des Geschehens durch ein Fernglas verfolgen würde.
    ***
    Der Offizier, der den Teufel gefangen genommen hatte, kam vorbei und schleppte ihn mit sich durch die Wälder. Es hatte kein Abendessen gegeben und auch kein Frühstück, und der Teufel fühlte sich schwach. Er

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